Samstag, 1. November 2025

Wolf, Daniel: Die Templer - Rose und Kreuz

 

Doch noch einmal ein Buch über und mit Tempelrittern? Vor fünfunddreißig Jahren widmete ich mich erstmals einem solchen Thema und war vor allem mit einer der größten Lügengeschichten konfrontiert, die doch so seriös aussah. Dem "heiligen Gral" folgten "Die Kinder des Grals" und wenn die meisten Bücher Peter Berlings hier gar nicht "untersucht" wurden weil das Lesen liegt länger zurück als der Blog existiert, dann liegt das wiederum an der Erschöpfung des Themas.

Dachte ich. 

Doch vor kurzem, es war in Unna, hörte ich den Christoph Lode alias Daniel Wolf aus diesem Buch hier lesen. Himmel, dachte ich, jetzt sucht auch noch ein Knappe nach einem Drachen und trifft dabei einige Templer, ein paar Ritter und Sergeanten und ein Turkopole ist auch dabei...

Und dann, 886 Seiten oder über 23 Stunden hören...
Die Lesung war gut vorgetragen, der ganze Abend mit einer Reihe von Autorinnen und Autoren war spaßig, und dann fragte ich den Daniel Wolf direkt, was er denn für einen Lesegrund anmerken wolle. Fehlende Objektivität hin oder her, er versprach zum Beispiel keine Verschwörungsgeschichte so mit seltsamen Ritualen, Baphomet und Kindermorden zu erzählen, dass der Knappe Constantin auszieht um für seinen Vater einen Drachen zu finden und seinem Herrn einen Drachenstein zu bringen ist den geglaubten Mythen geschuldet, natürlich gäbe es gar keine Drachen...

In einem "schwachen" Moment lud ich das Hörbuch herunter.
Der Verlag schreibt: Frankreich 1293. Das ganze Land wird von Unruhen erschüttert, selbst der einflussreiche Templerorden muss ums Überleben kämpfen. In diesen gefährlichen Zeiten begibt sich der Knappe Constantin auf eine fast aussichtslose Mission: Für seinen Herrn soll er einen sagenumwobenen Stein finden, dem heilende Kräfte nachgesagt werden. Constantin hofft, sich durch die abenteuerliche Reise als angehender Ritter zu beweisen. Dabei wird er von der temperamentvollen Mélisande begleitet, die sich ihm angeschlossen hat, um einer erzwungenen Ehe zu entfliehen. Constantin ist noch nie einer so eigensinnigen jungen Frau begegnet, gleichzeitig fasziniert ihn ihr Mut. Doch Mut allein wird sie nicht retten, als die beiden dem Templer Gérard begegnen und in einen tödlichen Rachefeldzug verstrickt werden, der den geheimnisvollen Orden bedroht ...
Wer sich schon mal ernsthaft mit den Pauperes commilitones Christi templique Salomonici Hierosolymitanis - mit der Armen Ritterschaft Christi und des salomonischen Tempels zu Jerusalem beschäftigt hat, der weiß, dass die einst die Pilger im Heiligen Land beschützen sollten und außerdem die ersten Banker Europas wurden, was nicht unmaßgeblich zu ihrem Untergang beitrug. Bis dahin aber ist noch etwas Zeit, denn wir schreiben erst 1293.

Was es damit auf sich hat, lernen wir über diesen Gérard, der für unseren Constantin eine entscheidende Karrieresprosse darstellen wird. Wer nun denkt, dass der dem Orden betritt, irrt sich, neben der anziehenden Mélisande wartet da noch eine gewisse Agnes, äußerst gelangweilt vom Unterricht einer hohen Edelfrau...

Kurzerhand, die zwar etwas langgeratene Geschichte bot neben Spannung und Spaß und manch Lehrreiches und vielleicht kommen die Fortsetzungen noch ins hörbare Bücherregal. Gelesen hat das Hörbuch Johannes Steck, was gut gepasst hat, gewöhnungsbedürftig war die konsequente französische Aussprache der Namen der handelnden Personen...





Nun erhielt Daniel Wolf in Unna den Silbernen Homer für dieses Buch. Aus 95 Einsendungen gerieten 10 Bücher von 9 Autorinnen und Autoren  auf die Shortlist. Der Silberne Homer wurde dabei zweimal vergeben. Die Jury bewertet dabei sechs Aspekte. Das Publikum kennt die Einzelpunkte nicht, hier gestatte ich mir eine eigene Wertung:
  • Lesbarkeit: Der gesamte Text war gut hörbar, auch der Sprecher hier zu bewerten war, Sprache und Stil berücksichtigten die Zeit und waren dabei trotzdem modern. Einziger Mangel: Etwas kürzer hätte ich mir hier gewünscht, aber Wolf hat mit einem Schmunzeln selbst gesagt, "er neigt zu dicken Büchern."
  • Figuren: Constantin, Mélisande und Gérard ragen heraus, der Hauptheld in seiner Unfertigkeit und die freche Mélisande bringen Frische und Eigenständigkeit hinein, die rolle des alten Ritters wird am Ende besonders deutlich.
  • Plot: Spannung vorhanden, logische folge ohne Brüche. Alle Wandlungen lassen die Neugier nicht versiegen. 
  • Atmosphäre: Man hat durchaus das Gefühl im Mittelalter angekommen zu sein, es wird nicht verklärt oder romantisiert.
  • Spannung: Höhepunkte wechseln einander ab, interessant der Prolog im Tunnel und ein ähnlicher Kampf  später noch einmal, die angedeuteten Längen verblassen angesichts der dieser Episoden.
  • Historientreue: Die sich neu entwickelnden Bankgeschäfte mit Wechseln und Krediten sind gut beschrieben, sie spiegeln die Rolle des Ritterordens wieder, eil die "Kassierer", die Sergeanten und Ritter differenziert dargestellt werden. Wir werden sicher in den Folgebänden sehen, wie die reale Geschichte in den letzten Jahren des Templerordens dargestellt wird. Ob die Stadt der Spielleute und Gaukler mit dem reimenden "König" real ist, lässt sich schwer einschätzen. Gab es die Enklave des Wunderhofs in Paris wirklich?
Fazit: Weiterlesen oder hören lohnt sich.



Warum allerdings der Titel des Buches geändert wurde in Das Reich der Rose, erschließt sich mir nicht, sind es doch die Templer im Ausgang der endgültig verlorenen Kreuzzüge, die in Frankreich das Bild prägen. Dass die Krone durch den Drachen ersetzt wurde, erscheint dagegen als sinnhaft. 

* * *



Die Veranstaltung des Vereins HOMER - Literaturpreis für historische Romane ist ein helles Licht am historischen Literaturhimmel, man nimmt immer was mit und dies nun schon das vierte Buch der Preisträger, das ich sinngemäß mitgenommen habe.


  • Cover-Bilder vom Verlag
  • Fotos: eigene / Preisplakat vom Verein HOMER

© Bücherjunge
 


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