Vor einigen Jahren folgte eine Reihe von Bloggerinnen und Bloggern einem der Geschichte eines böhmischen Mädchens, welches zuerst nach Theresienstadt deportiert wurde und dann in Auschwitz ermordet wurde. Die wahre Geschichte war nicht zuletzt deshalb so berührend, weil eine japanische Lehrerin
Hanas Koffer fand und über diesen den nun bereits über achtzugjährigen Bruder.
Wieder führt mich ein Buch in diese Festung, die zeitweise als „Vorzeigeobjekt“ zur vorbildlichen Behandlung von Juden verwendet wurde, diesmal ist wieder eine Hanna dabei, doch die Geschichte ist fiktiv und nicht weniger berührend.
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Im Jahre 1930 treten in der tschechoslowakischen Hauptstadt unter der deutschstämmigen Bevölkerung die ersten Hitlerjungen auf, verblendet und schon voller Hass gegen die Bewohner der Josephstadt. Eva, eine sechszehnjährige Jüdin will den Nachhauseweg vom Konservatorium über den alten jüdischen Friedhof abkürzen, dies beobachten einige dieser Jungen. Sie überfallen das Mädchen und einer, Otto mit Namen, vergewaltigt sie.
Eva hat verständige Eltern, in einem Sanatorium erholt sie sich und gebiert ein Mädchen, welches allerdings zur Adoption freigegeben wird. Eva heiratet einen älteren Wissenschaftler namens Joseph und wird Mutter von Miriam.
Im Jahre 1939 fasst Eva einen schweren Entschluss. Während Joseph, ihr Mann, den Irrglauben hat, dass er als Wissenschaftler für die Nazis wichtig sein könnte, entschließt sich Eva, die kleine Miriam in den Zug nach England zu setzen, wie das manche jüdische Familie in Deutschland, Österreich und der Tschechoslowakei tut. Hauptsache, die Kinder entkommen einer Hölle, deren Ausmaß noch gar nicht erahnt werden kann.
Die Deportation bringt Eva, ihre Eltern und ihren Mann nach Theresienstadt. Dort trifft sie auf einen SS-Mann mit blonden Haaren und ein 12jähriges, ebenfalls blondes jüdisches Mädchen: Hanna.
In England bemüht sich Pamela um die Kinder, die auf diesem Weg das Festland verlassen. Am Gleis 1 wird ein Kind vom den vorgesehenen Pflegeeltern nicht abgeholt. Pamela, Quäkerin und Ehefrau eine Beamten des Foreign Office, nimmt das Mädchen mit nach Hause und die Jahre vergehen.
Unterdessen spielt im KZ Theresienstadt, dass die Nationalsozialisten Getto nennen, Hanna ein Lied nach Noten, von denen Eva, ihre Klavierlehrerin, jede einzelne genau kennt...
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Da war noch ein Guthaben bei audible offen. Dieses setzte ich für das ungekürzte Hörbuch ein. Und hätte fast vorzeitig abgebrochen. Klar, da war diese Eva, jüdisches Mädchen und Opfer eines Missbrauchs, der angesichts der Zustände einige Jahre später fasst schon beim lesen verblasst.
Hinzu kommt diese englische Frau eines Beamten, die, Langeweile die sie im ewigen Tagesallerlei plagt, einen Skiurlaub in Spindlers Mühlen mit Pragbesuch plant und dort einen Unfall erleidet.
Doch dann schafft es Gill Thompson, mich plötzlich zu fesseln. Dieser Punkt setzte ein, als diese Engländerin die kleine Miriam in Empfang nimmt. Der ständige Perspektivwechsel zwischen London und auf der anderen Seite Prag, Theresienstadt und wieder Prag, gefiel mir immer mehr. Ein weiteres verbindendes Element ist die Musik. Es wirkt, der Erlebnisse der jungen Eva wegen, zuerst etwas zaghaft, bekommt mit dem Orchester und Chor in Theresienstadt hohe Bedeutung und Musik ist das Finale.
Übersetzt hat das Buch Gabriele Weber-Jarić, gelesen wurde es von Ulrike Kapfer, die die Modulierung der freien Rede der Männer hätte etwas einschränken können.
Ein Buch, welches fortschreitend immer mehr berührt, ein Buch das „gegen das Vergessen“ geschrieben wurde. Sechs Jahre nach
Hanas Koffer (
2 /
3), erinnert man sich durch eine völlig andere und doch so ähnliche Geschichte an
Hana Brady durch
Eva,
Miriam und
Hanna.
© Bücherjunge
Gut, dass das Buch letztlich doch überzeugen konnte...
AntwortenLöschenDa bin ich auch froh gewesen.
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