Aber bloß weil das Buch schon älter ist, kann es doch trotzdem gut sein? Ich habe dieses Exemplar schon vor Jahren von einer lieben Freundin geschenkt bekommen und ihm seitdem im Regal ein ruhiges Dasein gegönnt. Doch nun fand ich es an der Zeit, mich auch einmal mit dem Inhalt zu beschäftigen. Tatsächlich hat meine Freundin meinen Lesegeschmack gut eingeschätzt, denn mir hat der Roman wirklich gut gefallen. Weshalb genau? Lest selbst:
Inhalt: (Quelle: Amazon)
Jonathan Schotter, um die fünfzig, hat seinen Job an einen jüngeren
Kollegen und seine Frau an einen argentinischen Dichter und Polospieler
verloren. Wie ein einsamer Wolf streift er durch Berlin – bis er eines
Tages in der U-Bahn auf eine junge Frau trifft, die ihn sofort
fasziniert. Als sie beim Aussteigen ihren Laptop im Abteil vergisst,
greift Jonathan zu: Er knackt die Codes des Computers, liest die Mails
der Fremden, die sich Roula Rouge nennt, und dringt immer tiefer in ihre
Welt ein. Eines Tages gelingt es ihm tatsächlich, sie
kennenzulernen. Er verliebt sich in sie und lebt fortan in ständiger
Angst, er könnte auffliegen. Doch auch Roula Rouge hütet ein Geheimnis,
das Jonathan Stück für Stück enthüllt …
EIN OST-WEST-LIEBES-GESELLSCHAFTS-KRIMINAL-SPÄTENTWICKLERROMAN...
Quelle: Pixabay |
Jonathan
Schotter ist 47 Jahre alt und streift seit seinem Umzug arbeitslos
kreuz und quer durch Berlin. Geldsorgen hat er allerdings nicht, da er
bei seinem Rauswurf aus der Werbeagentur in München noch eine stolze
Abfindesumme kassiert hat. Sein frisch renoviertes und puristisch
eingerichtetes Loft sowie seine stets makellose Kleidung spiegeln seine
große Ordnungliebe wider. Doch der Zufall will es, dass sich Jonathan
plötzlich von eingigen Lebensprinzipien verabschiedet und sich in ein
ungeahntes Abenteuer in Berlin einlässt.
For every style there is an anti-style in wait. (S. 55)
In der S-Bahn begegnet
er einer jungen Frau, und nichts an dieser Begegnung wäre
erinnernswert, wenn diese Frau nicht ihren Rucksack mit einem iBook
liegen gelassen hätte. Jonathan dreht vor dem Fundbüro um und beginnt zu
seinem eigenen großen Erstaunen, der jungen Frau hinterher zu
recherchieren. Roula Rouge heißt sie, wie Jonathan schnell herausfindet,
ist gerade einmal 23 Jahre alt und zeigt deutliche anarachistische
Tendenzen, die ihn eher erschrecken. Wie kommt es, dass eine so junge
Frau so wütend sein kann? Und - beinahe ebenso erschreckend - wie kommt
es, dass er sich in so jemanden verliebt, ohne ihr je bewusst begegnet
zu sein?
Als die Bahn am Reichstag vorbeikam, sagte ich mir: Du bist siebenundvierzig Jahre alt, Schotter. Du machst dich lächerlich. Und Schotter antwortete: Na und! (S. 90)
Eine Liebesgeschichte also? Ja, auch. Aber ohne jeden Kitsch, sondern eingewoben in eine Liebeserklärung an Berlin, in eine Ost-West-Erzählung, in Lebensgeheimnisse, die es zu erforschen gilt, in kriminalistische Aspekte, in einen Gesellschaftsroman voller Kontraste und unterschiedlicher Extreme, unterhaltsam, humorvoll, spannend und mit zahlreichen Überraschungen, die das Lesen interessant bleiben lassen.
Die Charaktere sind bei aller Gegensätzlichkeit sympathisch gezeichnet und bieten trotz ihrer Annäherung einigen Konfliktstoff, auch wenn mir Roula Rouges Wandel teilweise etwas krass vorkam. Das Ende war vielleicht ein wenig zu glatt, aber immerhin offen genug, um nicht doch ins Kitschige abzugleiten. Insgesamt habe ich den beiden Hauptcharakteren jedenfalls gerne über die Schulter geschaut und ihre Scharmützel und Geheimniskrämereien verfolgt.
Ein kleiner diplomatischer Zwischenfall hatte sich ereignet, als Mariola eines Tages mit der frisch gewaschenen Wäsche ins Loft kam, darunter auch Roula Rouges Jeans mit den Löchern in den Knien. Die Hose hatte plötzlich nicht nur eine Bügelfalte, sie war obendrein auch noch geflickt. "Was ist das denn?", hatte Roula Rouge gefragt, während sie sich die Jeans vor die Hüften hielt. Ich sah blankes Entsetzen in ihrem Gesicht (...) "Das? Das hat meine Mutter gemacht", antwortete Mariola. Löcher sind dafür da, um geflickt zu werden, hat sie gesagt." (S. 257)
Dass das Buch auf der Longlist des Deutschen Buchpreises 2007 gelandet ist, hat mich allerdings etwas überrascht, da ich es zwar als angenehm zu lesen empfand, jedoch nicht als stilistisch herausragend. Ein wenig störend fand ich in dem Roman die häufige Aufzählung exklusiver Markennamen, und der arg sorgenfreie oder auch despektierliche Umgang mit Geld und materiellen Gütern stieß mir an manchen Stellen auch etwas unangenehm auf.
Insgesamt jedoch bietet Mathias Nolte hier eine schräge Story, kurzweilig, unterhaltsam und spannend. Lesens- und empfehlenswert!
© Parden
Als die Bahn am Reichstag vorbeikam, sagte ich mir: Du bist siebenundvierzig Jahre alt, Schotter. Du machst dich lächerlich. Und Schotter antwortete: Na und! (S. 90)
Eine Liebesgeschichte also? Ja, auch. Aber ohne jeden Kitsch, sondern eingewoben in eine Liebeserklärung an Berlin, in eine Ost-West-Erzählung, in Lebensgeheimnisse, die es zu erforschen gilt, in kriminalistische Aspekte, in einen Gesellschaftsroman voller Kontraste und unterschiedlicher Extreme, unterhaltsam, humorvoll, spannend und mit zahlreichen Überraschungen, die das Lesen interessant bleiben lassen.
Die Charaktere sind bei aller Gegensätzlichkeit sympathisch gezeichnet und bieten trotz ihrer Annäherung einigen Konfliktstoff, auch wenn mir Roula Rouges Wandel teilweise etwas krass vorkam. Das Ende war vielleicht ein wenig zu glatt, aber immerhin offen genug, um nicht doch ins Kitschige abzugleiten. Insgesamt habe ich den beiden Hauptcharakteren jedenfalls gerne über die Schulter geschaut und ihre Scharmützel und Geheimniskrämereien verfolgt.
Ein kleiner diplomatischer Zwischenfall hatte sich ereignet, als Mariola eines Tages mit der frisch gewaschenen Wäsche ins Loft kam, darunter auch Roula Rouges Jeans mit den Löchern in den Knien. Die Hose hatte plötzlich nicht nur eine Bügelfalte, sie war obendrein auch noch geflickt. "Was ist das denn?", hatte Roula Rouge gefragt, während sie sich die Jeans vor die Hüften hielt. Ich sah blankes Entsetzen in ihrem Gesicht (...) "Das? Das hat meine Mutter gemacht", antwortete Mariola. Löcher sind dafür da, um geflickt zu werden, hat sie gesagt." (S. 257)
Dass das Buch auf der Longlist des Deutschen Buchpreises 2007 gelandet ist, hat mich allerdings etwas überrascht, da ich es zwar als angenehm zu lesen empfand, jedoch nicht als stilistisch herausragend. Ein wenig störend fand ich in dem Roman die häufige Aufzählung exklusiver Markennamen, und der arg sorgenfreie oder auch despektierliche Umgang mit Geld und materiellen Gütern stieß mir an manchen Stellen auch etwas unangenehm auf.
Insgesamt jedoch bietet Mathias Nolte hier eine schräge Story, kurzweilig, unterhaltsam und spannend. Lesens- und empfehlenswert!
© Parden
Produktinformation: (Quelle: Amazon.de)
- Taschenbuch: 416 Seiten
- Verlag: Knaur TB (1. März 2009)
- Sprache: Deutsch
- ISBN-10: 342650118X
- ISBN-13: 978-3426501184
Informationen zum Autor: (Quelle: Verlagsgruppe Droemer Knaur)
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