Mittwoch, 19. Januar 2022

Williams, Jen: Der Herzgräber

Als Heather Evans den Nachlass ihrer Mutter ordnet, macht sie eine erstaunliche Entdeckung: Stapelweise findet sie Briefe eines verurteilten Serienkillers. Michael Reave hatte zahlreiche junge Frauen auf bestialische Weise getötet. Seit 20 Jahren verbüßt er nun schon seine Strafe in einem Hochsicherheitsgefängnis. Doch jetzt ist wieder eine junge Frau getötet worden. Man findet sie in einem ausgehöhlten Baumstumpf. Und dort, wo eigentlich ihr Herz schlagen sollte, stecken Blumen. Genauso hatte es seinerzeit Reave zelebriert. Als eine zweite Frauenleiche gefunden wird, entschließen sich Heather und Detective Ben Parker zu einem gefährlichen Schritt. Heather soll mit Michael Reave persönlich sprechen, ihm die Fragen stellen, die nur er beantworten kann. Doch die Wahrheit wird für Heather zu einem Wettlauf um ihr Leben. 
 
 (Klappentext)
 
 
 
 
 
 
 
  • Herausgeber ‏ : ‎ FISCHER Taschenbuch; 2. Edition (29. Dezember 2021)
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
  • Übersetzung  : Irene Eisenhut 
  • Taschenbuch ‏ : ‎ 384 Seiten
  • ISBN-10 ‏ : ‎ 3596001765
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3596001767
  • Originaltitel ‏ : ‎ A Dark and Secret Place
 
 
 
 
 
 
 
Das Cover hat mich sofort angesprochen, der Klappentext gleich hinterher. Ich hate mal wieder Lust auf einen richtig spannenden Thriller! Dank der Adventskalender-Aktion von NetGalley konnte ich nun das Thrillerdebüt von Jen Williams lesen. Doch leider erwies sich dieses für mich als nicht ganz überzeugend, was v.a. an der unsympathischen Protagonistin lag, die sich immer wieder leichtsinnig und irrational verhielt... Mehr dazu könnt Ihr hier erfahren:
















SERIENKILLER...

Bei diesem Thriller habe ich lange zwischen zwei und drei Sternen geschwankt und mich letztlich auf drei festlegen können, weil ich die eigentliche Idee gut fand und das gruselige Spannungspotential erkennbar war. Leider wurde dieses jedoch keineswegs ausgeschöpft, was vor allem an dem Verhalten des weiblichen Hauptcharakters lag.

Im Zentrum des Geschehens steht die Journalistin Heather Evans, die sich nach dem Suizid ihrer Mutter um deren Beerdigung und den Nachlass kümmern muss. Als ihr auf dem Dachboden eine Kiste voller Briefe in die Hände fällt, merkt Heather, dass ihre Mutter einiges vor ihr verborgen gehalten hat. Die Briefe stammen allesamt von dem Serienkiller Michael Reaves, der seit Jahrzehnten im Gefängnis sitzt - was hat die Mutter mit diesem Menschen verbunden? Als Heather erfährt, dass gegenwärtig Morde geschehen, die dasselbe Muster aufweisen wie das des verurteilten Mannes, beginnt sie zu ermitteln und bringt sich - und andere - damit in Gefahr...

Dass Michael Reaves die gegenwärtigen Taten nicht begangen hat, erklärt sich von selbst. Doch erscheint es als wahrscheinlich, dass er zumindest weiß, wer hinter den aktuellen Morden steckt. Der ermittelnde Polizeibeamte Detective Ben Parker veranlasst eine Begegnung von Heather und dem verurteilten Serienmörder. Tatsächlich spricht Reaves mit der jungen Frau, doch zieht er es vor, Botschaften mittels Grimmscher Märchen zu vermitteln, die er verändert erzählt. Das bleibt oft mysteriös, passt aber zum gruseligen Grundtenor der Erzählung.

Diese gruselig-düstere Atmosphäre, die den Thriller durchzieht, konnte mich vor allem anfangs überzeugen. In manchen Szenen hätte ich mir am liebsten die Augen zugehalten, gerade wenn im Haus von Heathers Mutter wieder etwas manipuliert worden war. Doch die Reaktionen Heathers auf diese Ereignisse haben mich dann zunehmend ernüchtert. Ich habe nichts gegen toughe Frauen, und sicher gibt es da einige, die mutiger sind als ich. Aber ein solcher Charakter muss zumindest glaubwürdig angelegt sein. Und die Reaktionen, Handlungen, Verhaltensweisen von Heahter sind oft alles andere als das. Leichtsinnig, irrational, naiv, unsinnig - ein Muster, das sich leider bis zum Schluss durchzieht...

Aber Heather ist nicht der einzige Charakter, der sich so verhält. Detective Ben Parker beispielsweise erweist sich als äußerst unprofessionell: plaudert unbedarft und gutgläubig Details über die Ermittlungen aus und wundert sich dann, als er diese in der Yellow Press wiederfindet. Aber Heather, die mich bald wahnsinnig gemacht hat, weil sie mit niemandem über die Vorfälle in ihrem Haus redet, war für mich hier schon das Hauptärgernis. Wenn jemand so dumm? naiv? gleichgültig? verdrängend? auf gruselige und bedrohliche Ereignisse reagiert, verlieren diese auch beim Leser an der gewünschten Atmosphäre. Schade.

Der Schreibstil ist flüssig, so dass sich der Thriller trotz eines nicht ganz sorgfältigen Lektorats (es gibt hier doch etliche übersehene Fehler) und trotz einiger langatmiger Passagen recht zügig lesen lässt. Die Auflösung war für mich überraschend und schlüssig, auch wenn der Schluss arg konstruiert wirkte.

Alles in allem kein wirklich überzeugendes Thrillerdebüt der Autorin, die ansonsten Fantasy-Romane verfasst. Die Idee fand ich gut, die gruselig-düstere Atmosphäre an vielen Stellen überzeugend, aber die Protagonistin verhielt sich in meinen Augen durchweg unglaubwürdig...

Da wäre mehr drin gewesen!


© Parden

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Jen Williams lebt mit ihrem Partner und einer unmöglichen Katze im Südwesten von London. Schon als Kind war sie fasziniert von Drachen, Hexen und gruseligen Märchen. Für ihre Bücher im Fantasy-Bereich wurde sie mehrfach ausgezeichnet.  Wenn sie keine Bücher oder Beiträge für Magazine schreibt, arbeitet sie als Buchhändlerin und freiberufliche Redakteurin.
 
 
 
 
 

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