- Herausgeber : Aufbau Audio (22.04.2022)
- Sprache : Deutsch
- Übersetzung : Grit Weirauch
- Erzählerin : Elke Appelt
- Ausgabe : ungekürzt, 4 Stunden und 41 Minuten
- ISBN : 9783961056958
EINE ERZÄHLUNG WIE EIN FLUSS, TRÄGE UND TÜCKISCH ZUGLEICH...
Rio Atrato (Quelle: Pixabay) |
Die junge Mutter hat sich mit ihrem schwarzen Sohn in einem Boot auf den Weg flussabwärts gemacht. Ziel ist ein kleines Dorf, in dem die leibliche Mutter des Jungen lebt, die ihren Sohn vor Jahren der weißen Frau in die Arme gelegt und diese gebeten hat, auf ihn achtzugeben. Das hat sie getan, all die Jahre, hat ihm viel gegeben, Liebe, Zuwendung, Pflege, Geborgenheit. In dem Roman bleibt der Kleine namenlos, wird nur "der Junge" genannt. Und doch ist die Liebe der Mutter zu ihm nahezu greifbar. Und die Angst vor dem, was geschehen mag, wenn das Boot das Ziel erreicht hat.
Während der mehrtägigen Fahrt erhält der Hörer einen Einblick in das Zusammenleben der weißen Mutter und des schwarzen Jungen, in ihre vergangenen gemeinsamen Jahre, in die Kindheit der Protagonistin, aber auch eine Vorstellung von dem, was ein Leben an dem Fluss im tropischen Regenwald bedeutet. Als einzige Verkehrswege dienen dort nahezu nur die natürlichen Wasserstraßen, vor allem eben der Atrato. Aber der Fluss ist so viel mehr, er ist der Lebensraum für unzählige Menschen und bedeutet Nahrung, Wäsche, Leben und Tod. Dies erfährt die Ich-Erzählerin hautnah während der langsamen Fahrt den Fluss hinab.
Behäbig wie der Fluss treibt auch die Erzählung dahin. Träge und dumpf die Stunden auf dem Boot, bedächtig die Rückblenden in die Vergangenheit von Mutter und Sohn. Beschaulich, bildhaft und stellenweise nahezu poetisch passt sich der Schreibstil dem Geschehen und der der Schwüle geschuldeten Trägheit an. Ebenso wie der sehr geruhsame Vortrag von Elke Appelt Das ist äußerst stimmig - und trügerisch. Denn unter der Trägheit lauert durchaus etwas Tückisches, das die ruhige Oberfläche des Stroms nicht vermuten lässst. Das Ende ist definitiv unerwartet erschütternd.
Ein beeindruckendes Debüt präsentiert Lorena Salazar hier, das einen interessanten und gleichzeitig bedrückenden Einblick in die (Un-)Tiefen des kolumbianischen Dschungels bietet. Ein Roman, der das Lesen/Hören entschleunigt, bis der Knall am Ende für ein heftiges Erwachen sorgt.
Interessant, sprachlich versiert, glaubhaft komponiert.
© Parden
Interessante Darstellung. Widersprüchlich wie das Buch? Gruß, Uwe.
AntwortenLöschen