Freitag, 12. Mai 2023

Cross, Ethan: Ich bin die Angst

Der „Anarchist“, ein mysteriöser Killer, verbreitet in Chicago Angst und Schrecken. Er trinkt das Blut seiner Opfer, bevor er sie anzündet. Schlimmer noch: Er zwingt sie, ihm dabei unentwegt in die Augen zu schauen. Denn sie sollen sein wahres Gesicht sehen. Nicht das Gesicht des liebevollen Ehemannes und Vaters, das er seit Jahren für seine Familie aufsetzt, sondern das Gesicht des absolut Bösen. Um den Anarchisten zur Strecke zu bringen, muss Marcus Williams von der Shepherd Organization sich ausgerechnet an seinen Todfeind wenden: Francis Ackerman junior, den berüchtigsten Serienkiller der Gegenwart.  (Verlagsbeschreibung)
 
 
DNB / Bastei Lübbe / 2014 / ISBN: 978-3-404-17078-4 / 560 Seiten
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Nach "Ich bin die Nacht" haben wir auch Band zwei der Shepherd Reihe um den Serienkiller Francis Ackerman jr. im Rahmen einer privaten Leserunde gelesen, initiiert von ehemaligen Buchgesichtern. Der erste Band hat ja nicht ganz überzeugen können, aber aufgrund einiger offener Fragen sowie der Hoffnung, dass in den Folgebänden die enorme Welle der Gewalt zugunsten der Charakterentwicklungen mehr in den Hintergrund gerät, hatten wir beschlossen weiterzulesen. Ob sich das gelohnt hat, könnt Ihr hier nachlesen:



















EIN MONSTER ÜBERTRUMPFT DAS ANDERE...




Band zwei der hochgelobten Reihe um den Serienkiller Francis Ackerman junior habe ich gerade beendet - und kann das Kopfschütteln immer noch nicht lassen. Doch dazu gleich mehr.

Der erste Band 'Ich bin die Nacht' konnte mich schon nicht so recht überzeugen, was v.a. daran lag, dass die Charaktere sich gar nicht richtig präsentieren konnten, weil die Handlung nur so vor Blut und Gewalt strotzte. Meine Hoffnung war, dass sich dies im Folgeband ändern würde.

Nun, hier geht es zwar auch nicht gerade zimperlich zu, aber ja, der Fokus liegt in diesem Band tatsächlich nicht mehr ausschließlich auf den Gewaltszenen, sondern - ja, worauf eigentlich? Allein das finde ich schon schwer zu beantworten, denn hier gibt es nicht nur den 'Anarchisten', der in Chicago mit seinen brutalen Morden für Aufruhr sorgt, sondern auch Francis Ackerman junior im Hintergrund, der schön dafür sorgt, dass Marcus Williams, der eben solche Serienkiller jagt um sie ein für alle mal auszuschalten, auch wirklich alle relevanten Informationen und Hinweise erhält.

Damit hätten wir dann gleich drei Serienkiller, denn im Grunde handelt Marcus ja auch nicht anders als diejenigen, die er jagt, da er sie kompromisslos tötet, um das Böse zu tilgen. Dabei hadert er durchaus mit seiner Rolle, aber nicht mehr, wie noch im ersten Band, weil er eben erkennt, dass ihn kaum etwas von den zur Fahndung ausgeschriebenen Serienkillern unterscheidet, sondern deshalb, weil er merkt, dass er Spaß daran zu gewinnen beginnt.

Und als ob das nicht ausreichen würde, präsentiert Ethan Cross hier auch noch einen vierten Serienkiller, das personifizierte Böse, dessen größte Gabe die Manipulation ist, der aber durchaus nicht vor Gräueltaten zurückschreckt. Vier Serienkiller in einem Band - und der Autor entfaltet hier eine makabre Posse darum, wer von ihnen wohl das größte Monster ist. Wirkliche Spannung habe ich hier nicht erlebt, weil ich die meiste Zeit mit hochgezogenen Augenbrauen las - und bestenfalls nur staunte.

Da bislang keiner der vorgestellten Charaktere auch nur einen Funken Sympathie bei mir auslösen konnte, war es mir auch herzlich egal, wenn einem von ihnen etwas zustieß. Ich war einfach neugierig darauf, wie Ethan Cross dieses Sammelsurium wohl auflösen würde, und ja, es gab etliche wirre Passagen und auch einige logische Fehler. Zudem amüsierten mich die meisten blutigen Szenen tatsächlich nur noch, weil sie teilweise wie ein schlecht inszenierter Western wirkten. Zwischenzeitlich fragte ich mich ernsthaft, ob der Autor tatsächlich einen Thriller schreiben wollte oder aber eine Persiflage - und der Verlag hat es einfach nicht bemerkt?

Ganz ungeschickt ist Ethan Cross allerdings nicht. Denn am Ende, als selbst Marcus seinen Job eigentlich schmeißen wollte, ergab sich noch eine erstaunliche Wendung. Marcus wie dem Leser wird mit dem letzten Satz noch ein Brocken hingeworfen, der einen doch zögern lässt. Marcus wird dem angedeuteten Geheimnis sicher im dritten Band auf die Spur kommen wollen - ich bin noch nicht so recht überzeugt. Aber ausschließen will ich es eben auch nicht. Hm.

Auch Band zwei bot für mich also wieder keine überzeugende Vorstellung, aber ich bleibe neugierig...


© Parden











Ethan Cross ist das Pseudonym eines amerikanischen Thriller-Autors, der mit seiner Frau, drei Kindern und zwei Shih Tzus in Illinois lebt. Nach einer Zeit als Musiker nahm Ethan Cross sich vor, die Welt fiktiver Serienkiller um ein besonderes Exemplar zu bereichern. Francis Ackerman junior bringt seitdem zahlreiche Leser um ihren Schlaf und geistert durch ihre Alpträume. Neben der Schriftstellerei verbringt Ethan Cross viel Zeit damit, sich sozial zu engagieren, wobei ihm vor allem das Thema Autismus sehr am Herzen liegt. (Quelle: Bastei Lübbe)
 

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