Später, im Jahre 1998 lasen wir die Meldung, dass ein Fischer im Netz das Armband des dichtenden Fliegers gefunden hatte und weitere zwei Jahre später wird das Flugzeug identifiziert.
Während Anne Parden auf unserem Blog bereits 2014 Le Petit Prince besprach, kam ich erst im Jahr 2019 mit dieser „patagonischen“ Geschichte und einer Filmbesprechung wieder darauf zurück und las sofort und endlich einen Roman von ihm, der natürlich in Südamerika spielte, NACHTFLUG heißt das Buch, in dem der Flieger Fabien seinen letzten Flug absolviert. Nicht umsonst zieren Blitze das Cover des Buches.
Plötzlich darf ich mit Jörg H. Trauboth „Bonjour!“ sagen, „Bonjour, Saint – Ex“ und bin wieder dran, gemeinsam mit anderen Leserinnen und Lesern auf Lovelybooks in einer Leserunde.
Da fliegt ein deutscher Pilot nach Korsika, landet in Bastia und begibt sich auf Spurensuche. Fabian Braun kennt die Werke des Dichters aufs genaueste, wie sein Vater schon, der bereits in der deutschen Wehrmacht flog. Der Sohn, inzwischen selbst schon Großvater, möchte den Flug von Saint – Ex, wie de Saint-Exupéry im Militär genannt wurde, nachvollziehen, ist doch der Tod des Franzosen vor einigen Jahren unerwartet dicht in sein Leben getreten. Denn es soll der Vater gewesen sein, der den Abschuss der Lightning P-38 verantwortet, nur er selbst hat dies berichtet nach dem Fund des Wracks in der Nähe der Insel Riou. Fabian trägt da einiges an Gepäck mit sich rum, bis 2000 war Saint – Ex eben Saint – Ex und nun soll dessen Mörder der eigene Vater sein, welcher ihm aber inzwischen nicht mehr helfen kann...
Fabian war ebenfalls Kampfflieger, einer, der den Krieg nie kennlernen musste und nun fliegt er mit seinem kleinen Motorflugzeug in Richtung Grenoble, genau dem Flugauftrag nach, den der Aufklärungsflieger im Jahre 1944 folgte oder folgen sollte...
Schon hier lesen wir viel vom Leben des französischen Fliegers und seinen Werken - ging es nicht vielen von uns so wie in der Unterhaltung des Deutschen mit Olivier auf dem Flugplatz in Bastia. Der Leser fühlt sich eingefangen, wenn der fliegende Großvater erklärt, dass er die Geschichten des kleinen Prinzen erst selbst kaum verstanden hat:
„Ich habe es kürzlich erneut gelesen und finde es heute unglaublich. Der Mann bringt die arme Welt der Erwachsenen und die reiche der Kinder auf den Punkt, Seite für Seite oder besser von Planet zu Planet.“ (Seite 16)
Die erstaunliche Anzahl von Unfällen und Verletzungen kommen zu Sprache und dann sagt Fabian noch, dass es gewisse Sachen zu klären gibt. Persönliches. Familiäres. Und fliegt, während wir den Flugplatz der Staffel II/33 im Jahr 1944 besuchen und Captaine René Gavoille kennenlernen, der sich mit seinem amerikanischen Chef über das Ende der Fliegerkarriere des Majors Saint – Ex unterhält. Kurz vor dem Start seines Freundes Antoine.
Wir begleiten Antoine de Saint – Exupéry auf seinem letzten Flug. Absturz oder Abschuss?
„Antoines Augen sahen über die sich brechenden Wellen vor den Inseln mit ihren türkisfarbenen Buchten, sodann durch die Weite des Himmels. Sie erkannten im Rückspiegel nicht mehr das Wesentliche. Die Lightning schüttelte sich und schrie auf. Er lies den Stift zu Boden gleiten und mit ihm die ganze Last der Welt...“ (Seite 65)
Krieg. Luftkrieg. Luftkampf. Ein Jagdflieger schreibt über Jagdflieger. Wie der letzte Flug des verehrten Schriftstellers Generationen beschäftigt, ist Gegenstand eines eigenen Kapitels, die Bekanntheit, die Größe de Saint Exupérys wird auch dadurch wiederum deutlich, dass er bei Franzosen, Amerikanern, Engländern gleichermaßen bekannt war wie bei den deutschen Gegnern, die ihn zu dieser Zeit eher heimlich lasen. Was passiert also, wenn ein Messerschmitt-Pilot einen Leightning-Piloten abschießt und Jahre später den „Beweis“ erhält, dass er tatsächlich den Autor von Courier Sud, Vol de nuit und Terre des Hommes abgeschossen hat? Es überträgt sich auf den fliegenden Sohn...
Fabians Reise ist das Hauptstück der Novelle, in dieser begegnet er beiden: Der Prinz fliegt nämlich mit in dem bedrohlichen Flugzeug, einer P-38 ähnlich, dem der deutsche Spurensucher „begegnet“, ohne Gewalt über das eigene Flugzeug. „Bonjour, Saint – Ex!“ Hilft diese Anrede?
„Wir flogen in ständiger Lebensgefahr und hinterfragten das nie. Denn die Post musste transportiert werden. Nur wer mutig und entschlossen ist, wer bereit ist, sich aufzuopfern, lebt. Der Tod, Fabian, wird durch das tätige Leben gerechtfertigt. Ich meine, nicht nur einfach im Leben dahingleiten, sondern handeln! In dieser Zeit des gemeinsamen Handelns fand ich die wirklichen Freunde. Sie sind alle tot. Ich bin der einzige Überlebende.“ (Seite 110)
Einen aktuellen Bezug findet der Autor, wenn er die Kameras der Lightning als „gefährliche Insekten“ bezeichnet, „die das alleinige Ziel haben, die Nervenzentren des Feindes zu treffen.“ (Seite 111) Auch wenn man selbst keine Bomben wirft, so sorgt man doch dafür, dass diese auf bestimmten Plätzen abgeworfen werden. „Es macht also am Ende keinen Unterschied, Bomber- oder Aufklärungspilot zu sein.“
Fabian denkt gleich an Drohnen als Aufklärungs- und Waffenträger...
So besprechen die beiden Flieger historische und aktuelle Themen. So transportiert der Flieger und Oberst a.D. Trauboth seine Friedensbotschaft, wenn es um Kriege geht und die Versöhnungsbotschaft von Deutschen und Franzosen unter Hinweis auf General de Gaulle und Konrad Adenauer. Saint – Ex kämpft für seine Kameraden und Frankreich und ist doch in Inneren ein ein zutiefst friedliebender Mensch.
War dies nun alles Illusion? Als Fabian wieder in Bastia ankommt, erkennt er in Kindern leicht die „prinzlichen“ Gedanken wieder. Es ist, als lachten alle Sterne....
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- DNB / ratio-books / 2022 / ISBN: 978-3-96136-136-6 / 166 Seiten
- Bilder Kampfflugzeuge Messerschmitt und P 38 Lightning aus Faszination Fliegen - Meisterverlag
- Bild Jörg H. Trauboth - Bastia - Flugplatz von Trauboth -Webseite
- Bild Luftkampf: https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Antoine_de_Saint-Exupéry?uselang=de#/media/File:La_dernière_mission.jpg
- Jörg H. Trauboth auf Literat-Artesque: Drei Brüder / Operation Jerusalem / Omega / JAKOBS WEG
Merci, Monsieur Dresdener Bücherjunge. Wir sehen uns erneut wieder auf www.trauboth-autor.de
AntwortenLöschenVielen Dank an den Autor. Und viele Grüße.
LöschenEin interessanter Beitrag, Uwe!
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