Sonntag, 25. September 2022

Miller, Ben: Der Junge, der die Welt verschwinden ließ

Harrison gibt sich große Mühe, alles richtig zu machen. Er klaut nie, er gibt seiner kleinen Schwester immer etwas ab, und er schummelt nicht bei Brettspielen. Aber Harrison hat eine große Schwäche: seine berüchtigten Wutanfälle! Bei einem Kindergeburtstag bekommt er ein ganz besonderes Geschenk: ein Schwarzes Loch. Dort kann Harrison alles hineinwerfen, was ihn wütend macht: Brokkoli, Leber, Zwiebeln, Hausaufgaben … Aber plötzlich frisst das Schwarze Loch auch Dinge, die er liebt. Und Harrison begreift, dass man aufpassen sollte, was man sich wünscht... (Klappentext)








Bei NetGalley gibt es auch Kinderbücher - und die der arsEdition finde ich oft sehr schön aufgemacht. Obschon ich längst nicht mehr der Zielgruppe angehöre und auch mein Sohn schon länger eher an Büchern für Erwachsene Spaß hat, reizen mich Kinderbücher nach wie vor. Aber funktioniert das auch in der eBook-Version? Dies konnte ich nun testen, und in dem Fall kann ich sagen: ja, unbedingt. Es ist ja kein Bilderbuch, da stelle ich mir das schwieriger vor. Auch wenn es hier ebenfalls Zeichnungen gibt, sind diese in der eBook-Version zumindest ausreichend erkennbar. Wie mir das Buch ansonsten gefallen hat, könnt Ihr gerne hier nachlesen:
 





















ÜBER WUT UND SCHWARZE LÖCHER...


Quelle: Pixabay

Harrison ist acht Jahre alt und lebt mit seiner kleinen Schwester und seinen Eltern zusammen in einem Haus. Er geht zur Schule und interessiert sich für den Weltraum. Eigentlich ist Harrison ein liebenswerter Junge, wären da nicht seine berühmt-berüchtigten Wutanfälle. "Alarmstufe rot" nennen das seine Eltern - doch kaum sprechen sie das aus, rastet Harrison so richtig aus.

Die Anlässe für diese Wutanfälle sind ganz verschieden, manchmal platzt Harrison einfach die Hutschnur, weil er etwas so ganz und gar nicht will, manchmal hat er aber auch einfach nur Angst und traut sich nicht, dies zuzugeben. Hector Broom aus seiner Klasse beispielsweise ärgert Harrison ständig, stellt ihn bloß, macht ihn zum Gespött der Klasse oder schnippt ihn hinterrücks mit seinem Gummiband, wenn gerade niemand herschaut.

Und nun hat ausgerechnet dieser Hector Broom die ganze Klasse zu seiner Geburtstagsfeier eingeladen. Kann das gutgehen? Natürlich nicht! Was sich jedoch daraus entspinnt, hat Harrison sich in seinen kühnsten Träumen nicht vorstellen können...

Als Harrison auf besagtem Kindergeburtstag das Schwarze Loch geschenkt bekommt, scheint sich eine Lösung für sein Problem abzuzeichnen. Weshalb nicht einfach alles verschwinden lassen, was einen nervt und wütend macht? Gesagt, getan. Doch dann muss Harrison feststellen, dass dieses Schwarze Loch durchaus auch ein Eigenleben hat, das sich nicht ständig kontrollieren lässt. Doch wie lässt man Dinge und Personen wieder auftauchen, die das Schwarze Loch versehentlich verschluckt hat?!

Den Anfang des Kinderbuchs (Altersempfehlung: ab 8 Jahre) fand ich richtig gut. Man lernt Harrison kennen und weiß recht schnell um sein Problem im Umgang mit seiner Wut. Seine Umwelt reagiert darauf recht hilflos und geht meist in Deckung, bis der Wutanfall vorbei ist. Dabei erscheint der Junge ansonsten liebenswert und lässt sich lange viel gefallen.

Die anfänglichen Experimente mit dem Schwarzen Loch wirken niedlich und durchaus amüsant, doch ab dem ersten versehentlichen Verschlucken erhält dieses Naturphänomen auch eine durchaus bedrohliche Note. Dies verstärkt sich noch im Verlauf, wobei die verschiedenen "Unfälle" die Handlung für mein Empfinden auch etwas in die Länge ziehen. Gegen Ende dann wächst Harrisons Verzweiflung, und die Handlung gerät dementsprechend auch ziemlich chaotisch. Ob alle Kinder das Ende nachvollziehen können? Vielleicht ist es besser, wenn dieses Buch gemeinsam mit einem Erwachsenen gelesen wird, der notfalls einges erklären kann.

Gut fand ich, dass sowohl in der Erzählung selbst als auch im Nachwort des Autors darauf hingewiesen wird, dass Wut ein richtiges, wichtiges und notwendiges Gefühl ist, das nicht einfach unterdrückt werden soll und darf. Wohl aber sollte ein angemessener Umgang damit erlernt und eingeübt werden. Dies finde ich eine bedeutsame Realtivierung.

Alles in allem ein unterhaltsames, fantasievolles Kinderbuch mit einer angemessenen Botschaft. Sehr schön sind dabei auch die hübschen schwarz-weiß gehaltenen Illustrationen von Daniela Jaglenka Terrazzini, die hervorragend den Text unterstreichen.

In meinen Augen ein empfehlenswertes Buch, das von Kind und Eltern gemeinsam gelesen werden sollte.


© Parden















  • Herausgeber ‏ : ‎ arsEdition; 1. Edition (30. August 2022)
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
  • Übersetzung  : Leena Flegler  
  • Illustrationen  : Daniela Jaglenka Terrazzini 
  • Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 224 Seiten
  • ISBN-10 ‏ : ‎ 3845850477
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3845850474
  • Lesealter ‏ : ‎ Kundenempfehlung: ab 8 Jahr(en)
  • Originaltitel ‏ : ‎ The Boy Who Made the World Disappear







Ben Miller ist ein britischer Autor, Schauspieler und Regisseur. Am bekanntesten ist er in seinen Rollen als Rowan Atkinsons Handlanger in "Johnny English", als Colonel in "Paddington" und als Lord Featherington in "Bridgerton". Er hat mehrere Kinderbücher veröffentlicht, die in England die Bestsellerlisten gestürmt haben. (Quelle: arsEdition)
 
 
 
 
 
 
Daniela Jaglenka Terrazzini zog 1999 von Italien nach London, um Fotografie am London College of Printing zu studieren. Ihre detaillierte Arbeit zeichnet sich durch eine zeitgemäße Auseinandersetzung mit klassischen Stilen aus, und sie hat Arbeiten für Penguin, Chronicle, The Guardian, Macmillan Books, Marks & Spencer und viele mehr produziert. (Quelle: Lovelybooks)
 
 
 

4 Kommentare:

  1. Wissen wir am Ende auch, was ein schwarzes Loch ist? Nun würde mich tatsächlich interessieren, ob der Junge etwas wieder bekommt... Schreib mir doch eine PN aus DIN nach NZ. Sonntägliche Grüße vom Bücherjungen.

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    1. Kindgerecht wird grob erklärt, worum es bei einem Schwarzen Loch geht. Der Autor verrät, dass er Fan von Stephen Hawking ist.

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  2. Der Titel passt ja bestimmt, aber die Art des Titels ergibt ja schon fast eine Buchreihe verschiedener Autoren:

    Der Hundertjährige, der aus dem Fenster sprang und verschwand (J. Jonasson)
    Die Analphabetin, die rechnen konnte (J. Jonasson)
    Das Mädchen, das den Himmel berührte (Di Fulvio)
    Der Junge, der Träume schenkte (Di Fulvio)
    Das Kind, das nachts die Sonne fand (Di Fulvio)

    Alles hier schon besprochen. ;)

    Der Bücherjunge

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    1. Das ist mir auch schon aufgefallen... Ich glaube, manche Verlage schüren mit solchen Titeln gerne die Neugierde.

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