Die Traurigkeit der russischen Seele...
(zuerst veröffentlicht von parden auf Buchgesichter.de am 27.06.2012)
In einem kleinen russischen Dorf verhindert der sechzehnjährige
Bauernsohn Georgi 1915 ein Attentat
auf ein Mitglied der Zarenfamilie.
Dadurch ändert sich sein gesamtes Leben, denn aufgrund seiner Loyalität
wird er daraufhin nach St. Petersburg an den Zarenhof gerufen, wo er in
die Dienste Zar Nikolaus II. tritt.
Als Leibwächter des Zarensohnes Alexej betritt er nun eine ungewohnt mondäne und prunkvolle Welt, freundet sich aber schließlich mit seinem Schützling an und lernt auch die jüngste Tochter des Zaren kennen: Anastasia. Zwischen den beiden entwickelt sich eine Liebe auf den ersten Blick, eine Liebe, die jedoch nicht gelebt werden darf. Der Tradition
gehorchend, sind die Pläne für die Zukunft der Zarentöchter politisch
orientiert, für jede schon der passende adlige Ehemann ausgesucht. Doch
Georgi und Anastasia gelingt es, unentdeckt zu bleiben. Bis die
Revolution ausbricht und Anastatsia und ihre Familie an einen geheimen
Ort verschleppt werden: ins "Haus zur besonderen Verwendung"...
Erzählt wird die Geschichte in Zeitsprüngen - chronologisch in der Vergangenheit, rückwärts in
der Gegenwart, bis beide Erzählstränge sich
treffen. So offenbart sich erst gegen Schluss ein Geheimnis, das für den
Leser dennoch nicht überraschend kommen dürfte - in jedem Fall ist das
Buch für mich ein Meisterwerk der Erzählkunst.
Boyne gelingt es, den Leser in die Geschehnisse vor und während der Revolution eintauchen zu lassen, schafft dabei aber auch einen engen Bezug zur Gegenwart Georgis, so dass sich seine Geschichte, gepaart mit dem Schicksal der letzten Zarenfamilie, letztlich wie ein geschlossener Bilderreigen vor dem Leser entfächert.
Zar Nikolaus II. mit Sohn Alexej |
Als Leibwächter des Zarensohnes Alexej betritt er nun eine ungewohnt mondäne und prunkvolle Welt, freundet sich aber schließlich mit seinem Schützling an und lernt auch die jüngste Tochter des Zaren kennen: Anastasia. Zwischen den beiden entwickelt sich eine Liebe auf den ersten Blick, eine Liebe, die jedoch nicht gelebt werden darf. Der Tradition
Zarenfamilie mit Anastasia (3. von rechts) |
Erzählt wird die Geschichte in Zeitsprüngen - chronologisch in der Vergangenheit, rückwärts in
Grigori J. Rasputin |
Boyne gelingt es, den Leser in die Geschehnisse vor und während der Revolution eintauchen zu lassen, schafft dabei aber auch einen engen Bezug zur Gegenwart Georgis, so dass sich seine Geschichte, gepaart mit dem Schicksal der letzten Zarenfamilie, letztlich wie ein geschlossener Bilderreigen vor dem Leser entfächert.
Boyne verwebt gekonnt die historischen Tatsachen mit seinen erdachten Figuren und bietet so nicht nur eine wundervoll traurige Liebesgeschichte, sondern auch gleichzeitig eine anschauliche Lehrstunde über eines der wichtigsten Kapitel der russischen Geschichte.
Die Erzählung selbst ist sehr ruhig, dabei jedoch eindringlich, der
Schreibstil flüssig und eingängig. Die Geschichte ist berührend, und
Boyne ist es gelungen, auch die Traurigkeit und Melancholie der
russischen Seele einzubinden, ohne ins Kitsichge oder in Klischees
abzugleiten.
Insgesamt ein beeindruckendes Leseerlebnis, und sicherlich nicht mein letztes Buch von John Boyne!
Insgesamt ein beeindruckendes Leseerlebnis, und sicherlich nicht mein letztes Buch von John Boyne!
© Parden
John Boyne wurde 1971 in Dublin, Irland, geboren, wo er auch heute lebt.
Er ist der Autor von inzwischen zahlreichen Romanen, darunter "Der Junge im gestreiften Pyjama", der zahlreiche internationale Buchpreise gewann und 2008 verfilmt wurde. John Boynes Romane wurden in über vierzig Sprachen übersetzt.
Er ist der Autor von inzwischen zahlreichen Romanen, darunter "Der Junge im gestreiften Pyjama", der zahlreiche internationale Buchpreise gewann und 2008 verfilmt wurde. John Boynes Romane wurden in über vierzig Sprachen übersetzt.
Ich bin ziemlich verblüfft: Dieses Thema hätte ich dir nie zugeschrieben, wenn diese Rezension nicht unter deinem Namen inmitten vieler anderer aufgetaucht wäre.
AntwortenLöschenIch überlege gerade, in welchem Buch der jüngsten Zeit der Zarenmord schon einmal auftauchte, ich komme gerade nicht drauf...
Anastasia:
Dancing pairs,
Painted wings,
Things I almost remember,
And a song someone sings,
Once upon a December
Someone holds me safe and warm,
Horses prance through a silver storm,
Figures dancing gracefully across my memory...
Far away, long ago,
Glowing dim as an ember
Things my heart used to know
Once upon a December
(Instrumental break)
Someone holds me safe and warm,
Horses prance through a silver storm,
Figures dancing gracefully across my memory
Far away, long ago
Glowing dim as an ember,
Things my heart used to know,
Things it yearns to remember
And a song someone sings,
Once upon a December
Hier der Link zu Becky Taylors Interpretation:
http://www.youtube.com/watch?v=e_uO7-t9K2U&hd=1
Die heute erwachsene Sängerin ist wirklich toll. Aber das ist wohl das einzige was mich mit Anastasia verbindet.
Liebe Grüße von
KaratekaDD
Das Lied gefällt mir auch sehr.
LöschenDieses Buch fiel mir weniger aufgrund des Themas in die Hände, sondern v.a. wegen des Autoren (ich hatte zuvor schon "Der Junge im gestreiften Pyjama" von John Boyne gelesen) und der sehr begeisterten Bewertungen des Romans.
Und ich freue mich, dass ich es gelesen habe... :)
Ich sehe gerade eine Spieldokumentation zur Zarenfamilie. Darin hat dieser Rasputin allerdings nicht mit der Zarentochter, sondern mehr mit der Zarin zu tun.
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