Diese Autorin wird, obwohl Amerikanerin, vor allem mit Venedig verbunden. Die sie viele Jahre in der Lagunenstadt gelebt hat, dürften sich Geschichten oft um diese Stadt drehen, auch wenn MEIN VENEDIG schon Geschichten aus ihrer Feder enthält. Ansonsten kennen wir sie durch ihre nun schon einunddreißigfache Romanfigur Commissario Guido Brunetti.
Mit nunmehr 80 Jahren schreibt Donna Leon im Vorwort zu diesem Buch:
„Das Allerbeste aber, zumindest für mich, ist das weitere Zusammensein mit Brunetti, seiner Familie und seinen Freunden, und dass ich ihm Gelegenheit geben kann, noch mehr von sich und seiner Vergangenheit, von seinen Gedanken und Gefühlen zu erzählen.“ (Seite 9)
Ich fange mal etwas weiter hinten im Büchlein an: Brunetti wird in diesem Büchlein, natürlich aus dem Diogenes-Verlag, nur im Zusammenhang mit einem Brief für den Questore erwähnt. So wie der Gullydeckel aus dem einst Indiana Jones auf dem letzten Kreuzzug kroch, gern von den Touristen fotografiert wird, gilt dies auch für den Balkon der Familie Brunetti und die Film-Questura, in der der Commissario arbeitet.
Der Questore, der Behördenleiter Dottore Masciopinto, bat die Autorin einmal, „die Besucher davon zu überzeugen, dass Dottore Brunetti nicht im Dienst der Polizia Statale steht und daher nicht in der Questura anzutreffen ist.“ (Seite 141)
Also schrieb Donna Leon einen Brief, der an Touristen am Campo San Leonardo in Deutsch und Englisch ausgegeben.
Ansonsten erzählt sie an anderer Stelle, in der Geschichte Bienen, von der Bienenzucht und Bienensterben und einmal bekam sie venezianischen Honig geschenkt: Grundlage für Stille Wasser, den 27. Brunetti-Fall. Es sollte der letzte Film werden, wenn auch nicht das letzte Buch.
Sehr schön zu lesen war auch Mit Miss Austen zum Tee. Hier behauptet Donna Leon dass die Angelsachsen ohne schlechtes Gewissen genießen könnten, was sie lesen. Im Gegensatz zu den Kontinentaleuropäern, weil Thomas Mann die Leser nicht zum Lachen bringt und nur die Engländer in Goethes Werther „ein Meisterwerk der Komik“ finden. (Vgl. Seite 179)
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Donna Leon wurde 1942 in Montclair, New Jersey geboren und ist besitzt die US-amerikanische und seit 2020 die schweizerische Staatsbürgerschaft.
Donna Leon lehrte in Isfahan (Iran) bis zur islamischen Revolution 1979 und später in Riad (Saudi Arabien), sie brachte amerikanischen GIs Literatur nahe, weil diese während ihrer Dienstzeit Schulabschlüsse nachholen konnten,
Sie erzählt von Kindheit, Familie, Schule, Literatur und Musik, besonders liebt sie Händel und Barock-Musik, was sie nicht nur in ihren Geschichten sondern ebenso mit dem Roman Himmlische Juwelen zeigt.
Die Autorin ist rumgekommen. Einst ging ihre Dissertation über Jane Austen in den Wirren der Flucht aus dem Iran verloren:
„Das ist wahrscheinlich das Beste, was mir je in meinem Leben passiert ist. Wenn ich das Konzept nicht verloren hätte, hätte ich die Doktorarbeit beendet und mein Leben als Akademikerin zugebracht.“
Donna Leon im Interview mit der Rhein-Neckar-Zeitung (hier: Wikipedia)
Und für die Leserinnen und Leser auch. So sammeln sich die Bücher und Geschichten für das Brunetti-Projekt.
Und sollte ich mal nach Venedig kommen, dann nehme ich natürlich auch die Fotoknipse in die Hand und schau, ob ich irgendwo Signorina Elettra entdecke.
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- DNB / Diogenes Verlag / Zürich 2022 / ISBN: 978-3-257-07209-9 / 191 Seiten
- Litterae - Artesque - Instagram: 90 Sekunden für Donna Leon
© Der Bücherjunge
Solch ein abwechslungsreiches Leben... Sicher interessant, darüber zu lesen.
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