ALTE SCHULD...
"Bester Kriminalroman Finnlands 2020" war dieser erste Band einer 6teilig angelegten Krimireiihe von Arttu Tuominen. Gleichzeitig ist "Was wir verschweigen" das Debüt des finnischen Autors.
Der Krimi spielt Anfang November 2018 in Pori, einer kleinen Hafenstadt im Südwesten von Finnland. Während eines mehrtägigen Saufgelages in einem abgelegenen Holzhaus wird ein Mann mit mehreren Messerstichen in Rücken und Hals getötet. Das stürmische, nasskalte Wetter erschwert die Spurensuche vor Ort. Wegen des hohen Alkoholpegels sind die möglichen Zeugen kaum vernehmungsfähig, von der Tatwaffe fehlt jeder Spur. Trotzdem scheint der Fall zunächst schnell gelöst, denn im umliegenden Wald kann noch am selben Abend ein verdächtiger Mann festgenommen werden, ebenfalls schwer betrunken und blutbesudelt.
"Ein typisch finnischer Mord", so der lakonische Kommentar eines der Ermittler. Im Grunde gilt es nur noch zu klären, ob es sich bei der Tat um Mord oder Totschlag handelt. Doch für den leitenden Kommissar Jari Paloviita entpuppt sich der Mord als schwierigster Fall seines Lebens. Denn beim vermeintlichen Täter handelt es sich um Antti Mielonen - und der war in der Jugend Jaris bester Freund. Vielleicht war er tatsächlich der einzig wirkliche Freund, den Paloviita je hatte. Doch die Geschehnisse des Sommers 1991 sollten ihre Jugend jäh beenden und das Leben beider für immer verändern. 27 Jahre haben sich die ehemals besten Freunde nun schon nicht mehr gesehen.
Die Beweislage in dem Mordfall ist eindeutig. Aber wird Paloviita den Freund den Mühlen der Justiz übergeben oder wiegt Freundschaft stärker? Was die Entscheidung zusätzlich erschwert: Jari Paloviita verdankt Antti Mielonen sein Leben...
Dieser Krimi ist außergewöhnlich angelegt. Er wird wechselnd in zwei Handlungssträngen erzählt und springt zwischen den gegenwärtigen Ereignissen im Jahr 2018 und der Jugendzeit der beiden Freunde im Sommer1991. Tatsächlich stehen die Rückblenden über die Freundschaft dieser beiden ungleichen Jungen phasenweise sehr im Vordergrund. Parallel zum Kriminalfall wird hier gleichzeitig eine nachdenklich stimmende Coming-of-Age-Geschichte erzählt, die nichts für zartbesaitete Leser:innen ist, da hier neben der Freundschaft auch Alkoholexzesse, Gewalt und Mobbing die Szenen bestimmen.
Im Zentrum des eigentlichen Kriminalfalls steht diesmal nicht die Suche nach dem Täter, denn der ist bekannt. Es geht vielmehr um die Frage, wie der leitende Kommissar Jari Paloviita mit dem elementaren Konflikt umgeht, in den die alte Freundschaft sowie die Ereignisse des Jahres 1991 ihn stürzen. Was bedeutet wahre Freundschaft - und wie weit wäre Paloviita bereit dafür zu gehen?
Für mich war dieser Auftaktsband der neuen Serie im Grunde eher ein Psychodrama denn ein Kriminalfall, was ich aber nicht schlimm fand. Allerdings empfand ich den Mittelteil manchmal als zu ausschweifend und einzelne Passgen zu sehr in die Länge gezogen. Das Ende konnte mich dann aber doch wieder packen und verblüffen, so dass ich insgesamt zufrieden war.
Alles in allem ein interssant angelegtes Debüt, das defintiv Lust auf die Fortsetzung macht. Band zwei "Was wir verbergen" steht schon in den Startlöchern und erscheint am 18.10.2022. Ich bin gespannt!
© Parden
- Herausgeber : Lübbe; 3. Aufl. 2021 Edition (26. November 2021)
- Sprache : Deutsch
- Übersetzung :
- Broschiert : 416 Seiten
- ISBN-10 : 3785727615
- ISBN-13 : 978-3785727614
- Originaltitel : Verivelka
Mal wieder ein Skandinavien-Krimi. Du bekommst die Bücher aus dem Netz, ich auf Buchmessen. ;)
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