- Herausgeber : dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG; 4. Edition (12. Januar 2022)
- Sprache : Deutsch
- Gebundene Ausgabe : 256 Seiten
- ISBN-10 : 3423282916
- ISBN-13 : 978-3423282918
DER ROMAN VERLOR MICH IMMER MEHR...
Dabei versprach die Konstellation - zwei Frauen komplett anderer Generationen und Lebensthemen - doch eine interessante Begegnung zwischen Hella (69) und Juli (15). Die beiden sitzen zwar schließlich gemeinsam in einem Auto und fahren gen Süden, doch wirken sie bis zum Schluss nicht wie eine zusammenwachsende Gemeinschaft, sondern wie zwei einsame Trabanten, die in ihrem persönlichen Orbit um ihre eigene zerfahrene Lebenssituation zirkulieren und sich im Gegenteil meistens noch gegenseitig abstoßen.
Hella als erlöschendes Popsternchen und ohne nennenswerte private Kontakte ist des Lebens überdrüssig - daran können auch der meist gleichbleibende Alkoholpegel und sonstige verklärende Mittelchen nichts ändern. Deshalb hat sie beschlossen, selbstbestimmt und würdevoll abzutreten - in der Schweiz. Juli dagegen sieht in ihrem 15jährigen Dasein bereits keinen Sinn mehr. Die wiederkehrenden Panikattacken, das Gefühl von Verlassenheit, die Sinnlosigkeit von Therapien - all das erscheint ihr wenig erstrebenswert. Doch der Sprung von der Autobahnbrücke verletzt sie nur leicht, katapultiert sie jedoch plötzlich in das Leben von Hella.
Im Verlauf ihrer gemeinsamen Reise öffnen sich die Frauen nur äußerst zögerlich und widerstrebend. Angesichts ihrer schweren Themen und der Hintergründe sicher nachvollziehbar, doch trug dies dazu bei, dass mir die Figuren nie wirklich nahe kamen und sie auch nicht an Tiefe gewannen, sondern bis zum Schluss eher zweidimensional blieben, auch wenn man punktuell einen kleinen Einblick in das Gefühlsleben und Denken v.a. von Juli erhielt .
Tatsächlich wirkte der Roman eher leicht auf mich, es gab eine Aneinanderreihung von oft recht skurrilen Situationen, die gegen Ende leider für mein Empfinden immer mehr ins Klamaukhafte abdrifteten. Von leicht zu seicht sozusagen - was mich noch zusätzlich abhängte. Letztendlich war ich froh, als die gemeinsame Reise der beiden ein Ende hatte. Da jedenfalls sorgte die Autorin noch einmal für ein gelungenes Überraschungsmoment. Dass das Ende durchaus unterschiedlich interpretiert werden kann, hat die Leserunde gezeigt. Das hat mir gefallen. Doch an der ernüchternden Bewertung ändert das leider auch nichts mehr...
Für mich gab es hier viel verschenktes Potenzial, leider. "Ein unvorhersehaberes, dramatisches, unangemessen komisches Lesevergnügen" war es in der Tat nicht - da hat der Klappentext eindeutig zu viel versprochen. Schade!
© Parden
Nun ja, der manchmal viel zu sachliche Bücherjunge bekommt schon ein Problem, wenn der Sprung von einer Autobahnbrücke nur zu leichten Verletzungen führt.
AntwortenLöschenGrüße aus NZ
Die Szene konnte ich mir auch nicht so recht vorstellen, ehrlich gesagt. Aber ein wenig schriftstellerische Freiheit lasse ich gelten... ;)
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