Samstag, 2. April 2022

Galbraith, Robert (alias J.K. Rowling): Böses Blut

Cormoran Strike ist gerade zu Besuch bei seiner Familie in Cornwall, als er von einer Frau angesprochen wird, die ihn bittet, ihre Mutter, Margot Bamborough, ausfindig zu machen, die 1974 unter mysteriösen Umständen verschwand. Strike hatte es noch nie mit einem Cold Case zu tun, geschweige denn mit einem, der bereits vierzig Jahre zurückliegt. Doch trotz der geringen Erfolgsaussichten ist seine Neugier geweckt, und so fügt er der langen Liste an Fällen, die er und seine Arbeitspartnerin Robin Ellacott gerade in der Agentur bearbeiten, noch einen hinzu. Robin selbst hat mit einer hässlichen Scheidung und unerwünschter männlicher Aufmerksamkeit zu kämpfen – und dann natürlich mit ihren Gefühlen für Strike… Strikes und Robins Nachforschungen zu Margots Verschwinden führen sie auf die Fährte eines vertrackten Falls mit Hinweisen auf Tarotkarten, einen psychopathischen Serienkiller und Zeugen, die nicht alle vertrauenswürdig sind. Und sie merken, dass sich selbst Fälle, die schon Jahrzehnte alt sind, als tödlich herausstellen können... (Klappentext)


  • Herausgeber ‏ : ‎ Blanvalet Verlag; Deutsche Erstausgabe Edition (14. Dezember 2020)
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
  • Übersetzung  :  Wulf Bergner, Christoph Göhler, Kristof Kurz
  • Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 1200 Seiten
  • ISBN-10 ‏ : ‎ 3764507683
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3764507688
  • Originaltitel ‏ : ‎ Troubled Blood (Cormoran Strike 5)



Es gibt Reihen und Autoren, die einen nicht loslassen. Dieses Buch ist ein Beispiel dafür - Robert Galbraith ist das Pseudonym der von mir sehr verehrten J. K. Rowling, die sich mit ihrem Zaubererlehrling Harry Potter in mein Herz geschrieben hat, und die Krimireihe um Cormoran Strike mag ich mittlerweile auch ungemein. Band 1-4 (Der Ruf des Kuckucks, Der Seidenspinner, Die Ernte des Bösen und Weißer Tod) habe ich bereits hier im Blog vorgestellt. Ich habe mich sehr grefreut, dass mir durch das Bloggerportal ein kostenfreies Leseexemplar zur Verfügung gestellt wurde. Zugegebenermaßen ist das schon einige Zeit her - aber 1200 Seiten lassen sich auch nicht mal eben so wegschmökern. Vorausgeschickt sei: auch dieser Band konnte mich wieder überzeugen! Weshalb das so war, könnt Ihr hier nachlesen:





















ICH HABE LUST, SOFORT WEITERZULESEN. SOFORT!


Quelle: Pixabay
 

Was für ein epischer Krimi! 1200 Seiten dick ist das gedruckte Buch! Ein ordentlicher Schmöker ist dieser fünfte Band aus der Reihe um den Privatermittler Cormoran Strike und seine Geschäftspartnerin Robin Ellacott also. Geht das zusammen mit einer spannenden Handlung, einem Plot, der an die Erzählung fesselt? Ja, unbedingt!

Man sollte allerdings Vergnügen finden an einer detaillierten und langsam erzählten Geschichte mit einer Vielzahl von Handlungssträngen. Bildhaft und durchsetzt von lebendigen Dialogen führt Robert Galbraith alias J. K. Rowling beschaulich durch die verschachtelte Erzhälung, die einiges an Fällen, Personen und Ereignissen bereithält. Eine kleine Herausforderung, die sich in meinen Augen aber unbedingt lohnt.

Im Vordergrund des Krimis stehen die schwierigen Ermittlungen zu einem Cold Case. Vor 40 Jahren verschwand die Ärztin Margot Bamborough an einem Freitagabend spurlos - sie wollte sich nach der Arbeit mit einer Freundin treffen, kam jedoch nie dort an. Seither fehlt jede Spur von ihr. Die damaligen polizeilichen Ermittlungen förderten zwar einen möglichen Täter zutage, der jedoch niemals zugab, etwas mit dem Fall zu tun zu haben. Die Tochter der verschwundenen Ärztin hat Cormoran Strike nun beauftragt, binnen eines Jahres neue Spuren in dem erkalteten Fall zu finden.

Das erweist sich als ungemein schwierig, denn abgesehen von den vielen seither vergangenen Jahren und einer damit kaum noch zu rekonstruierenden Spurenlage geht es hier um verschwundene Zeugen:innen, widersprüchliche und/oder unvollständige Aussagen und eine im Grunde desaströse Polizeiarbeit, die mehr Rätsel aufgibt als sie beantwortet. Astrologie spielt hier eine gewichtige Rolle, was Strike gehörig gegen den Strich geht, da seine spleenige Mutter seinerzeit auch zu mysteriösen Deutungen der Gestirnskonstellationen neigte.

Überhaupt gewährt Robert Galbraith diesmal so einige Einblicke in das Privatleben und die Vergangenheit von Cormoran Strike und Robin Ellacott. Das verschafft den beiden interessanten Charakteren noch einmal deutlich mehr an Profil und lässt auch so manche Reaktion der beiden nachvollziehbarer erscheinen. 

Robin, die sich gerade in einem miesen Scheidungskrieg mit ihren aalglatten Noch-Ehemann befindet, will sich beruflich keine Blöße geben und mimt stets die toughe Frau, auch wenn ihr innerlich häufig ganz anders zumute ist. Und Cormoran fährt derzeit trotz der vielen Arbeit vor Ort immer wieder nach Cornwall, um seiner Tante beizustehen, die unheilbar an Krebs erkrankt ist. Seiner Tante, bei der er einen großen Teil seiner Kindheit und Jugend verbracht hat - schwere Zeiten, damals wie heute.

Aber auch die sich allmählich verändernde Gefühlslage zwischen Strike und Ellacott kommt hier zum Tragen. Nicht aufdringlich, meistens nur so nebenbei im Geschehen, wobei die Autorin auch Einblick in die Gedankenwelt der beiden gewährt, was sehr unterhaltsam ist. Und so kompliziert. Man darf weiter gespannt bleiben...

Wenn man langsame Erzählungen nicht mag und sich hier einen vor Action sprühenden Krimi erhofft, dann wird man wohl enttäuscht werden. Das alltägliche Einerlei der normalen tagesaktuellen Fälle der Detektei bildet das Grundgerüst für die Geschichte, was das Geschehen in meinen Augen authentisch macht, auch wenn es ähnlich wie für die Ermittler der Detektei einiges an Geduld erfordert. Mir wurde das jedenfalls nicht zu viel, zumal auch Cormorans und Robins Angestelle selbst einiges an interessanten Charakterzügen aufweisen - man muss ja nicht alles mögen, aber ein wenig Würze gab das schon. Und an einer Stelle habe ich Robins Reaktion richtiggehend gefeiert - mehr erzähle ich dazu nicht, da ich dann möglichen Leser:innen den Spaß verderben würde.

Das Ende hat mich dann tatsächlich kalt erwischt - alles schlüssig und logisch, keine Fragen blieben mehr offen, aber damit hätte ich niemals gerechnet. Chapeau.

Trotz des beschaulichen Tempos und der über lange Strecken gedrosselten Spannung habe ich jeden einzelnen Satz genossen. Das Buch aufzuschlagen war jedesmal wie nach Hause zu kommen - eine Erzählung, in die ich jedesmal sofort wieder eintauchen konnte. J. K. Rowling ist einfach eine großartige Geschichtenerzählerin.

Und ich habe Lust, sofort weiterzulesen. Sofort!

Aber das dauert wohl noch etwas...


© Parden  


















Robert Galbraith ist das Pseudonym von J.K. Rowling, Autorin der Harry-Potter-Reihe und des Romans Ein plötzlicher Todesfall. (Quelle: Verlagsgruppe Random House)




1 Kommentar:

  1. Den Kuckuck hab ich hier noch liegen, glaube aber eher nicht, dass ich den irgendwann noch mal lesen werden. Nochmals liebe Grüße

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