Dienstag, 23. Mai 2023

Korte, Lea: Morgen werden wir glücklich sein

 

Morgen werden wir glücklich sein – ein sehnsuchtsvoller Wunsch, wenn das Ende der Besatzung von Paris im Jahr 1940 noch nicht absehbar ist. Es klingt ein wenig nach dem „Und nächstes Jahr in Jerusalem“ und wenn dieser Satz in diesem Roman von Lea Korte nicht fällt, so könnte er doch von der Jüdin Amiel stammen...

Drei junge Frauen nennen sich seit ihrer Kindheit „Die Unbesiegbaren“. Sie könnten sich auch die „Unzertrennlichen“ nennen, beides wird einer starken Prüfung unterzogen. Während Marie, eine Lehrerin und Amiel, eine Ärztin, sich immer mehr der französischen Widerstandsbewegung, der Resistance, anschließen, kann sich Geneviève nicht von ihrem Flügel im Chez Lulu trennen. Ihre Auftritte finden von nun an vor den Deutschen statt. Wird sie, die sich dann auch noch in einen verliebt, zu den Freundinnen halten können?

Dabei rettet Geneviéve Marie durch eine unglaubliche Erniedrigung vor weiteren Qualen, davon wird die Freundin allerdings nie erfahren. Doch mit Amiel soll es ihr nicht gelingen, als deren Deportation dann doch bevorsteht. Marie und Amiel bekommen beide Töchter, Zoe und Amiee. Auch deren Schicksal wird nicht einfach und es sind die Enkelinnen Malou (Marie) und Josephine (Geneviéve) die Jahrzehnte später über ihre Großmütter zusammenbringen müssen. 

Das ist die Rahmenhandlung, Malou und Josephine stecken in einem Fahrstuhl fest und kommen nun nicht umhin, einander zuzuhören. Beide erfahren selbst viel über sich und ihre Großmütter.

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Lea Korte ist keine Unbekannte auf unserem Blog, vor vielen Jahren stieß ich auf DIE MAURIN und DIE NONNE MIT DEM SCHWERT. Nun endlich, auf der Buchmesse in Leipzig 23, kreuzten sich unsere Wege, wobei ich sie eigentlich fragen wollte, ob ihre „Romanschmiede“ auch das das Schreiben von Essays einschließt. Warum Essays? Weil meine Buchbesprechungen ja öfters ausarten. Mit der „Romanschmiede“ betreibt sie einen Online-Autorenkurs, bei dem ihr Inès Keerl zur Seite steht, von deren Roman DIE LÖWIN VOM TAFELBERG demnächst die Rede sein wird.

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Mit Morgen werden wir glücklich sein, liegt ein Roman über drei Frauen vor, ein Roman über Liebe, Mut, Kraft, über Freundschaft aber auch Gewalt, Verrat und Folter. Harte und qualvolle Szenen werden uns nicht erspart, es gibt auch spannende und rasante Szenen von Flucht und Verstecken. Seltsam kam mir manchmal der Leichtsinn vor, mit dem die Angehörigen der Gruppe Combat Paris vorgingen. 

Die Freundschaft der drei Frauen beweist sich aber trotz der Gegensätze, ihrer unterschiedlichsten Auffassungen immer wieder, wobei das Vertrauen von Marie und Amiel in ihre Freundin Geneviéve meist größer ist, als die Skepsis gegenüber ihrem Umgang. 

Von den 73853 aus Frankreich deportierten Juden überlebten 2600 den Holocaust.  Lea Korte hat, das erzählt sie im Nachwort, einige tatsächliche Ereignisse mit ihrer Geschichte verwoben. Damit hat die Autorin nicht nur die Geschichte einer Freundschaft erzählt, dadurch wird diese Geschichte zu einem historischen Roman. Historische Personen hat sie nicht eingeführt, der SS- und Polizeiführer Johann Strebers dürfte in etwa Carl Oberg entsprechen, andere spielen kaum eine Rolle. Auf diese Art und Weise hat Lea Korte ihrem Hauptanliegen, die Geschichte einer schwierigen Freundschaft zu erzählen, besondere Rechnung getragen.

Als Leser wünschte ich den drei Freundinnen von Beginn an, dass sie morgen wieder glücklich sein können. Aber es war Krieg...

Eine gute Geschichte, ein empfehlenswerter Roman, ein Blick in die Geschichte, der uns nie verloren gehen sollte. 

Liebe Lea, vielen Dank für diesen Roman, den du mir zum lesen und rezensieren überlassen hast.



© Bücherjunge

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