Einfach zauberhaft...
(zuerst veröffentlicht von parden auf Buchgesichter.de am 03.08.2013)
Das Buch beginnt mit dem Trauergottesdienst für Léon Le Gall im Jahr
1986. Aufgebahrt in der Kirche Notre-Dame in Paris, nehmen die
zahlreichen Familienmitglieder von ihm Abschied, als sich die Tür öffnet
und eine kleine resolute weißhaarig Dame ohne Zögern eintritt und
geradewegs zum Sarg geht.
Ohne sich um die Blicke der anderen zu kümmern, küsst sie Léon ein letztes Mal - und legt ihm etwas in den Sarg: eine alte Fahrradklingel mit halbkugelförmiger Glocke, die sie zum Abschied noch zweimal betätigt. Rrii-Rring, Rrii-Rring. Dann verschwindet sie genauso wie sie kam.
Ohne sich um die Blicke der anderen zu kümmern, küsst sie Léon ein letztes Mal - und legt ihm etwas in den Sarg: eine alte Fahrradklingel mit halbkugelförmiger Glocke, die sie zum Abschied noch zweimal betätigt. Rrii-Rring, Rrii-Rring. Dann verschwindet sie genauso wie sie kam.
Louise Janvier, die große Liebe Léons, seit sie sich mit 17 Jahren
das erste Mal begegnen. Das ist 1918, in den Kriegswirren des Ersten
Weltkrieges, als Léon mit dem Fahrrad unterwegs ist nach
Saint-Luc-Marne, wo er am Bahnhof seinen Posten als Morseassistent
antreten soll. Mehrfach überholt ihn da mit quietschendem Rad ein
Mädchen in gepunkteter Bluse, in die sich Léon gleich verliebt.
Zarte erste Bande, eine Liebesnacht am Strand - doch jäh findet das Miteinander ein Ende, als auf der Rückfahrt in die kleine Stadt beide unabhängig voneinander von Einschlägen deutscher Artillerie getroffen werden. Schwer verletzt kämpfen beide um ihr Leben - und halten den jeweils anderen für tot...
Zarte erste Bande, eine Liebesnacht am Strand - doch jäh findet das Miteinander ein Ende, als auf der Rückfahrt in die kleine Stadt beide unabhängig voneinander von Einschlägen deutscher Artillerie getroffen werden. Schwer verletzt kämpfen beide um ihr Leben - und halten den jeweils anderen für tot...
Paris 1925 |
Zehn Jahre später begegnen sich beide zufällig in Paris wieder.
Erschreckt, erfreut, fassunslos. Doch Léon hat inzwischen geheiratet,
hat einen vierjährigen Sohn und ein weiteres Kind ist unterwegs. Einen
einzigen Tag und eine Nacht stehlen sich die Liebenden dennoch,
unersättlich, bevor sie beschließen, sich nie wiederzusehen.
Doch im Laufe des Lebens kreuzen sich immer wieder einmal ihre Wege, und immer träumen die beiden voneinander, nicht verzehrend, aber doch stets mit einer glimmenden Glut, die sie im Leben warmhält. Auch als Louise im Zweiten Weltkrieg Frankreich verlässt und Léon nur alle paar Jahre mit einem Brief über ihr Leben in Kenntnis setzt, verlöscht diese Liebe nicht...
Doch im Laufe des Lebens kreuzen sich immer wieder einmal ihre Wege, und immer träumen die beiden voneinander, nicht verzehrend, aber doch stets mit einer glimmenden Glut, die sie im Leben warmhält. Auch als Louise im Zweiten Weltkrieg Frankreich verlässt und Léon nur alle paar Jahre mit einem Brief über ihr Leben in Kenntnis setzt, verlöscht diese Liebe nicht...
Eine ganz zarte Erzählung wird hier vorgelegt, eine Liebesgeschichte
zwar, aber ohne Schnörkel und ohne ins Kitschige zu verfallen, in einem
nahezu poetischen Stil. Mit leichter Hand und wie nebenher skizziert
Capus darüber hinaus ein Stück europäischer Geschichte, schwerpunktmäßig
zu Zeiten der beiden Weltkriege.
Tragische wie komische Begebenheiten ohne dramatische Untertöne werden wie ein Biderreigen vor dem Leser ausgebreitet. Dabei schließt man fast unmerklich beide ins Herz: die resolute, selbstbewusste, schlagfertige, freche, herrlich unkonventionelle Louise genauso wie den eher ruhigen, sich selbst genügenden, treuen, geradlinigen Léon.
Tragische wie komische Begebenheiten ohne dramatische Untertöne werden wie ein Biderreigen vor dem Leser ausgebreitet. Dabei schließt man fast unmerklich beide ins Herz: die resolute, selbstbewusste, schlagfertige, freche, herrlich unkonventionelle Louise genauso wie den eher ruhigen, sich selbst genügenden, treuen, geradlinigen Léon.
Ein bittersüßes Lesevergnügen, das einfach nur empfehlenswert ist...
© Parden
Alex Capus |
Alex Capus, geboren 1961 in Frankreich, studierte Geschichte,
Philosophie und Ethnologie in Basel und arbeitete während und nach
seinem Studium als Journalist und Redakteur bei verschiedenen
Tageszeitungen und bei der Schweizer Depeschenagentur. 1994
veröffentlichte Alex Capus seinen ersten Erzählband ("Diese verfluchte
Schwerkraft"), dem seitdem neun weitere Bücher mit Kurzgeschichten,
historischen Reportagen und Romane folgten. Capus verbindet sorgfältig
recherchierte Fakten mit fiktiven Erzählebenen, in denen er die
persönlichen Schicksale seiner Protagonisten einfühlsam beschreibt.
Seine Bücher wurden in viele Sprachen übersetzt; für seine
schriftstellerische Arbeit erhielt er zahlreiche Preise. Alex Capus lebt als freier Schriftsteller mit
seiner Familie in Olten/Schweiz.
Eine tiefe Verbeugung und meinen Glückwunsch: Wieder einmal eine wunderbare Rezension von dir.
AntwortenLöschenDas Buch kannte ich bisher nicht, aber ich muss es unbedingt haben. Es ist eine so wunderbare Geschichte...
Deshalb werde ich es mir gleich jetzt kaufen - Amazon macht´s möglich!
Danke für diesen Buchtip!
Schöne Worte hast du gefunden - ganz liebe Grüße von Literatwo an dich. Schöne Bilder auch!
AntwortenLöschenUi, ich danke Euch! Ist aber auch wirklich ein bezauberndes Buch... ♥
AntwortenLöschenIch finde auch, dass diese deine Zeilen sehr viel Lust auf das Buch machen.
AntwortenLöschenRudi hat sich das Buch ja nun schon bestellt, aber ich würde es auch an Interessierte verleihen. Bei Bedarf. Bei Gelegenheit. Bei Lust... ;)
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