Was soll ich sagen? Ich mag den Liedermacher mit dem niederländischen Akzent wirklich sehr, seine nachdenklichen, leisen Texte, die zuweilen auch durchaus Schärfe aufweisen können. Als ich dieses Buch entdeckte, schlug ich zu. Hermann van Veen steht auch mit über 70 Jahren immer noch auf der Bühne - aber verständlich, dass er sich in diesem Alter Gedanken macht über das, was da wohl noch kommen mag...
Ich nehme es vorweg: mit diesem Buch bin ich leider nicht wirklich warm geworden. Das hätte ich mir anders gewünscht, aber vielleicht ist es doch so, dass man nicht für alles gleichermaßen begabt ist? Hier führe ich mehr dazu aus:
Inhalt: (Quelle: Verlagsgruppe Droemer Knaur)
Auch mit über 70 steht Herman van Veen noch fast täglich auf der Bühne.
Seit seinen ersten Konzerten vor mehr als 50 Jahren beschäftigt sich der
Musiker und Entertainer immer wieder mit dem Älterwerden und dem Tod.
In "Solange es leicht ist" behandelt Herman van Veen in
autobiographischen Schlaglichtern und persönlichen Anekdoten auf die ihm
typisch poetisch-augenzwinkernde Weise alle Aspekte des Älterwerdens:
die Gebrechen des Alters, die Verluste, die geistigen und seelischen
Entwicklungen – aber er erzählt auch, was ihn jung hält und Kraft
verleiht in dieser Lebensphase.
VOM ABSCHIEDNEHMEN...
Quelle: Pixabay |
Herman van Veen - wer kennt den Liedermacher mit der
zärtlich-warmen Stimme nicht? Dass er zudem malt - und das schon länger -
war mir neu. Dass er außerdem auch schreibt, ebenfalls. Als ich dieses
Buch in der Hand hielt, stellte ich erstaunt fest, dass es sich hierbei
auch keinesfalls um sein Debüt handelt. Was man so alles nicht
mitbekommt, schon erstaunlich...
Auch
wenn der Untertitel 'Geschichten übers Älterwerden' lautet, hatte ich
erwartet, hier auf eine Autobiografie zu stoßen, Lebensereignisse
berichtet aus der Sicht des reifen Mannes. Es gibt hier natürlich
autobiografische Einblicke, doch tatsächlich kann ich nicht auf den
Punkt bringen, worum es sich bei diesem Buch nun handelt. Daher lasse
ich Herman van Veen selbst zu Wort kommen, der in seinem Nachwort
schreibt:
"Jede
Geschichte in diesem Buch ist ein persönliches Beispiel. Ersonnen,
ausgedacht, umgestaltet, erfunden. Ich konfrontierte alles mit etwas
Wahrem. Erweiterte, entlieh. Fügte etwas von mir hinzu. Schrieb aus dem
Geschehen und Erinnerungen, jonglierte mit meiner Fantasie. Es ist mir
nicht immer geglückt, leicht zu formulieren, was schwer ist."
Klingt
etwas wirr? Das ist es in der Tat auch. Vor jeder Geschichte ist ein
Foto der Notizen des Autors abgebildet, der sympathischerweise am
Anachronismus der Bleistiftaufzeichnungen festhält. Gedankenfetzen,
Einschübe, Querverweise - und dies scheint 1:1 in das gedruckte Format
übertragen worden zu sein. So gibt es oftmals ein chaotisch wirkendes
Hin und Her in den Erinnerungen ohne dass ein roter Faden erkennbar ist,
Gedanken und Episoden wirken häufig unzusammenhängend
aneinandergereiht, dann wieder wird bei einem Ereignis länger Halt
gemacht um schließlich erneut zum nächsten Thema zu springen.
So
fällt es teilweise schwer, den Gedankenfetzen zu folgen, die zudem
manchmal nur in Andeutungen daher kommen oder als märchenhaft
verkleidete Erinnerungen. Zudem wirkt der Schreibstil stellenweise etwas
unbeholfen, was aber auch einer holprigen Übersetzung geschuldet sein
mag, das kann ich nicht beurteilen.
Das
Ganze wirkt wie ein Potpourri voll melancholischer Poesie - oder
poetischer Melancholie? Für mich tatsächlich nur häppchenweise zu
ertragen, da hier van Veens nachdenkliche, sensible, manchmal an der
Welt verzweifelnde Ader zu Wort kommt und nur selten von einem
Augenzwinkern aufgelockert wird.
Von
Träumen und inneren Bildern ist hier die Rede, von seiner Kindheit,
seinen Eltern, immer wieder vom Holocaust (er malte z.B. Bilder zu den
Gedichten einer 16jährigen Jüdin, die vergast wurde), vom Tod etlicher
Weggefährten, von Situationen, in denen er dem Tod gerade noch so von
der Schüppe gesprungen ist...
Und
natürlich vom Älterwerden. Von seinen Gedanken über den Tod, seiner
Sorge davor, senil und pflegebedürftig zu werden, dem Wunsch, dies alles
aufhalten zu können und Möglichkeiten, sich dem Vergessen
entgegenzustellen, selbstbestimmt ein Ende in Würde in Betracht zu
ziehen. Nicht stringent, wie es hier aufgezählt wird, sondern immer
wieder in Einschüben in andere Passagen eingefügt, aber in der Summe
deutlich, dass ihn das Thema sehr beschäftigt.
Wohlgemerkt:
ich liebe die Lieder von Hermann van Veen, habe schon einige seiner
Konzerte besucht und mag seine Auftritte sowie die sanft-melancholische
Art seiner Texte, die zuweilen auch Schärfe aufweisen. Mit diesem Buch
allerdings bin ich nicht wirklich warm geworden. Zu verworren, sehr
melancholisch und nur z.T. einen offenen Blick auf den Künstler
zulassend.
Dies wird mich aber nicht daran hindern, bei Gelegenheit auch in ein anderes Buch von ihm reinzulesen...
© Parden
Produktinformation: (Quelle: Amazon.de)
- Gebundene Ausgabe: 240 Seiten
- Verlag: Knaur HC; Auflage: 3 (2. Mai 2019)
- Sprache: Deutsch
- Übersetzung: Thomas
- ISBN-10: 3426214628
- ISBN-13: 978-3426214626
Informationen zum Autor: (Quelle: Verlagsgruppe Droemer Knaur)
Der niederländische Sänger und Liedertexter Herman van Veen (*1945)
wurde 1972 wurde von Alfred Biolek für das deutsche Publikum entdeckt.
Er veröffentlichte über 30 Alben, zuletzt 2016 das Album "Fallen oder
Springen". Herman van Veen wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet,
darunter mit dem Bundesverdienstkreuz und der Goldenen Kamera für die
Zeichentrickserie Alfred Jodocus Kwak. Er hat vier Kinder und lebt bei
Utrecht.
Liebe Anne, deine Rezension macht das Buch trotz Kritik doppelt interessant.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Uwe
Das freut mich... Herman van Veen ist aber auch einfach ein sehr interesanter Mensch.
LöschenIch lag vor ca 30 Jahren im Krankenhaus, und es ging mir nicht gut. Da gab mir eine Bettnachbarin ihre Kopfhörer, und ich hörte Herman van Veen. Seine Lieder waren genau richtig in dem Moment, und diese Episode schleicht sich stets in mein Hirn, wenn ich seinen Namen, seine Lieder höre.
AntwortenLöschen"Mit diesem Buch allerdings bin ich nicht wirklich warm geworden"
Mir hast du damit viel Wärme ins Herz gebracht ;-)
Regina
Liebe Regina, das freut mich sehr... :) Ich mag die Lieder von Herman van Veen auch sehr, aber ich mag sie nicht in jeder Stimmung. Es gibt für alles die richtige Zeit... LG Anne
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