Barnies Leben ist alles andere als unkompliziert. Sie wird von zwei Vätern großgezogen, die auch noch erschreckend altmodisch sind. Smartphones & Co. sind absolut tabu. Stattdessen bekommt sie zu ihrem 13. Geburtstag ein schnödes Tagebuch. Darin erzählt sie von ihrem chaotischen Leben, allen voran von dem Baby-Projekt in ihrer Schule. Zusammen mit ihrem Schwarm Sergej kümmert sie sich wie echte Eltern rund um die Uhr um ihre Baby-Puppe Herbie. Dabei stellt sich heraus, dass Papa Sergej doch nicht so cool ist, wie gedacht. Und dann taucht da plötzlich Tore auf…
Ein herrlich komischer Roman über das Gefühlsleben von Teenagern,
kunterbunte Familienkonstellationen und die Erkenntnis, dass es im Leben
erst spannend wird, wenn man nicht mit der Masse schwimmt. (Klappentext)
- Herausgeber : mixtvision Mediengesellschaft mbH (13. Oktober 2021)
- Sprache : Deutsch
- Gebundene Ausgabe : 191 Seiten
- ISBN-10 : 3958541704
- ISBN-13 : 978-3958541702
- Lesealter
:
12 Jahre und älter
UNTERHALTSAM UND NACHDENKENSWERT...
Quelle: mixtvision |
Die ersten beiden Sätze: „Ich wollte ein iPad zum 13. Geburtstag. Und alles, was ich bekam ist dieses doofe Notizbuch.“
Diese ersten Sätze zeigen bereits: hier wird aus der Ich-Perspektive einer gerade einmal 13-Jährigen erzählt, und zwar in Form von Tagebucheinträgen in eben jenem doofen Notizbuch. Nichts wirklich Neues, mag man meinen, literarisch verpackte Tagebücher von Jugendlichen für Jugendliche sind schließlich nichts Unbekanntes mehr. Ob nun Berts mehrbändige Katastrophensammlung von Anders Jacobsson und Sören Olsson oder aber die ebenfalls vielbändige Reihe um Gregs Tagebücher von Jeff Kinney – diese Art Einblick in die intime Gedankenwelt pubertierender Teens verspricht stets gute Unterhaltung.
Und tatsächlich habe ich „Bunte Fische überall“ als äußerst amüsant erlebt. Oftmals musste ich laut loslachen, so viel Gefühlschaos, verpackt in jede Menge Szenen voller Humor und Selbstironie, herrlich. Doch wer hier lediglich einen oberflächlich-witzigen Jugendroman erwartet, der irrt. Es geht eben nicht nur um Barnies erste Liebe und ein außergewöhnliches Schulprojekt, das jede:n in der Klasse plötzlich zu Eltern werden lässt – wenn auch nur von computergesteuerten Plastikpuppen. Es geht so ganz nebenbei auch um das Thema Diversität in Familien.
Denn Barnie wächst bei zwei Vätern auf, ihre Mutter, die sie seinerzeit ausgetragen hat, wohnt ein paar Straßen weiter. Sie haben regelmäßigen Kontakt zu anderen Regenbogenfamilien, und bislang war das für die 13-Jährige auch kein Konzept, das sie jemals hinterfragt hätte. Schließlich ist das seit Jahren ihre Realität. Doch jetzt kommen zu ihrer familiären Situation gerade von Gleichaltrigen gehäuft neugierige bis fassungslose Reaktionen, manchmal auch deutlich homophob gefärbt. Da muss Barnie so manches Mal schlucken, auch wenn es für sie keine Frage ist, auf wessen Seite sie sich stellt. Selbst wenn es ihr das Herz zerbricht…
Mir hat gefallen, wie hier solch ein bislang eher selten in einem Jugendbuch behandeltes gesellschaftliches Thema wie Diversität in Familien in die Erzählung eingeflochten wurde, glücklicherweise ohne dabei zu dominieren. So erhält das Ganze eine angenehme Form von Normalität, was ja durchaus auch wünschenswert scheint. Da das aberwitzige Geschehen um Barnie und ihre Klassenkameraden ganz klar im Mittelpunkt steht, fehlt zum Glück die moralische Keule im Hinblick auf die Thematik LGBTQ, wenngleich hier deutlich Position bezogen wird. So empfand ich das Ganze als eine angenehme Mischung aus Unterhaltung und Nachdenkenswertem, ohne dass hier eine Schwere aufzukommen drohte...
„Lass dir von niemandem etwas gefallen, Barnie. Wir zahlen dir einen Selbstverteidigungskurs“, sagte Oma. „Karate oder Taekwondo!“, rief im Hintergrund Opa. „Für so was habe ich im Moment keine Zeit“, wehrte ich ab. „Ich bekomme nämlich demnächst ein Baby.“ Meine Oma schwieg.
Der Leseempfehlung „ab 12 Jahren“ kann ich nur zustimmen, wobei auch mir als keineswegs mehr zur Zielgruppe gehörigen Erwachsenen die Lektüre sehr viel Spaß gemacht hat. Gut fände ich tatsächlich den Einzug in Schulen – als Klassenlektüre mal etwas ganz anderes, und wie nebenher würde auch etwas mehr Toleranz in die Köpfe junger Menschen (und Lehrer:innen) transportiert…
© Parden
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