Montag, 3. Oktober 2022

Pieper, Tim: Raue Havel

In einem alten Bootshaus an der Havel werden drei jahrzehntealte Skelette gefunden. Kurz darauf wird eine Journalistin ermordet. Sie recherchierte in einem Spionagefall aus dem Jahr 1949 um eine junge Frau, deren Identität bis heute unbekannt ist. Hängen die Todesfälle von damals und heute zusammen? Als Hauptkommissar Toni Sanftleben klar wird, dass er selbst familiär in den Fall verstrickt ist, ist es schon fast zu spät: Er bekommt es mit einem Gegenspieler zu tun, für den ein Menschenleben nicht viel zählt… (Klappentext)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Endlich wieder ein Krimi aus der Reihe um Toni Sanftleben! Wer den Blog aufmerksam verfolgt, der wird merken, dass sowohl Uwe als auch ich keine einzige Folge auslassen. Immerhin ist der Autor uns schon seit den legendären "Buchgesichtern" bekannt, und zum Glück haben wir uns nicht aus den Augen verloren. Dieser Krimi spielt zu einem großen Teil in Potsdam - genau da, wo ich zuletzt im Urlaub war! Insofern konnte ich mir die Handlungsorte teilweise gut vorstellen, was mich gefreut hat. Aber nicht nur deshalb hat mir der Krimi diesmal ausgezeichnet gefallen! Doch lest selbst:

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 MILITÄRSTÄDTCHEN NR. 7...

 
 
Glienicker Brücke © Parden
 
Mit ‘Raue Havel’ legt der Autor Tim Pieper bereits den sechsten Band seiner Regionalkrimi-Reihe um Hauptkommissar Toni Sanftleben vor. Zwar lassen sich die Krimis unabhängig voneinander lesen, da sie in sich abgeschlossen sind, jedoch würde ich allein schon der Entwicklung der Charaktere wegen empfehlen, die Bücher in der Reihenfolge ihres Erscheinens zu lesen. 

Schloss Cecilienhof © Parden
Dieser Fall beginnt relativ harmlos. Es werden in einem alten Bootshaus in Potsdam drei vor Jahrzenten begrabene Skelette geborgen. Für die Ermittler ist es ein wenig wie die berühmte Suche nach der Nadel im Heuhaufen - es gibt kaum Anhaltspunkte. Doch dann erfährt Toni Sanftleben, dass eine Journalistin bei dem neuen Besitzer des Anwesens mit dem Bootshaus vorstellig geworden ist. Womöglich weiß sie etwas über mögliche HIntergründe des dreifachen Leichenfunds? Doch noch bevor Toni mit der Journalistin sprechen kann, wird diese ermordet. Was hätte sie verraten können? 

Geschickt verwebt Tim Pieper hier zwei Zeitebenen. Der gegenwärtige Handlungsstrang dreht sich um die Ermittlungen im Fall der toten Journalistin, wobei es schwierig ist herauszufinden, woran sie gerade arbeitete, denn alle ihre Unterlagen sind verschwunden, die Daten gelöscht. Doch so schnell geben Toni Sanftleben und seine Kolleg:innen nicht auf. Allerdings scheinen da im Hintergrund viele Fäden gezogen zu werden, um die Ermittlungen zu be- oder gar zu verhindern. 

© Parden
Der Handlungsstrang in der Vergangenheit geht zurück ins Jahr 1949 und führt ins Militärstädtchen Nr. 7, in die (nun ehemalige) sowjetische Geheimdienststadt in Potsdam. Eine junge Frau wird dort eingeschleust, um einen dringenden Auftrag zu erledigen, und daraus entspinnen sich ungeahnte Folgen. Folgen, die bis in die Gegenwart reichen und Toni näher betreffen als ihm lieb sein kann. Doch wer zieht nach all den Jahrzenten noch alle Register, um zu verhindern, dass aufgedeckt wird, was damals geschah?

© Parden
Die stetigen Wechsel der Ebenen und Perspektiven, verbunden mit geschickt platzierten kleinen Cliffhangern, sorgen dafür, dass man das Buch bald schon nicht mehr aus der Hand legen möchte. Hinzu kommt, dass alle paar Seiten Unglaubliches geschieht. Ein Verwirrspiel der besonderen Art, und schon bald weiß Toni Sanftleben nicht mehr, wem er noch vertrauen kann, außer seinen engsten Kolleg:innen. 

Hier sei an dieser Stelle v.a. Phong hervorgehoben, der diesmal eindeutig über sich hinauswächst. Wenn man diesen Charakter mal mit dem ersten Band der Reihe vergleicht: was für eine Entwicklung! Aber auch Toni hat sich deutlich weiterentwickelt, was gerade gegen Ende dieser Folge mehr als ersichtlich wird. Die Entscheidungen, die er da trifft: Hut ab! 

© Parden
Wie es der Zufall wollte, habe ich zumindest die erste Hälfte des Krimis während meines Urlaubs in Potsdam gelesen, ausgerechnet! So konnte ich einige der genannten Handlungsorte viel besser zuordnen, da ich sie selbst besichtigt hatte. Besonders bei dem Militärstädtchen Nr. 7 hat mich das sehr gefreut, denn so konnte ich mir die genannten Örtlichkeiten viel besser vorstellen. Aber auch die Glienicker Brücke, die das Cover ziert, war natürlich ein Teil der Besichtigungstour. Was für ein schönes Zusammentreffen! Das aber mal nur nebenher... 

Alles in allem habe ich das Buch jedenfalls verschlungen. Für mich ist es der bislang stärkste Krimi um Toni Sanftleben, hervorragend konzipiert mit glaubhafter Entwicklung der Charaktere, eine gelungene Mischung aus Spannung, historischen Hintergrundinformationen und persönlichen Angelegenheiten der Figuren. Auch der Schreibstil wirkt nicht mehr so hölzern wie z.T. noch im vorherigen Band, sondern flüssig und angenehm zu lesen. Ich würde sagen: Tim Pieper hat sich freigeschwommen!

Chapeau also von meiner Seiten, und ich hoffe unbedingt, dass es noch einen Folgeband geben wird. Bitte!

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
  • Herausgeber ‏ : ‎ Emons Verlag (25. August 2022)
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
  • Taschenbuch ‏ : ‎ 304 Seiten
  • ISBN-10 ‏ : ‎ 3740813652
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3740813659
 
 
 
 
 
 

Tim Pieper, geboren 1970 in Stade, studierte nach einer Weltreise Neuere und Ältere deutsche Literatur und Recht. Mit seiner Familie lebt er im Südwesten von Berlin, nur wenige Kilometer vor den Toren Potsdams, und liebt es, die idyllische Landschaft Brandenburgs mit dem Fahrrad zu erkunden. (Quelle: Emons Verlag)

 


 

2 Kommentare:

  1. Jetzt muss ich doch mal deine bisherigen Rezensionen lesen, liebe Anne. Ich weiß dass ich nicht auch nicht immer die selbe Begeisterung für alle Toni-Sanftleben-Romane verspürte, aber "freischwimmen" musste Tim Pieper sich eigentlich nicht.
    Liebe Grüße, der Bücherjunge.

    AntwortenLöschen

Durch das Kommentieren eines Beitrags auf dieser Seite, werden automatisch über Blogger (Google) personenbezogene Daten, wie E-Mail und IP-Adresse, erhoben. Weitere Informationen findest Du in unserer Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google. Mit dem Abschicken eines Kommentars stimmst Du der Datenschutzerklärung zu.

Um die Übertragung der Daten so gering wie möglich zu halten, ist es möglich, auch anonym zu kommentieren.