Lía glaubt nicht mehr an Gott. Nicht, seit ihre siebzehnjährige Schwester grausam ermordet wurde. In ihrer streng religiösen Familie fühlt sie sich völlig allein gelassen, und bald bricht sie den Kontakt zu ihr gänzlich ab. Dreißig Jahre vergehen ohne den geringsten Hinweis auf den Mörder, dreißig Jahre, die tiefe Gräben in der Familie hinterlassen. Erst eine unerwartete Begegnung wirbelt die Vergangenheit wieder auf und entfesselt einen Sturm, der alle mit sich reißt.
Claudia Piñeiro ergründet ein erschütterndes Familiengeheimnis, hinter dem ein Netz von religiösem Fanatismus, kirchlichem Machtanspruch und Repressionen sichtbar wird. (Klappentext)
DNB / Unionsverlag / 2023 / ISBN: 978-3293005921 / 320 Seiten
Kurzmeinung:
DUNKLE ABGRÜNDE...
Jeder der genannten Charaktere erhält in diesem Roman ein eigenes Kapitel, in das die eigenen Erinnerungen und auch die Erlebnisse der letzten dreißig Jahre nach dem Tode Anas einfließen, so dass sich nach und nach ein deutliches Bild vom damaligen Geschehen ergibt - erschreckend und grausam. Eine düstere Familiengeschichte mit dunklen Abgründen, und mehr wage ich hier nicht zu verraten, weil dies für potentielle Leser:innen zu viel vorwegnehmen würde.
Letztlich kam es hier jedenfalls zu unerwarteten Erkenntnissen, verbunden mit einer harschen Kritik am dogmatischen Katholizismus in Argentinien. Im Grunde hat Claudia Piñeiro hier einen Spannungsroman um ein für sie immens wichtiges Thema herum kreiert mit einer deutlichen und nicht zu überhörenden Botschaft. Dabei gestaltet sie die Figuren durchaus plakativ, schwarz-weiß gezeichnet ohne sonderliche Grautöne. Gerade die Strenggläubigen werden hier mit einer gehörigen Portion Scheinheiligkeit ausgestattet, was stellenweise überzogen anmutet, letztlich aber deutlich macht, um was es der argentinischen Autorin geht.
Der Schreibstil ist literarisch wenig anspruchsvoll, die Kapitel greifen logisch ineinander und lassen sich flüssig lesen, die Botschaft steht sinnbildlich in riesengroßen Druckbuchstaben auf den Seiten, so dass für die Lesenden kein Interpretationsspielraum bleibt. Da geht Claudia Piñeiro keine Kompromisse ein, macht damit aber umso deutlicher, wie wichtig ihr das angesprochene Thema ist und dass sie da keinen Jota von ihrer Meinung abweichen wird.
Plakativ aber in sich rund - alles in allem ein überzeugender Roman...
© Parden
Den muss ich lesen. Aus persönlichen Gründen. Grüße am vorletzten Tag in Altenberg, Osterzgebirge.
AntwortenLöschenIch empfehle völlig unabhängig aber thematisch interessant den Film "Die zwei Päpste"... Kann man streamen. Netflix.
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