Ein genial inszenierter Massenausbruch aus einem Hochsicherheitsgefängnis mitten in der Wüste von Nevada: 606 der gefährlichsten Verbrecher ‒ Mörder, Psychopathen, Wahnsinnige und anderen Gewalttätern ‒ schwärmen in alle Himmelsrichtungen aus und verbreiten Schrecken und Chaos. Die größte Menschenjagd in der US-Geschichte beginnt. Doch für einen der Flüchtigen, John Kradle, ist dies die einzige Chance, endlich seine Unschuld zu beweisen, fünf Jahre nach dem Mord an seiner Frau und seinem Kind. Er muss den Strafverfolgungsbehörden nur immer einen Schritt voraus sein. Allerdings hat sich auch eine Aufseherin des Todestrakts, Celine Osbourne, an seine Fersen geheftet. Sie hat sehr persönliche Gründe, ihn zu hassen ‒ und sie weiß anscheinend ganz genau, wo er hin will... (Klappentext)
- Herausgeber : Suhrkamp Verlag; Deutsche Erstausgabe Edition (21. November 2021)
- Sprache : Deutsch
- Übersetzung : Andrea O’Brien
- Broschiert : 467 Seiten
- ISBN-10 : 3518471821
- ISBN-13 : 978-3518471821
- Originaltitel : The Chase
Wer hier im Blog mal "zurückblättert", der wird feststellen, dass Candice Fox hier keine Unbekannte ist. Die preisgekrönte Trilogie "Hades", "Eden" und "Fall" hat mir seinerzeit sehr gut gefallen, und so habe ich mich gefreut, als unser kleiner privater Lesekreis (alles ehemalige Buchgesichter) beschlossen hat, auch diesen Thriller der australischen Autorin gemeinsam zu lesen. Ob mich dieser Standalone-Thriller ebenso begeistern konnte wie die o.g. Trilogie, könnt Ihr hier nachlesen:
AUSBRUCH!
Wüste Nevada (Quelle: Pixabay) |
Celine Osbourne lebt für ihren Beruf. Sie arbeitet als Aufseherin im Todestrakt des Hochsicherheitsgefängnisses in der Wüste von Nevada und hat ein scharfes Auge auf die Gefangenen. Als sich die Gefängnisleitung unerwartet einer massiven Bedrohung gegenübersieht, öffnen sich für die 606 Insassen plötzlich die Türen. Celine Osbourne kann es nicht fassen, doch gelingt es ihr nicht, sich ihren Kollegen:innen entgegenzustellen, die die Gefangenen freilassen.
Auch wenn es offiziell nicht zu ihren Aufgaben gehört, setzt Celine Osbourne alles daran, dass die gewalttätigsten Mörder möglichst bald wieder hinter Schloss und Riegel sitzen. Dabei konzentriert sie sich vor allem auf John Kradle, der wegen des Mordes an seiner Familie im Todestrakt saß. Der Eindruck, dass der Vehemenz, mit der sie versucht, den Mann erneut gefangen zu setzen, etwas Persönliches anhaftet, bestätigt sich schon bald. Doch machen die eigenen Dämonen Celine blind für die Möglichkeit, dass Kradle unschuldig sein könnte?
Der Part von John Kradle auf der einen Seite, der nicht nur versucht, möglichst unterm Radar und dabei am Leben zu bleiben, sondern unbedingt auch seine Unschuld beweisen und den wahren Mörder finden will, und Celine Osbourne auf der anderen Seite, deren Biografie fast schon Zweifel an der Eignung als Aufseherin in einem Gefängnis aufkommen lässt, und die so verbissen danach trachtet, gerade diesen John Kradle wieder hinter Gitter zu bringen, bildet den Hauptstrang dieses Thrillers.
Doch wendet sich Celine Fox immer wieder mal auch anderen Ausbrechern zu und schildert, wie es diesen in der unerwarteten Freiheit ergeht. Diese Handlungsstränge sind überwiegend nur kurz und enden dann entweder, weil die Geflohenen wieder festgesetzt werden oder sterben. Einzig der Gefangene, dessetwegen der Massenausbruch initiiert wurde, bildet einen weiteren Hauptstrang, denn dieser plant ein großes Verbrechen, das erst der Anfang einer schrecklichen Entwicklung sein soll.
Diese Vielzahl an Personen und Handlungssträngen ist es, was das Geschehen über weite Strecken so zerfasern lässt. Tauchen Personen zig Seiten später noch einmal auf, beginnt das Grübeln, wer das gleich nochmal war. Für mich ein eindeutiger Schwachpunkt, der letztlich auch zulasten der Spannung geht. Die ständige Unterbrechung des Hauptstrangs lässt einen auch etwaige Cliffhanger fast vergessen, bis man wieder auf Kradle oder Osbourne stößt.
Einen interessanten Ansatz bietet dieser Massenausbruch durchaus. Doch hätte Celine Fox vielleicht besser daran getan, weniger Personen auf ihrer Flucht zu folgen - das hätte die Handlung insgesamt konzentriert und dafür gesorgt, dass die Spannung nicht erst im letzten Zehntel des Thrillers anzieht, wo sie dann schließlich in gleich mehreren Showdowns gipfelt.
Da die Trilogie um "Hades" mich seinerzeit wirlich begeistern konnte, weiß ich, dass die Autorin richtig gute Thriller schreiben kann. Hier ist ihr das leider weniger gut gelungen, auch wenn die Erzählung insgesamt zu unterhalten weiß.
Trotzdem bleibe ich weiterhin neugierig auf die Bücher der australischen Autorin...
© Parden
Candice Fox stammt aus einer eher exzentrischen Familie, die sie zu manchen ihrer literarischen Figuren inspirierte. Nach einer nicht so braven Jugend und einem kurzen Zwischenspiel bei der Royal Australian Navy widmet sie sich jetzt der Literatur, mit akademischen Weihen und sehr unakademischen Romanen. Für den ersten und zweiten Teil ihrer Trilogie, Hades und Eden, wurde sie 2014 und 2015 mit dem Ned Kelly Award ausgezeichnet.
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