Samstag, 10. Februar 2024

Mann, Heinrich: Die kleine Stadt

Gäbe es keine Ortsnamen und keine Personennamen in diesem Buch, wir würden vielleicht alle gleich ausrufen: „Ohh, Mamma Mia, Bella Italia!“ – So deutlich empfand ich die ersten Zeilen des Romans von Heinrich Mann, der mit diesem, so Charlotte Ueckert im Vorwort, der kleinen Stadt Palestrina ein Denkmal schuf während sein Bruder Thomas, der sich dann doch lieber mit dem hanseatischen Lübeck befasste, einen Straßennamen dort bekam. Na so was aber auch...

Palestrina liegt 37 km östlich von Rom terrassenförmig am steilen Monte Genestro, oberhalb des Tals des Sacco. Man kann, wenn es das Wetter zulässt, gut auf die Albaner Berge, bis nach Rom und zum Meer blicken. Das jedenfalls gibt Wikipedia zum besten.


„Eine Wanderoper gastiert in einer kleinen italienischen Stadt und sorgt für Turbulenzen bei den Bewohnern. Don Taddeo, ein Priester, entdeckt die sinnliche Begierde für sich. Der Advokat Belotti und der intrigante Savezzo verstricken sich in einen Machtkampf. „Die kleine Stadt“ brummt vor Gefühlen, Intrigen und Gerüchten. Nach seiner Niederlage gegen den in seiner Macht erstarkten Advokaten wird Savezzo zum Handlanger degradiert. Er verlässt – wie die Komödianten – die kleine Stadt. Und es kommt zum dramatischen Finale zwischen Alba, der Enkelin eines Gutsbesitzers, und ihrem geliebten Tenor Nello.“ (Verlag)

Da befinden wir uns also und verfolgen, wie eine Künstlergruppe in dieses Städtchen reist, diese Sensation ist was für die Bewohner, die man als Leser kaum auseinanderhalten kann. Schnell kristallisiert sich da der Advokado Belotti raus, dem ein gewisser Savezzo das folgende attestiert: 



Es ist, als wäre der Teufel los in dieser Stadt. Alles Reden und Wuseln durcheinander. Aber diesmal ist das Schlimmste, dass mich das Gewusel überhaupt nicht interessiert. Man merkt, das fabuliert ein Meister Seite um Seite, lässt die verschiedensten verrückten Charaktere aufeinanderprallen, beschreibt die in der Campagna Romana (die hügelige Umgebung Roms) liegende Stadt, dass die plastisch vor den Augen wächst; ich komm nicht rein in die Geschichte, deren Ende, siehe Klappentext in das Ende von Romeo und Julia erinnert, was Quatsch ist, weil der Tenor Nello die Gutsbesitzerstochter Alba eher nicht liebt (?). Das Vorwort und diverse Artikel im Internet zeigen die Bedeutung des Buches auf einer, Heinrich Mann gemäßen Art: Es geht auch um Demokratie und schleichender Diktatur.



So kommt es, dass ich die Lesekreis-Fragen, die der Verlag uf seiner Webseite der Beschreibung eines jeden Buches beifügt, nicht, vielleicht noch nicht beantworten kann. Es wäre nicht das erste Mal, dass ich ein Buch vorerst zur Seite lege und später wieder zur Hand nehme. 

Die PerlenreihePerlen der Literatur – des INPUT-Verlages beinhaltet beeindruckende Leseerlebnisse verschiedenster Genre und unterschiedlichster Ausrichtung mit bekannten und weniger bekannten Autorinnen und Autoren. Deren Texte haben, so der Verlag, zum Ende des 19. bis in das 20. Jahrhundert eine gewisse Bedeutung erlangt oder gar behalten. Heinrich Mann ist natürlich einer der bekanntesten deutschen Schriftsteller mit einem herausragenden deutschen Lebenslauf. Der Blick in die Biografie bringt mich dann auf die Idee, die sogenannte „Kaiser-Trilogie“ auf den Bücherstapel zu setzen, deren 2. Band, DER UNTERTAN, dazumal Schulstoff war. Führt das dann dazu, DIE KLEINE STADT noch einmal zur Hand zu nehmen?



Das das Buch mit Lesezeichen-Bauchbinde zu Inhalt und Autor, Vorsatzblatt mit den bekannten, Tragödie und Komödie bezeichnenden Theatermasken (natürlich besonders passend), die auch die Zwischenseiten der fünf Kapitel zieren, ausgestattet ist, muss bei der zehnten Rezension nicht mehr erwähnt werden.  Wie immer wird am Ende eines Bandes eine ältere Ausgabe mit buchbinderischen Besonderheiten vorgestellt. Hier handelt es sich um den Einband, den die Erstbesitzer wie viele andere ihrer Bücher in gleicher Aufmachung haben drucken lassen. Es war mir neu, dass Bücher manchmal genau deswegen ohne Einband geliefert wurden, der in einer Buchbinderei eigener Wahl hergestellt wurde.




Elisabeth Langässer: Proserpina (1932) / Gorch Fock: Seefahrt ist not! (1912) / Walter Benjamin: Einbahnstraße (1928) /  Robert L. Stevenson: Die Schatzinsel (1883) / George Orwell: 1984 (1948) / Felix Timmermans: Pallieter (1916) /          Heinrich Mann: Die kleine Stadt (1909) / Christian Morgenstern: Palmström, Galgenlieder (1920) /                                      Antje Tietz-Bertram: Die Weihnachtsuhr (1988) / Franz Kafka: Forschungen eines Hundes, Der Bau (1922)

Buch im Film: Perlen der Literatur



© Bücherjunge


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