Montag, 19. September 2022

Mertens, Henning: Auftragskiller

Was einem alles so in die Hände gerät, wenn man eine Buchmesse besucht. Aber war das nicht immer so, wenn ich auf den Ruhrkrimi-Verlag traf? Das halbe Sortiment des kleinen Verlages von Uwe Wittenfeld steht schon im Regal und das alles nur, weil Uwe mit seinen Figuren Olga Paschke und Hugo Koslowsky vor Jahren meinen Nerv traf,  tummelte sich der „Ruhri“ in den „Ruhrkrimis“ immer auch in Sachsen, Brandenburg und Sachsen Anhalt herum. 

Inzwischen hat sich das Angebot des Selbstverlages beträchtlich erweitert, Uwe Wittenfeld hat diverse Autoren übernommen, wobei die Bücher als „Book on demand“ erscheinen.

Die Rückfahrt von der BuchBerlin 2022 reichte aus, um den schmalen Band „Auftragskiller“ durchzuschmökern. 

* * *

Makaber : 

  1. Eine groteske Form von Humor
  2. unheimlich (durch eine bestimmte Beziehung zum Tod) "eine makab[e]re Szene"
  3. mit dem Tod, mit Traurigem, Schrecklichem spaßend "makaberer Scherz, Witz"

„Ich bin da draußen. Ich schütze dich und die Gesellschaft. Ich bin unauffällig, gut ausgebildet und gefährlich. Ich arbeite im Verborgenen und manipuliere das Leben in diesem Land. Ich töte dafür, wenn es sein muss. Ich bin ein Killer, ein Ehemann, ein Vater – und vielleicht dein Nachbar.“ (Verlagstext)


Leute, schmeißt besser alle eure Plastikgeld weg, vernichtet sämtliche Chips, schreibt wieder Briefe statt zu telefonieren, nötigt euren Chef zur Barauszahlung des Lohns oder Gehalts, lebt gefälligst gesund damit ihr keine Krankenkasse braucht. Kurz, fangt nichts an dann schlägt euch nichts fehl. Der Biologielehrer, der eventuell euer Nachbar ist, kann euch dann vielleicht, aber nur vielleicht, nichts tun.

Es ist etwas makaber, wenn der Familienvater seine Aufträge annimmt und über Mord und Außer-Verkehr-ziehen entscheidet. Besonders fies (und sicher): Wenn der Bio-Lehrer Giftzeugs bestellt und damit ausgefallene Experimente im Schulunterricht durchführt, ist ihm der Beifall des Chefbiolehrers gewiss. Auch in Chemie und ebenso in Physik. Außerdem verfolgt niemand das Einkaufsverhalten einer Schule. Ansonsten macht die „Organisation“, die die Aufträge erteilt, auch vor dem Alter nicht halt, die Gewissensbisse, die sich am Ende mehren, halten sich in Grenzen.

Tiefer will ich gar nicht einsteigen.   

Witzig, die Steckbriefe und die Tatvorbereitungsskizzen.


Hennig Mertens ist tatsächlich Biologielehrer und Familienvater. Aus eigener Erfahrung, die auch die Lehrer Uwe und Daniela Richter-Wittefeld teilen, weiß ich, dass dieser Berufsstand in Folge diverser und in unangenehmer Erinnerung bleibender Unterrichtsstunden, durchaus unziemliche Gedanken in Bezug auf diverse Schüler und deren Eltern hegt, aus moralischen Gründen und, weil man den Beruf trotz aller Mühsal und Unbill irgendwie liebt, davon Abstand gewinnt.

* * *

Auf jeden Fall bekommt das Büchlein eine Biochemikerin und Toxikologin im Familienkreis in die Hände und vor die Augen, denn ich will wissen, ob die Herangehensweise des Ich-Erzählers wissenschaftlichen Ansprüchen genügt. Nein, ich werde darüber nicht schreiben, denn dies soll keine Anleitung werden. Schon gar nicht, wenn man beruflich mit Strafverfolgungsbehörden zu tun hat.

Herzlichen Dank an den Verleger für das Rezensionsexemplar.


© Bücherjunge

1 Kommentar:

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