Freitag, 4. März 2022

Pilgaard, Stine: Meter pro Sekunde

In Dänemark war Meter pro Sekunde der erfolgreichste Roman der letzten Jahre. Seine besondere Mischung aus Humor, Menschenfreundlichkeit und Sprachkunst macht ihn zum Buch unserer Tage.

Kühe, Windräder und die sonderbare Welt einer Internatsschule: Eine junge Mutter zieht mit Mann und Baby nach Westjütland, ins »Land der kurzen Sätze«. Eine einfache Unterhaltung wird für sie zum Wagnis, und das Leben selbst ist auf einmal voller Hindernisse. Mutterschaft, Ehe und Fahrprüfung: alles kaum zu schaffen. Doch als sie Kummerkasten-Redakteurin bei der lokalen Zeitung wird, ändert sich ihr Leben, und der Himmel bricht auf. – Übersetzt in zahlreiche Sprachen, von Hinrich Schmidt-Henkel in ein wunderbar klingendes Deutsch gebracht.

(Klappentext)






  • Herausgeber ‏ : ‎ Kanon Verlag Berlin; 1. Edition (16. Februar 2022)
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
  • Übersetzung: Hinrich Schmidt-Henkel  
  • Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 255 Seiten
  • ISBN-10 ‏ : ‎ 3985680116
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3985680115
  • Originaltitel ‏ : ‎ Meter i sekundet




Ein weiteres Rezensionsexemplar von NetGalley darf ich nun vorstellen. Hier war es der Klappentext, der mich gereizt hat, ebenso wie die ungewöhnliche Covergestaltung. Das dritte Buch der dänischen Autorin, allerdings das erste, das nun auf Deutsch erschienen ist. Ausgezeichnet mit dem "Goldenen Lorbeer", einem dänischen Literaturpreis. Wer den Blog aufmerksam verfolgt weiß, dass ich mich mit preisgekrönter Literatur zuweilen schwertue. Aber keinesfalls immer. Wie es mir mit diesem Buch erging, könnt Ihr hier nachlesen:












NETT ABER TRÄGE...


Westjütland - Quelle: Pixabay

Der Klappentext liest sich ehrlich gesagt zusammenhängender als das Buch selbst. Für mich ist dies weniger ein Roman denn eine lose Aneinanderreihung von Episoden und verschiedenen Textformen. Die junge Mutter und Ich-Erzählerin schildert darin ihr erstes Jahr in der Einöde in Dänemark, in die es sie verschlagen hat, weil der Kindsvater dort eine Stelle als Lehrer in einer Heimvolkshochschule bekommen hat. Um  gedanklich nicht nur um volle Windeln zu kreisen, nimmt die Ich-Erzählerin eine Stelle bei der lokalen Zeitung an - als Kummerkasten-Tante. Die Fragen an den Kummerkasten sowie dessen (oftmals skurrile) Antworten finden in dem Buch ebenso Platz wie umgedichtete Liedtexte. Ein buntes, bisweilen wirres Potpourri.

Ich habe nichts gegen experimentelles Schreiben, ich habe auch nichts gegen preisgekrönte Literatur (dieses Buch erhielt den dänischen Buchpreis "Goldener Lorbeer"). Sperrige und distanzierte Charaktere kann ich ebenso gut ertragen wie Kurzgeschichten - und diese episodenhafte Darstellung erinnert durchaus an dieses Format. Was ich aber beim Lesen nicht ertragen kann ist: Langeweile. Und leider gab es hiervon viel - zumindest für mich. Deshalb las ich das Buch nur abschnittsweise, weil trotz des leisen Humors, der hier immer wieder aufblitzt, zu keiner Zeit tatsächliche Lesefreude aufkam.

Neben dem gewöhnungsbedürftigen Aufbau und der eher distanzierten Erzählweise störte mich, dass ich hier weder einen roten Faden noch irgendeine klare Aussage entdecken konnte. Die junge Frau schwadroniert vor sich hin, beobachtet zwar scharf, breitet das Leben in der Einöde aber zäh und eintönig vor den Augen der Leserschaft aus. Eine Figur im Buch bezeichnet die Ich-Erzählerin an einer Stelle als "lieb aber träge" - und ja, das trifft es genau. Nett aber träge ist in meinen Augen eine treffende Bezeichnung für diese Darstellung - die 87 Fahrstunden der Erzählerin bilden dabei noch den Höhepunkt.

Mir blieben die Charaktere gleichgültig, ich langweilte mich zunehmend beim Lesen, war überrascht über jeden leisen Schmunzler, den mir der Text unerwartet entlockte und letztlich froh, als die letzte Seite gelesen war. Das ist leider die ernüchternde Zusammenfassung meines Leseerlebnisses.

Von mir gibt es diesmal also keine Leseempfehlung...


© Parden













Stine Pilgaard wurde 1984 geboren. Bereits ihr erster Roman Meine Mutter sagt (erscheint 2023 bei Kanon) war ein Erfolg bei Publikum und Kritik. Mit Meter pro Sekunde, für das sie den Goldenen Lorbeer der dänischen Buchhändler erhielt, erscheint erstmals eines ihrer Bücher auf Deutsch. Stine Pilgaard lebt in Kopenhagen.

(Quelle: Kanon Verlag)



2 Kommentare:

  1. Brauchen wir eigentlich ein Label "Verriss", oder "nisogut"? Wie es ausschaut, nehme ich nur Bücher in die Hand, bei denen eine relativ hohe Zuversicht besteht, dass sie mir gefallen.
    Grüße aus DD an Anne.

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