Die Fontane-Biografie von Hans-Dieter Rutsch ist zum 200. Geburtstag des Dichters erschienen. Fontane wurde am 30. Dezember 1819 in Neuruppin / Brandenburg als Sohn französischer Emigranten geboren. Seine Eltern, Louis Henry Fontane und Emilie Labry, entstammten beide Hugenottenfamilien. Der Vater kämpfte als Freiwilliger im Krieg gegen die französische Besetzung Preußens durch die Truppen Napoleon Bonapartes.
Sein Sohn Theodor stand 1848 in Berlin auf den Barrikaden der Revolution von 1848, die zur berühmten Versammlung in der Frankfurter Paulskirche führte, wo die Fundamente für eine deutsche Verfassung gelegt wurden, die unser Grundgesetz heute noch bestimmen. Der junge Fontane war mithin durchaus auch ein politischer Mensch, der für seine Ideale einstand.
Wer aber war dieser Theodor Fontane, der als französisch-stämmiger Sohn eines erfolglosen Apothekers einer der größten Schriftsteller und Journalist der Moderne wurde und bereits zu Lebzeiten ironischerweise (wenn man die damalige "Erbfeindschaft" zwischen Frankreich und Deutschland berücksichtigt) zu d e m Dichter des alten Preußen aufstieg?
Dieser Frage geht Hans-Dieter Rutsch in seinem Buch nach. Er bringt uns damit das Leben eines "rastlosen Wanderers", wie Rutsch ihn bezeichnet, mit seinen zahlreichen Facetten nahe. Im Grunde wird klar, dass sich Forscher bis heute bemühen, Fontane zu verstehen und zu deuten.
Rutsch beschreibt die Kindheit und Jugend sowie das Elternhaus Fontanes in Neuruppin sowie all die folgenden, rastlosen Jahre des Dichters und gewährt uns anhand zahlreicher erhaltener handgeschriebener Briefe auch einen Blick auf das Innenleben und die Gedanken dieses Mannes, der zu Lebzeiten gerne die Anerkennung als "gesamtdeutscher Dichter" genossen hätte, anstatt "nur" als d e r Dichter der "Mark" (Brandenburg) zu gelten. Seinen Aufstieg in der Hierarchie der gesamtdeutschen Literatur und Dichtung sollte er aber selbst nicht mehr erleben. Der trat erst nach seinem Tode im Jahre 1898 ein.
Fontane begann, wie wäre es anders zu erwarten, seine Laufbahn als Apothekerlehrling und war vom Vater dazu bestimmt, einst die väterliche Apotheke in Neuruppin zu übernehmen. Dieser Plan ging aber u.a. deshalb nicht auf, weil sein Vater ein schlechter Kaufmann war, der obendrein einer fatalen Spielsucht erlegen war. So verspielte er Haus und Hof. Theodor entschied für ein Leben als Journalist und Schriftsteller.
Als solcher wanderte er in seinen Lebensjahren, von Fernweh getrieben, ständig umher, seine Familie oft in Geldnot zurücklassend. In Paris wurde er als Spion verhaftet. Später reiste er nach London und Berlin, immer aber kam er auch zurück nach Neuruppin.
All dies und mehr wird in der Biografie durch den Autor Hans-Dieter Rutsch ausführlich beschrieben und einer Betrachtung unterworfen.
In seinem Berliner Arbeitszimmer entstanden seine großen Romane, insbesondere sein Alterswerk "Der Stechlin".
Rutsch ermöglicht uns einen unverstellten Blick auf den Dichter, der sich mit "Effi Briest" und mit seinen Gedichten und Balladen, darunter "Herr Ribbeck auf Ribbeck im Havelland", in die Herzen schrieb.
Das Buch umfasst gut 300 Seiten und enthält zahlreiche Fotos und Illustrationen. Es lässt sich gut und flüssig lesen und wer gern Biografien liest, ist hier richtig. Die überwiegend sachliche und m.E. etwas distanzierte Darstellung des Autors mag mancher als Vorteil, mancher hingegen als einen gewissen Nachteil sehen.
Mein Fazit: Empfehlenswerte Biografie. Lohnt sich zu lesen. Ich gebe eine Empfehlung.
- Rowohlt - Verlag - Rutsch, - Hans-Dieter
- DNB / Reinbek bei Hamburg 2018 / ISBN: 978-3-7371-0026-7 / 336 Seiten
© TinSoldier
Der TinSoldier ist wieder an Bord. Von Fontane lieht hier noch DER STURM. Eine Art deutsche Antwort auf Tolstois KRIEG UND FRIEDEN.
AntwortenLöschenWie schön, mal wieder etwas von dir hier zu lesen, Rudi! Liebe Grüße an den seltenen Schreiber ☺
AntwortenLöschenDanke Euch beiden!
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