- Herausgeber : Lichtung (23. November 2021)
- Sprache : Deutsch
- Taschenbuch : 240 Seiten
- ISBN-10 : 3941306448
- ISBN-13 : 978-3941306448
TOURING CRIMINALE...
Dabei stehen innerhalb kürzester Zeit nicht nur Bangkok, Hué, Jerusalem, Prag und der Gardasee auf der Reiseliste, sondern auch eine ordentliche Portion gefährlicher Momente. Konstantin selbst lässt alles auf sich zukommen und mit sich geschehen - er wirkt eher wie ein stiller Beobachter denn wie ein zielorientierter Akteur. Er versucht, möglichst unsichtbar zu bleiben sowie Informationen zu sammeln, um dann den nächsten Schritt zu planen. Nur dass die nächsten Schritte irgendwie immer von außen vorgegeben werden. Und selbst als Herzog nicht mehr übersehen kann, dass er selbst in akuter Gefahr schwebt, bleibt er merkwürdig passiv und blauäugig.
"Wäre dieser Unfall auch passiert, wenn Herzog nicht nach Hué geflogen wäre, wenn er einfach nur zu Hause in München geblieben wäre, vor Flieges Wohnung die Polizei angerufen und seine Aussage gemacht hätte? Entweder gab es seit Kurzem in seinem Leben überhaupt keine Zufälle mehr oder sie waren brandgefährlich." (S. 72)
So viele Orte auf gerade einmal 240 Seiten - da ist klar, dass Herzog nirgendwo lange bleibt. Ich hatte befürchtet, dass das zu einem bloßen Abreißen der Zielpunkte gerät, doch gelingt es Wolfgang Sréter erfreulicherweise, immer ein ausreichend skizziertes und authentisches Bild der jewieiligen Stadt zu zeichnen, so dass man sich die Atmosphäre und die jeweiligen Besonderheiten bildhaft vorstellen kann. Auch wird hier immer wieder gelungen ein diffuses Unbehagen transportiert, wodurch mir manchesmal eine Gänsehaut den Rücken hochkroch.. Und wie nebenher werden auch noch gesellschafts-, sozial- und politikkritische Einsprengsel geliefert, was mir gut gefiel.
"Sie schienen keine Ganoven zu sein, aber heutzutage war es schwierig einen Ganoven zu erkennen, wenn schon katholische Priester kleinen Jungen in die Hose fuhren, britische Minister ihre Pornovideos über die Staatskasse abrechneten und Landespolitiker die Hand aufhielten, ohne sich später daran erinnern zu können." (S. 144)
Am Schluss kommt es schließlich doch noch zu einem krimimäßigen und spannenden Showdown, das hatte ich so gar nicht mehr erwartet. Die vielen Fragezeichen werden logisch aufgelöst, das Motiv erscheint nachvollziehbar. Leider empfand ich das Ende dann als zu abrupt, und es blieben auch einige Aspekte offen, was ich schade fand. Das schwächte den insgesamt sehr runden Eindruck ab, den ich bis dahin von dem Roman hatte.
Alles in allem konnte mich dieser außergewöhnliche Roman mit Krimianteilen jedoch gut unterhalten. Eine besondere Entdeckung!
© Parden
Eine Krimi-Weltreise. Eine komplizierte Weltreise dazu. Wenn wir unsere Bücher zusammen schmeißen würden, käme ein bunter Mischmasch heraus,
AntwortenLöschenDas glaube ich allerdings auch... Und man bräuchte definitiv viel Platz.
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