Samstag, 15. Januar 2022

Merchant, Judith: Schweig! (Hörbuch)

Am Tag vor Heiligabend fährt Esther in den Wald zum Haus ihrer Schwester, um ihr ein Geschenk und eine Flasche Wein zu bringen. Ein Schneesturm setzt ein. Das Geschenk wird nicht geöffnet. Der Wein schon. Dinge werden gesagt, die besser ungesagt blieben. Und Taten werden begangen, die nie mehr rückgängig gemacht werden können. Eigentlich muss Esther ihr Weihnachtsfest mit Ehemann und Kindern in der Stadt vorbereiten: einkaufen, Tanne besorgen – es wäre genug zu tun. Doch ihre Schwester Sue, die seit ihrer Scheidung völlig allein in einem riesigen Haus tief im Wald lebt, geht ihr nicht aus dem Kopf. Und so setzt sie sich ins Auto und fährt los. Aber nur um nachzusehen, ob alles in Ordnung ist und ob Sue zumindest ihre Tabletten nimmt. In die Stadt einladen kann sie sie nicht. Denn was, wenn sie wieder durchdreht – wie letztes Jahr? Am Haus im Wald angekommen, stellt Esther fest, dass Sue sie loswerden will. Was hat sie zu verbergen? Ein Schneesturm setzt ein. Zum ersten Mal seit ihrer Kindheit kommen die Schwestern ins Gespräch, und kein Stein bleibt auf dem anderen – bis eine der beiden zum Messer greift. Während der Schnee alles verdeckt und jedes Geräusch erstickt...  (Klappentext)



  • Autor: Judith Merchant
  • Gesprochen von: Christiane Marx, Ulrike Kapfer, Tim Gössler
  • Spieldauer: 8 Std. und 17 Min. (Ungekürztes Hörbuch)
  • Erscheinungsdatum: 09. September 2021
  • Sprache: Deutsch
  • Anbieter: Argon Verlag
  •  ASIN: B09CZCKZ91






  • Der Klappentext und erste Rezensionen zum Buch haben mich neugierig gemacht, und so fiel die Wahl beim monatlichen Audible-Titel auf diesen Thriller. Wobei Thriller... hierbei handelt es sich doch wohl eher um einen psychologischen Spannungsroman denn um einen Thriller. Auch wenn die atmosphärische Dichte und die intensiven Emotionen z.T. beeindruckend waren, hat mich die Tatsache, hier nicht den erhofften Thriller zu erhalten, doch enttäuscht. Wie mir das Hörbuch ansonsten gefallen hat, könnt Ihr hier nachlesen:













    O DU FRÖHLICHE...


    Zwei Schwestern, ein Ehemann - das ist die Konstellation des als "Thriller" bezeichneten psychologischen Spannungsromans. Gerade Weihnachten bietet in Familien viel Konfliktpotential, weil da Erwartungen aufeinanderprallen und im Alltag übergangene Probleme aufploppen. Insofern ist das Setting gut gewählt, das das brisante Verhältnis zwischen den Parteien gekonnt zutage fördert. Als Esther, die Weihnachten jedes Jahr wieder zum perfekten Familienfest stilisieren will, am Tag vor Heiligabend ihre Schwester Sue besucht, die nach ihrer Scheidung allein in einem großen Haus im Wald lebt, fängt es an zu schneien. Doch trotz der perfekten Weihnachtskulisse ist es alles andere als heilig, was sich da nach und nach entpuppt...

    Aus drei verschiedenen Ich-Perspektiven (die Schwestern Sue und Esther sowie Martin, Esthers Ehemann) wird der Hörer immer mehr in den Strudel toxischer Beziehungen gezogen, stetig im Zweifel, wessen Perspektive denn nun der Wirklichkeit nahe kommt. In das aktuelle Geschehen werden szenisch Ereignisse aus der Vergangenheit eingestreut, die das Verhalten der Personen in der Gegenwart nachvollziehbarer werden lassen. Der Wechsel der Erzähl- und Zeitebenen ist gekonnt arrangiert und sorgt für ein facettenreiches Bild der Handlung. Und je tiefer man in die Gefühls- und Gedankenwelt der einzelnen Charaktere eintaucht, desto deutlicher wird, wie falsch womöglich der erste Eindruck war.

    Dass ich hier dennoch nur drei Sterne vergebe liegt zum einen an der Tatsache, dass ich hier wie angekündigt einen Thriller erwartet habe und kein psychologisches Kammerspiel. Zum anderen nervte mich eine der Personen zunehmend, und es dauerte darüber hinaus lange, bis ein wenig Dynamik in die Handlung kam, was für mein Empfinden etliche langatmige Passagen in den ersten zwei Dritteln zur Folge hatte. Und der Schluss - zugegeben, eine dicke Überraschung, die mich allerdings mit einem mehr als unguten Gefühl zurücklässt...

    8 Stunden und 17 Minuten währt die ungekürzte Hörbuchausgabe, gelesen von Christiane Marx, Ulrike Kapfer und Tim Gössler. Den meist sehr ruhigen und unaufgeregten Vortrag empfand ich als passend zur Handlung, er trug allerdings streckenweise zum Erleben von Langatmigkeit bei.

    Das intensive Kammerspiel um toxische Beziehungen ist gekonnt arrangiert, war aber einfach nicht das, was ich hier erwartet hatte.


    © Parden





















    Judith Merchant studierte Literaturwissenschaft und unterrichtet heute Creative Writing an der Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Für ihre Kurzgeschichten wurde sie zweimal mit dem Friedrich-Glauser-Preis ausgezeichnet. Nach der Veröffentlichung ihrer Rheinkrimi-Serie (darunter »Nibelungenmord« und »Loreley singt nicht mehr«) zog Judith Merchant von der Idylle in die Großstadt. »ATME!« erschien 2019 bei Kiepenheuer & Witsch und wurde zum Bestseller. (Quelle: Kiepenheuer & Witsch)




    3 Kommentare:

    1. Langatmigkeit weist auf Covid-Freiheit hin.

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    2. Au weh, das klingt aber schade. Ich habe mir das Buch kürzlich auf die WL gesetzt, weil ich so begeisterte Rezensionen dazu gelesen habe. Vielleicht sollte ich das noch einmal überdenken.

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      1. Ach, das ist doch wie immer Geschmacksache - und vielleicht ist es für dich genau das Richtige...

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