Der Garten Europas „liegt satt und zufrieden zwischen dem großen Fluss und den blauen Bergen. In der Ebene schleichen sich Bäche und Rinnsale durch endlose Maisfelder dem Strom entgegen. Kümmerliche Reste des einstmals prächtigen Riedwaldes künden von Zeiten, da der Mensch die Ebene noch nicht in sich hineingefressen hatte. In das hügelige Weinland unterhalb der Berge traute er sich schon früher. Das sieht man den Puppenstädtchen an, die sich am Eingang von Tälern zu verstecken suchen, ohne dem Strom des Tourismus entrinnen zu können, so wie sie schon früher hilflos den durchziehenden Heerscharen ausgeliefert waren.“ (Seite12)
Das Elsass bezeichnete schon der Sonnenkönig als „schönen Garten“; ein Dichter nannte es dann den Garten Europas. (Wikipedia)
Gelegentlich wird er zweifeln: „Eine Verschwörung, ja eine Inszenierung von grandiosem Ausmaß musste es sein, mit der versucht wurde, so intelligenten Menschen wie den polnischen Professor, der italienischen Diplomatin und all den anderen ein Bild von der Welt zu malen, das mit der Realität nicht zu tun hatte. Doch welchem Zweck diente das Ganze?“ (Seite 434)
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Es war nicht leicht zu lesen, dieses 465 Seiten dicke Buch, und das lag nicht an der ziemlich unhandlichen straffen Broschur. Grundsätzlich empfand ich die Handlung als spannend aber über lange Strecken unergründlich. Das Friedrich von Hausen (1157/60 – 06.05.1190), Minnesänger und Ministerialer Barbarossas auf Tempelritter und Assassinen, eigentlich eine ismaelitisch-schiitische Glaubensgemeinschaft – Nizariten – trifft, möge ja logisch sein. Dass aber Schwendi, Reichsfreiherr von Hohenlandsberg (1522 – 1583), der sich seine Lorbeeren durch siegreiche Schlachten gegen die Osmanen erwarb und den Tokajer angeblich ins Elsass brachte (Legende) mit Ablegern derselben zu tun bekam, empfand ich schon seltsam. Bei dem französischen General Klebér (1753 – 1800) sieht das ein klein wenig anders aus, der führte Truppen nach Palästina bis zum Berg Tabor. Klebér wurde ermordet. War eine Fatwa Ursache für den Mord?
Quellen: Wikipedia - siehe Text |
Erst mit der Zeit kristallisiert sich heraus, dass Veit eine Lanze für die religiösen Minderheiten bricht, die Maroniten, die Alewiten, die Drusen und auch für die Juden, Armenier, die Kopten und ein paar anderer. Dies tut er aber nicht ohne Kritik an der Politik der Maroniten im Libanon oder den Alewiten in Syrien.
Spekulationen, nach denen das Vermächtnis der armen Ritterschaft Christi bei den bulgarischen Bogomilen, den südfranzösischen Katharern, die Manichäern und anderen Religionsgemeinschaften oder Sekten zu finden wären, erwähnt der Autor durch eine Romanfigur, um am Ende eine eher verblüffende, den hier schreibenden Blogger etwas versöhnende Lösung anzubieten, der sich zwischendrin doch zu vielen „Verschwörungen“ gegenüber sah. Templergeschichten dachte ich eigentlich genug gelesen zu haben.
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Beim Lesen sah ich mich wieder an diversen Plätzen im Heiligen Land, zum Beispiel am See Genezareth. Auf dem Platz auf dem in Colmar die Statuette des Lazarus v. Schwendi steht, habe ich schon mal gegessen, aber den Feldoberst nicht fotografiert. Daher muss ein eigener Blick ins Elsass herhalten:
Blick ins Elass von der Haut du Koenigsbourg |
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Winfried Veit ist ein Politikwissenschaftler und Publizist, der seinen Erstlingsroman „Allahs Zorn im Garten Europas von 2016 im letzten Jahr unter dem jetzigen Titel neu herausbrachte. Die Rolle Europas gehört zu seinen Kernthemen und da er als Berater für Szenarioplanung tätig ist, einem Instrument für Zukunftsanalyse, war ein Roman in dieser Hinsicht wohl irgendwann überfällig. Er lebt in Freiburg, das Elsass liegt bekanntlich gleich nebenan...
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