Mittwoch, 25. September 2019

Van Veen, Hermann: Solange es leicht ist

Was soll ich sagen? Ich mag den Liedermacher mit dem niederländischen Akzent wirklich sehr, seine nachdenklichen, leisen Texte, die zuweilen auch durchaus Schärfe aufweisen können. Als ich dieses Buch entdeckte, schlug ich zu. Hermann van Veen steht auch mit über 70 Jahren immer noch auf der Bühne - aber verständlich, dass er sich in diesem Alter Gedanken macht über das, was da wohl noch kommen mag...

Ich nehme es vorweg: mit diesem Buch bin ich leider nicht wirklich warm geworden. Das hätte ich mir anders gewünscht, aber vielleicht ist es doch so, dass man nicht für alles gleichermaßen begabt ist? Hier führe ich mehr dazu aus:




Inhalt: (Quelle: Verlagsgruppe Droemer Knaur) 

Auch mit über 70 steht Herman van Veen noch fast täglich auf der Bühne. Seit seinen ersten Konzerten vor mehr als 50 Jahren beschäftigt sich der Musiker und Entertainer immer wieder mit dem Älterwerden und dem Tod. In "Solange es leicht ist" behandelt Herman van Veen in autobiographischen Schlaglichtern und persönlichen Anekdoten auf die ihm typisch poetisch-augenzwinkernde Weise alle Aspekte des Älterwerdens: die Gebrechen des Alters, die Verluste, die geistigen und seelischen Entwicklungen – aber er erzählt auch, was ihn jung hält und Kraft verleiht in dieser Lebensphase.










VOM ABSCHIEDNEHMEN...


Quelle: Pixabay
Herman van Veen - wer kennt den Liedermacher mit der zärtlich-warmen Stimme nicht? Dass er zudem malt - und das schon länger - war mir neu. Dass er außerdem auch schreibt, ebenfalls. Als ich dieses Buch in der Hand hielt, stellte ich erstaunt fest, dass es sich hierbei auch keinesfalls um sein Debüt handelt. Was man so alles nicht mitbekommt, schon erstaunlich...

Auch wenn der Untertitel 'Geschichten übers Älterwerden' lautet, hatte ich erwartet, hier auf eine Autobiografie zu stoßen, Lebensereignisse berichtet aus der Sicht des reifen Mannes. Es gibt hier natürlich autobiografische Einblicke, doch tatsächlich kann ich nicht auf den Punkt bringen, worum es sich bei diesem Buch nun handelt. Daher lasse ich Herman van Veen selbst zu Wort kommen, der in seinem Nachwort schreibt:


"Jede Geschichte in diesem Buch ist ein persönliches Beispiel. Ersonnen, ausgedacht, umgestaltet, erfunden. Ich konfrontierte alles mit etwas Wahrem. Erweiterte, entlieh. Fügte etwas von mir hinzu. Schrieb aus dem Geschehen und Erinnerungen, jonglierte mit meiner Fantasie. Es ist mir nicht immer geglückt, leicht zu formulieren, was schwer ist."


Klingt etwas wirr? Das ist es in der Tat auch. Vor jeder Geschichte ist ein Foto der Notizen des Autors abgebildet, der sympathischerweise am Anachronismus der Bleistiftaufzeichnungen festhält. Gedankenfetzen, Einschübe, Querverweise - und dies scheint 1:1 in das gedruckte Format übertragen worden zu sein. So gibt es oftmals ein chaotisch wirkendes Hin und Her in den Erinnerungen ohne dass ein roter Faden erkennbar ist, Gedanken und Episoden wirken häufig unzusammenhängend aneinandergereiht, dann wieder wird bei einem Ereignis länger Halt gemacht um schließlich erneut zum nächsten Thema zu springen.

So fällt es teilweise schwer, den Gedankenfetzen zu folgen, die zudem manchmal nur in Andeutungen daher kommen oder als märchenhaft verkleidete Erinnerungen. Zudem wirkt der Schreibstil stellenweise etwas unbeholfen, was aber auch einer holprigen Übersetzung geschuldet sein mag, das kann ich nicht beurteilen.

Das Ganze wirkt wie ein Potpourri voll melancholischer Poesie - oder poetischer Melancholie? Für mich tatsächlich nur häppchenweise zu ertragen, da hier van Veens nachdenkliche, sensible, manchmal an der Welt verzweifelnde Ader zu Wort kommt und nur selten von einem Augenzwinkern aufgelockert wird.

Von Träumen und inneren Bildern ist hier die Rede, von seiner Kindheit, seinen Eltern, immer wieder vom Holocaust (er malte z.B. Bilder zu den Gedichten einer 16jährigen Jüdin, die vergast wurde), vom Tod etlicher Weggefährten, von Situationen, in denen er dem Tod gerade noch so von der Schüppe gesprungen ist...

Und natürlich vom Älterwerden. Von seinen Gedanken über den Tod, seiner Sorge davor, senil und pflegebedürftig zu werden, dem Wunsch, dies alles aufhalten zu können und Möglichkeiten, sich dem Vergessen entgegenzustellen, selbstbestimmt ein Ende in Würde in Betracht zu ziehen. Nicht stringent, wie es hier aufgezählt wird, sondern immer wieder in Einschüben in andere Passagen eingefügt, aber in der Summe deutlich, dass ihn das Thema sehr beschäftigt.

Wohlgemerkt: ich liebe die Lieder von Hermann van Veen, habe schon einige seiner Konzerte besucht und mag  seine Auftritte sowie die sanft-melancholische Art seiner Texte, die zuweilen auch Schärfe aufweisen. Mit diesem Buch allerdings bin ich nicht wirklich warm geworden. Zu verworren, sehr melancholisch und nur z.T. einen offenen Blick auf den Künstler zulassend.

Dies wird mich aber nicht daran hindern, bei Gelegenheit auch in ein anderes Buch von ihm reinzulesen...


© Parden












Produktinformation: (Quelle: Amazon.de)
  • Gebundene Ausgabe: 240 Seiten
  • Verlag: Knaur HC; Auflage: 3 (2. Mai 2019)
  • Sprache: Deutsch
  • Übersetzung: Thomas Woitkewitsch
  • ISBN-10: 3426214628
  • ISBN-13: 978-3426214626



Informationen zum Autor: (Quelle: Verlagsgruppe Droemer Knaur)

Der niederländische Sänger und Liedertexter Herman van Veen (*1945) wurde 1972 wurde von Alfred Biolek für das deutsche Publikum entdeckt. Er veröffentlichte über 30 Alben, zuletzt 2016 das Album "Fallen oder Springen". Herman van Veen wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter mit dem Bundesverdienstkreuz und der Goldenen Kamera für die Zeichentrickserie Alfred Jodocus Kwak. Er hat vier Kinder und lebt bei Utrecht.

4 Kommentare:

  1. Liebe Anne, deine Rezension macht das Buch trotz Kritik doppelt interessant.
    Liebe Grüße
    Uwe

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    1. Das freut mich... Herman van Veen ist aber auch einfach ein sehr interesanter Mensch.

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  2. Ich lag vor ca 30 Jahren im Krankenhaus, und es ging mir nicht gut. Da gab mir eine Bettnachbarin ihre Kopfhörer, und ich hörte Herman van Veen. Seine Lieder waren genau richtig in dem Moment, und diese Episode schleicht sich stets in mein Hirn, wenn ich seinen Namen, seine Lieder höre.

    "Mit diesem Buch allerdings bin ich nicht wirklich warm geworden"

    Mir hast du damit viel Wärme ins Herz gebracht ;-)

    Regina

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    1. Liebe Regina, das freut mich sehr... :) Ich mag die Lieder von Herman van Veen auch sehr, aber ich mag sie nicht in jeder Stimmung. Es gibt für alles die richtige Zeit... LG Anne

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