Dienstag, 25. Januar 2022

Yadin, Yigael: Masada...

 ... Der letzte Kampf um die Festung des Herodes.



© UR


Langsam fahren wir auf das Felsmassiv zu, welches vor dem Toten Meer liegt. Ich kannte Masada, allerdings aus einer britischen Miniserie mit Peter o´Toole und Peter Strauss, welche die Eroberung der Festung durch die X. Legion behandelte. In Erinnerung sind die Farben und die tolle Filmmusik. Und eine kleine Geschichte, wie mir, endlich, das Buch in die Hände fiel. Der letzte Kampf um die Festung des Herodes fand allerdings nicht im Jahr 73 n.Chr. statt, als letzten Kampf könnte man durchaus die Ausgrabungskampagne in der Mitte des 20. Jahrhunderts betrachten.


© UR - Collage

In der 60er Jahren des ersten Jahrhunderts wehrten sich die Einwohner Palästinas gegen die Besatzungsmacht der Römer. Im Jahr 73 n. Chr. hielt sich aber nur noch ein Posten: auf der Festung des Herodes, Masada, dicht am Toten Meer gelegen. Die Römer hatten deren strategische Lage schnell erkannt, aber eine Gruppe Zeloten hatte die Garnison zerstört und hielt seit 66 die Festung besetzt. Im Jahr 72 hatte Flavius Silva, Statthalter des Kaisers, die Nase voll von deren ständigen Überfällen. Er zog mit der X. Legion vor die Festung. Die Grundrisse deren Militärlager kann man heute von oben noch sehr gut betrachten. Mit einer ingenieurtechnischen Meisterleistung bauten sie eine ebenfalls heute noch sichtbare Rampe und stellten auf diese einen Belagerungsturm. Von diesem Kampf berichtet der jüdisch-römische Geschichtsschreiber Josephus Flavius und vom Selbstmord der Zeloten:

„Sie fanden schließlich die vielen Toten, aber obgleich es ihre Feinde gewesen waren, kam kein Gefühl des Triumphes auf. Sie konnten nicht anders, als die Entschlusskraft und kalte Todesverachtung bewundern, die diese Menschen bei ihrer Tat gezeigt hatte.“ (Seite 12)

Israelische Archäologen, so erzählt der Verfasser, hatten „seit jeher den Traum... die Geheimnisse Masadas zu erforschen; denn hier ging es um mehr als an anderen Stätten des Altertums. Über die wissenschaftliche Bedeutung hinaus ist Masada für uns in Israel und für andere Menschen aif der Welt, Archäologen und Laien, ein Symbol der Tapferkeit und ein Denkmal für unsere großen Nationalhelden, die den Tod einem Leben in körperlicher und seelischer Unfreiheit vorgezogen haben.“  (Seite 13)

Jigael Sukenik (1917 – 1984), Deckname Jadin, war ein Sabre, das heißt, ein in Palästina geborener Jude und Sohn eines Archäologen. Früh schon, mit 15, wurde er Mitglied der Haganah und wurde im Zuge des israelischen Unabhängigkeitskrieges Generalstabschef. Ab 1952 widmete er sich der Archäologie und arbeitete in Qumran, Hazar, Gezer, und Tel Megiddo. [1]

Es ist sicherlich kein Wunder, dass dieser Autor zu solch patriotischen Worten findet, wenn er an Masada denkt, hochrangiger Militär, der er war. Jahrelang wurden die Rekruten der IDF dort vereidigt. [2]

Das Besondere aber ist, dass in den zwei Grabungsperioden, Oktober 1963 – Mai 1964 und November 1964 – April 1965, Jugendgruppen aus aller Welt bei den Ausgrabungen beteiligt waren. Von diesen Ausgrabungen berichtet dieses Buch.

Wir erfahren natürlich eine Menge über den Kampf des Eleazar ben Yahir gegen die Römer und vom Leben der Gruppe von Zeloten auf der Festung. Die drei in Stufen angelegten Paläste auf der Nordseite werden beschrieben. Das Wasserreservoir in Zisternen wurde verstanden, als die Ausgräber sahen, wo das Wasser bei Regen hin floss. Sie fanden Zeugnisse jüdischen Lebens, ein rituelles Bad, Münzen und Schriftrollen sowie Spuren und Überreste der letzten Verteidiger. Natürlich gruben sie auch Scherben über Scherben aus.

Yadin hatte bereits in Qumran gearbeitet und war mit den Schriftrollen des Toten Meeres, wie man die gemeinhin nennt, vertraut. Es freute ihn besonders, auch auf Masada schriftliche Zeugnisse zu finden. 



Die Begeisterung, die durch die vielen jungen Helfer, denen nur Unterkunft und Verpflegung gegeben wurden, wird in den Berichten so deutlich, dass man am liebsten dabei gewesen wäre.

Das verstärkt sich natürlich, wenn man selbst schon einmal auf der Festung war. Ein Sonnenaufgang über dem Toten Meer blieb uns aber 2009 „verwehrt“ auf der Studienreise, die ich bereits mehrfach im Blog erwähnte.



© UR


Was bringt man sich aus Israel mit, wenn man ein Büchernarr ist? Fotos sind wohl am meisten die „Andenken“, die Reisende aus fremden Ländern mitbringt. Neben einer CD mit Folklore, das habe ich gemacht, sind es Bücher. Die Auswahl war aber kompliziert und einfach zugleich: Während in englischer und französischer Sprache Sachbücher über Geschichte und Archäologie großer Auswahl gab, waren Literatur in deutscher Sprache vor allem religiöse Werke vorhanden. 

Selbst in Qumran fand ich damals zum Beispiel kein Buch über die berühmten Schriftrollen in deutsch, dann aber dieses Buch, welches bereits 1967 veröffentlicht wurde. Welch Glück und durchaus passend für mich.

In einem weiteren Buch fanden sich „Folienergänzungsbilder“ und so kann man hier sehen, wie die stufenförmigen Paläste des Masada-Massivs vielleicht einmal ausgehen haben.



© aus Israel - Wiederbelebung...

Letztlich kann kein noch so interessantes Buch für den Blick über das Tote Meer entschädigen.

  • DNB / Steinmatzky / Bnei Brak 1988 / ISBN: 3-455-08700-0 / 272 S. 
  • Hoffmann & Campe / Hamburg 1972
  • Folienbilder aus: ISRAEL - Wiederbelebung des Heiligen Landes / ISBN: 965-90343-1-8

1 wikipedia zu Jigael Jadin: https://de.wikipedia.org/wiki/Jigael_Jadin
2 So beginnt auch die erste Szene in der britischen Miniserie „Masada“


© Bücherjunge




 

 



1 Kommentar:

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