Montag, 26. Februar 2024

Grisham, John: Die Entführung

Wer erinnert sich noch an Mitch McDeere, den jungen Harvard-Absolventen, der irre Angebote ausschlägt um in Memphis bei Bendini & Locke zu landen? Als sich Tom Cruise mit Gene Hackman auf einer Cayman-Insel vergnügen? Die Kanzlei eher Mafia-ähnliche Steuersparpraktiken anwendet und der junge Anwalt das Weite suchen muss? Im Jahr 1991 veröffentlichen John Grisham das Buch, 1993 kam der Film heraus und dreißig Jahre später schreibt Grisham eine Fortsetzung, die fünfzehn Jahr später handelt. Das sind schon mal Abstände. Die Kanzlei allerdings, Scully & Pershing, in der Mitch nun, was am Ende DER FIRMA nicht zu erwarten war, als Partner sicher nicht schlecht verdient, entdecken die Leser aber auch in DER ANWALT (2009) und ANKLAGE (2014).

Um was gehts? Ein türkisches Unternehmen setzt eine teure Brücke in die Libysche Wüste, ein gewisser Muammar al-Gaddafi will (irgendwann) einen gewaltigen Fluss zur Trinkwasserversorgung unter ihr fließen lassen. Nun will der Revolutionsführer wohl nicht bezahlen und Mitch muss einen Termin vor Ort wahrnehmen. Dazu begleitet ihn eine Anwältin aus London, Giovanna, Italienerin und Tochter eines Anwalts - die wird nun entführt. Die Täter, die bestialisch Personenschützer und eine Gruppe Soldaten niedermetzeln, melden sich ewig nicht und dann plötzlich bei Abby, Mitchells Frau. Aber hier wird es rasant und die Spannung nimmt ungeheuer zu...

Nicht immer, das wissen Grisham-Leserinnen und Leser, haben seine Helden Erfolg...

Die Terroristen erinnern irgendwie an den IS und seine Greueltaten. Und die zunächst so altruistisch wirkenden steinreichen Anwälte einer international agierenden Kanzlei werden ganz schnell zu Geizhälsen, wenn das Lösegeld 100 Millionen US-Dollar beträgt.

Wenn man mal ein wenig googelt, findet man ein realisiertes riesiges Trinkwasser-Projekt, welchen über kilometerlanger, vier Meter hohe Röhren antikes Trinkwasser aus 200 bis 300 Meter Tiefe in die Städte Tripolis und Bengasi fördert. Es geht um das Great-Man-Made-River-Projekt, das Größte-menschengemachte-Flussprojekt. So ganz weit her ist die Idee wohl doch nicht, auch wenn Grisham dieses Projekt im Nachwort nicht erwähnt.


Was bleibt? Ein gewohnt spannender Roman-Thriller, in dem die Anwälte mal weniger über Prozesstaktiken brüten, sondern hauptsächlich überlegen, wo sie Zusatz-Millionen herbekommen. Die Charaktere bleiben etwas blass, Mitch und Abby sind so wie damals im Memphis, Luca allerdings, der Vater von Giovanni ist schon eher ein Original. Aber: Ich hab mal wieder, und das ist selten geworden, weniger geschlafen, weil ich lesen musste.


* * *

PS: Die Jugendbücher mit dem Jungen Theo Boone, der unbedingt mal Anwalt werden will, sind sehr zu empfehlen. Zum Lesen und als Geschenk.


© Bücherjunge


1 Kommentar:

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