Der Indianerjunge oder die Geschichte der sechs Namen
Meine Rezension zum 1. Band der sechsbändigen Ausgabe vonDIE SÖHNE DER GROSSEN BÄRIN
► Erstausgabe
von ►Liselotte Welskopf-Henrich
Band 1: Harka - Der Sohn des Häuptlings
► Band 2: Der Weg in die Verbannung
► Band 3: Die Höhle in den schwarzen Bergen
► Band 4: Heimkehr zu den Dakota
► Band 5: Der junge Häuptling
► Band 6: Über den Missouri
Der ►Eulenspiegelverlag hat die sechs Bände wohlwollend als Rezensionsexemplare zur Verfügung gestellt. Links ist das Cover der schönen Hardcoverausgabe zu sehen. Schön ist auch, dass auf dem Buchdeckel der Gesamttitel genannt wird, denn um die BÄRENSÖHNE handelt es sich ja.
dreibändige Ausgabe |
* * *
Paperback Ausgabe |
Die Geschichte:
Es gilt mitzufiebern mit einem
elfjährigen Indianerjungen, der in den Che Sapa, den Schwarzen Bergen des
Nachts im Wald hockt und still beobachtet. Er wartet auf seinen Vater. Der ist
Kriegshäuptling der Bärenbande und heist, weil er in enem Frühjahr mal vier
Bären erlegt hat, Mattotaupa (Matto = Bär). Harka Steinhart Nachtauge, der
Anführer des Bundes der JUNGEN HUNDE ist vom Vater aufgefordert wurden, sich
unterhalb der Höhle der Großen Bärin einzufinden. Die Große Bärin ist die Ahnin
der kleinen Indianergruppe der ► Oglala bei den Teton - Dakota.
Ravensburger (1983) |
Es ist Frühjahr, die Indianer und die Tiere hungern. Es wird Zeit, dass die Krieger ► Bisons finden, die um 1863 noch in größeren Herden durch die Prärie ziehen.[1] Auch die Wölfe sind hungrig und fallen in die Pferdeherde der Gruppe ein. Harka rettet das Büffelpferd des Vaters, den Grauschimmel, und erlegt einen Wolf. So bekommt der Junge der nachts gut sehen (Nachtauge) und Schmerzen gut ertragen kann (Steinhart) nun den Namen Wolfstöter dazu. Der Vater ist stolz auf seinen Sohn. er hat noch zwei weitere Kinder. Uinonah (erstgeborene Tochter) und den achtjährigen Harpstennah, welcher etwas kränklich ist aber auch ein sehr guter Schütze unter den vom älteren Bruder angeführten Knaben.
Da der Friedenhäuptling Weißer
Büffel gestorben ist, kommt auch noch der Bursche Schonka (Hund) in das Zelt,
in welchem neben Mattotaupas Frau auch seine Mutter (Untschida =
Großmütterchen) lebt. Mit Schonka verbindet Harka nur eines: Sie können sich
nicht leiden. Harka der jüngere ist in Wettkämpfen und Spielen oft schon der
Bessere…
"Guter Geist gib uns Büffel,
Büffel, Büffel…" Die Bärenbande zieht in die Prärie um zu jagen. Die Haut der riesigen Tiere dient
der Kleidung und den Zeltplanen. Aus den Knochen machen die Prärieindianer
Pfeilspitzen und das Fleisch dient der Nahrung auch in getrockneter und
pulverisierter Form (Pemikan)…
Die Dakota treffen auf die ► Pani (Pawnee)[2]. Die Wandergruppe hat angehalten und es kommt zum Kampf der Krieger. Plötzlich knallt es und Harkas Mutter sinkt tot vom Pferd. Die Kinder sind erschrocken und die Krieger schreien: "Mazzawaken, Mazzawaken…" (Geheimniseisen) Harka wagt sich zwischen die kämpfenden Krieger und erbeutet das Gewehr des feindlichen Häuptlings der bereits im Kampf gefallen ist. Aber behalten wird er das Gewehr nicht…
Während der folgenden Büffeljagd
spickt Harka eine alte Büffelkuh mit allen seinen Pfeilen. Eigentlich hat der
Knabe dabei nicht zu suchen. Aber die Herde wurde bei der Jagd abgelenkt und
raste auf das Dorf in der Prärie zu. Da waren vor allem die Pferde zu retten
und Harka erhält anschließend den nächsten Namen: Büffelpfeilversender.
Einige Zeit später, die Gruppe hat
das Sommerlager am Pferdebach bezogen, findet Harka einen etwa gleichaltrigen
kraushaarigen Jungen mit schwarzer Haut in der Prärie. Er nimmt ihn mit. Der
weggelaufene Sohn eines Negersklaven berichtet mit Händen und Füßen und mit
Bildern, dass weiße Männer bei den Pani sind und auch sein Vater. Auf die Frage wie man den denn freikaufen könnte zeigt
Kraushaar einen gelben Kiesel vor, den Harka in den Schwarzen Bergen einmal
fand. Da wird Mattotaupa zornig und wirft den Kiesel in den Bach. Harka erfährt
vom Vater, dass es dieses Gold ist, welches die weißen Männer suchen und das
daraus das Geheimnis der Väter besteht. Nie, nie darf er das verraten. NIE!
Hawandschita aber kauft mit diesem
Nugget Fremde Muschel (er hat eine Ozeanmuschel bei sich) frei und Vater und Sohn beziehen ein von in den jüngsten
Kämpfen von Kriegern verwaistes Zelt mit vielen Frauen und Mädchen.
In das Indianerdorf kommen der
Maler Morris und dessen Begleiter, der Indianer Langspeer, ein Cheyenne. Morris
ist den Indianern freundlich gesonnen, er will den Kriegshäuptling malen,
dieser lehnt ab: dies wäre ein großes Geheimnis.
Ein großer Grizzly tötet
Mattotaupas Bruder und der Häuptling macht sich mit seinem Sohn auf die Jagd….
Bärenjäger lautet der neue Name des Häuptlingssohnes und das Fell des Bären
wird ein Jahrhundert überdauern.[3]
Auf dem Rückweg begegnen Vater und
Sohn dem abreisenden Maler und Langspeer. Diese berichten von neuem Besuch in
den Zelten der Bärenbande. Ein weißer Mann mit roten Haaren… Das verfluchte Goldkorn…
Das Ende friedlicher Zeiten hatte
sich ganz langsam angekündigt, doch nun endet die Kinderzeit ganz plötzlich…
* * *
Zu diesem Band:
Der erste Band erzählt "endlich" die Kindheits- und Jugendgeschichte des Häuptlings Tokei-ihto, der aus der ► Erstausgabe und vielen Auflagen bereits vielen Lesern in Ost und West bekannt ist.
Der erste Band erzählt "endlich" die Kindheits- und Jugendgeschichte des Häuptlings Tokei-ihto, der aus der ► Erstausgabe und vielen Auflagen bereits vielen Lesern in Ost und West bekannt ist.
Es sind unbeschwerte Jahre, denn die Bärenbande hatte bisher
noch keinen Kontakt mit den Langmessern (Säbel der US - Kavallerie) und anderen Weißen. Lediglich
Hawandschita, der neunzigjährige Geheimnismann der Bärenbande kennt Geschichten
aus dem Osten. Er hat als junger Krieger den ► Tecumseh kennengelernt und unter
ihm gekämpft. Allerdings wissen die Indianer, dass diese Männer mit den
schweren Stiefeln und den Hüten nach einem suchen: Gold. Insofern ziehen bereits
die ersten schwarzen Wolken herauf.
Im ersten Band der sechsbändigen Ausgabe lernen wir das
Leben in einem Indianerdorf der Plain-Indianer kennen. Liselotte
Welskopf-Henrich erzählt von der Aufgabenteilung, den Knaben-, Burschen- und
Kriegerbünden, darüber was Jungen und Mädchen bei den Lakota lernen müssen und
sie erzählt von kleinen Wettkämpfen, dem Kräftemessen, dem Ertragen von
Schmerzen. Wir lesen davon, dass sich die Knaben bereits glühende Holzspäne auf
die Hände legen und dass die Krieger sich im Wettessen von roher Hundeleber
"üben" (Wer die meisten schafft gewinnt…). Welche Achtung der
Kriegshäuptling besitzt und wie er seine Krieger im Kampf führt aber auch wie
er Gäste nach erfolgreicher Jagd in seinem Zelt bewirtet erfahren wir bereits
im ersten Band der ursprünglichen Trilogie und natürlich der nunmehr
sechsbändigen Ausgabe.
Szenenbild aus INTO THE WEST |
Die Gefährlichkeit der Büffeljagd wird auch gut beschrieben,
die Gewalt der rasenden Herde und dass die nicht nur für die jagenden Krieger
gefährlich war.
Wie die Tipis, die großen Zelte gebaut sind, ab- und
aufgebaut werden, wie die Familien darin leben kann sich der Leser gut
vorstellen.
Gerade dieser erste Band, der besonders von den Kindern und
jungen Burschen erzählt, von der Freundschaft des Häuptlingssohnes mit Tschetan,
dem Anführer der ROTEN FEDERN (Burschenbund), die zurückhaltende Zuneigung der
Geschwister untereinander und ihr Zusammenhalt aber auch ihre Konflikte,
empfiehlt sich für Kinder. Allerdings scheint, dass der Erzählstil aber auch
das Thema momentan nur schwer zu vermitteln sind, ich bin bei den Kindern im
Familienkreis noch nicht sehr weit gekommen mit der Werbung.
Der Schreibstil ist einfach gehalten. Komplizierte Sätze
sind in den Büchern der Autorin auch nicht üblich. Sie versucht auch nicht,
vermeintliche Sprachformeln anzuwenden. Sie war der Auffassung, dass sie die
deutsche Schriftsprache in ihrer Breite nutzen muss, verarme doch die
gesprochene Sprache sowieso schon genug. Nur zwei Eigenarten verwendet sie. Da
ist einmal das "Hau! Ich habe gesprochen!" als Bekräftigungsformel
und dann die Art und Weise oft in der dritten Person zu sprechen. (zum Beispiel
Mattotaupa zu Harka: "Was denkt Harka über den fremden schwarzhäutigen
Knaben?") [4]
Nicht vergessen werden soll, dass nun (ab 1963) die Bücher auch in verschiedenen Verlagen erschienen. Zum Beispiel im Kinderbuchverlag Berlin, im Verlag Neues Leben und auch im Eulenspiegelverlag.
* * *
Die Quellen:
Der bereits erwähnte Dr. Uli Otto beschreibt in seinem Buch "Auf den Spuren der Söhne der Großen Bärin" den geschichtlichen und auch den kulturellen Hintergrund des Romans. Er beschreibt die Waffen, die die Plain-Indianer (Plains = Prärie) benutzten und vieles mehr.[5]
Der bereits erwähnte Dr. Uli Otto beschreibt in seinem Buch "Auf den Spuren der Söhne der Großen Bärin" den geschichtlichen und auch den kulturellen Hintergrund des Romans. Er beschreibt die Waffen, die die Plain-Indianer (Plains = Prärie) benutzten und vieles mehr.[5]
Tipi (wikipedia) |
Zeltplane eines Kultzeltes |
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Zeltdorf im DEFA Film "Die Söhne..." |
Der Film DIE SÖHNE DER GROSSEN BÄRIN versuchte schon viel
Originalität einzufangen. Natürlich aber bestehen die Zelte am Pferdebachtal
nun nicht gerade aus Bisonhäuten.
Der im Jahre 2005
erstmal ausgestrahlte sechsteilige Film ► INTO THE WEST von ► Steven Spielberg
ist ein sehr wertvolles Dokument amerikanischer Geschichte und zeichnet sich
durch detailgetreue Darstellung des Lebens und des Kampfes der Plain-Indianer
insbesondere der Sioux-Stämme der ► Lakota und der ► Cheyenne aus.
Zu diesem Werk gibt auch ► hier was zu lesen. Ich glaube, die Autorin eines der erfolgreichsten Jugendbücher über die Indianer Nordamerikas wäre zum ersten mal von dieser amerikanischen Darstellung begeistert gewesen.[7]
Zu diesem Werk gibt auch ► hier was zu lesen. Ich glaube, die Autorin eines der erfolgreichsten Jugendbücher über die Indianer Nordamerikas wäre zum ersten mal von dieser amerikanischen Darstellung begeistert gewesen.[7]
Szenenbild |
Szenenbild |
Szenenbild |
(Trailer zu INTO THE WEST)
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Indianerdorf - Catlin |
George Catlin |
Welskopf-Henrich hat in HARKA den blonden Maler Dan Morrison (Morris) und seinen Gefährten Langspeer eingeführt.
Auf Grund der blonden Haare und der Fähigkeit zu malen nennen ihn die Indianer "Weitfliegender Vogel, Gelbhaar, Geheimnisstab".
Büffeljagd - Catlin |
Carl Bodmer |
Mató Tópe |
Vor kurzem fand ich in einem anderen ► Blog auch einen Hinweis auf den oben genannten George CATLIN. Einer der interessantesten Blogger, denen ich nicht nur gelegentlich folge ist JAY. Über ►Charles WILMAR und ►George CATLIN hat der pensionierte Hochschullehrer, welcher engliche und amerikanische Literatur und Geschichte als Hauptfach bearbeitete, der außerdem enzyklopädisches Wissen in Bezug auf die Malerei aufweist und sich auch gern als Filmkritiker betätigt, sehr interessante Beiträge geschrieben.
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Zusammenfassend kann mit voller Berechtigung gesagt werden,
dass bis auch kleine Geschichten für jüngere Kinder (Der Steinknabe) dieser
erste Teil des Romans DIE SÖHNE DER GROSSEN BÄRIN einen hervorragenden Einstieg
in die Welt der Indianerliteratur ermöglicht. Es wäre sicherlich wesentlich
schwerer mit den Lederstrumpferzählungen des ► James Fenimore COOPER anzufangen
und ein Fehler, dies gar mit ► Karl MAY zu versuchen.
© KaratekaDD, 29.09.2013
PS: Ursprünglich am 17. August 2013 zuerst veröffentlicht, habe ich die Aktualisierung auch mit einem neuen Datum versehen.
PS: Ursprünglich am 17. August 2013 zuerst veröffentlicht, habe ich die Aktualisierung auch mit einem neuen Datum versehen.
[1] Harka ist im Jahr 1876, dem Jahr der Schlacht am Little Big Horn 24 Jahre alt. Daher diese Jahreszahl, Harka hat elf
Winter und Sommer gesehen. Im Osten findet der Bürgerkrieg zwischen den Süd-
und Nordstaaten statt. Die Indianerstämme werden weit im Westen in
"Ruhe" gelassen. Noch…
[2] vgl.: OTTO, Uli: Auf den Spuren der Söhne der Großen Bärin, Kern - Verlag, Regensburg 2001; Die Pawnee werden Feinde der Dakota (eigentlich Lakota) als diese immer mehr in die Prärie hinausreiten und wandern müssen um die riesigen Bisonherden zu finden.
[3] siehe: WELSKOPH-HENRICH, L.: Nacht über der Prärie, Palisander, Chemnitz 2013
[4] vgl. LORENZ, Erik: Liselotte Welskopf-Henrich und die Indianer. Eine Biografie; Palisander, Chemnitz 2010; Seite 105
[5] siehe, OTTO, Uli: Auf den Spuren der Söhne…; Kern - Verlag, Regensburg, 2001, Seite 90 ff
[6] vgl. Ebenda, Seite 111 f
[7] Into the West: neue Rezension folgt
[8] http://www.indianer-nordamerikas.keepfree.de/bodmer_galerie.htm (17.08.2013, 18:15 Uhr)
[9] siehe LORENZ, Chemnitz 2010, Seite 137 f
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[2] vgl.: OTTO, Uli: Auf den Spuren der Söhne der Großen Bärin, Kern - Verlag, Regensburg 2001; Die Pawnee werden Feinde der Dakota (eigentlich Lakota) als diese immer mehr in die Prärie hinausreiten und wandern müssen um die riesigen Bisonherden zu finden.
[3] siehe: WELSKOPH-HENRICH, L.: Nacht über der Prärie, Palisander, Chemnitz 2013
[4] vgl. LORENZ, Erik: Liselotte Welskopf-Henrich und die Indianer. Eine Biografie; Palisander, Chemnitz 2010; Seite 105
[5] siehe, OTTO, Uli: Auf den Spuren der Söhne…; Kern - Verlag, Regensburg, 2001, Seite 90 ff
[6] vgl. Ebenda, Seite 111 f
[7] Into the West: neue Rezension folgt
[8] http://www.indianer-nordamerikas.keepfree.de/bodmer_galerie.htm (17.08.2013, 18:15 Uhr)
[9] siehe LORENZ, Chemnitz 2010, Seite 137 f
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Wenn der Verlag Werbung für die Bücher von LWH benötigt, muss er nur auf diesen Blog verweisen... :)
AntwortenLöschenDas kriegen die anscheinend aber nicht hin. Vielleicht liegt es daran, dass es so viele Litaraturblogs gibt. Und die Webseitenstruktur der Verlage sieht so etwas vermutlich nicht vor. Allerdings würde ich es schön finden, wenn mal ein Verlag hier eine Bemerkung hinterlässt.
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