Dieses Hörbuch gewann ich im Rahmen einer Verlosung bei Lovelybooks. Von dem polnischen Autor ist dies das erste ins Deutsche übersetzte Buch.
Die Werbung machte neugierig auf den Thriller: 'Remigiusz Mróz, (...) ist der Shootingstar am polnischen
Krimihimmel. Jedes seiner Bücher steht in Polen auf Platz 1 der
Bestsellerliste. Seine Verkäufe überflügeln die von Erfolgsautoren wie
Dan Brown oder Stephen King...' Was also hatte ich zu verlieren?
Inhalt: (Quelle: Rowohlt Verlag)
Zehn Jahre nach dem Verschwinden seiner Verlobten Ewa ist Damian Werner
ein Schatten seiner selbst. Er ist sich sicher, dass er sie nie
wiedersehen wird. Eines Tages stößt er jedoch auf eine Spur – jemand
sucht nach Ewa und hat ein Bild von ihr ins Netz gestellt. Kurz darauf
postet der Unbekannte ein weiteres Foto. Wer sucht die junge Frau? Und
kann es nach all den Jahren wirklich Ewa sein? Damian und Ewa waren
bereits als Kinder unzertrennlich, sie hatten keine Geheimnisse
voreinander. Doch als Damian weitere Nachforschungen anstellt, muss er
feststellen, dass er seine große Liebe wohl doch nicht so gut kannte,
wie er immer gedacht hatte.
DAS SPIEL MIT DER WAHRHEIT...
Quelle |
Hätte ich ihr den Heiratsantrag einen Moment früher gemacht, wäre das
nie passiert. Wir wären nicht angegriffen worden, und sie wäre nicht für
immer aus meinem Leben verschwunden...
Sehr gespannt war ich auf den Thriller des in Polen sehr bekannten Autors Remigiusz Mróz. Der Klappentext jedenfalls hat mich sehr neugierig gemacht, die Hörprobe ebenfalls.
Tatsächlich wird der Hörer gleich in medias res geworfen und erlebt mit, wie Ewa genau an dem Abend, als Damian ihr einen Heiratsantrag macht, erst brutal vergewaltigt wird und dann spurlos verschwindet. Dann springt die Handlung in die Gegenwart, zehn Jahre nach dem Überfall - und bis heute wartet Damian vergeblich auf ein Lebenszeichen von Ewa. In den zehn Jahren dazwischen hat sich Damian kein wirkliches Leben aufgebaut, das Studium hat er abgebrochen, Gelegenheitsjobs halten ihn über Wasser, eine neue Liebe ist er nicht eingegangen, er weiß aber nicht mehr, wo er Ewa noch suchen soll. Nur einer Sache ist er sich sicher: Ewa lebt noch. Irgendwo. Und er wartet...
Damians
bester Freund stößt eines Tages im Internet auf ein Bild, auf dem er
meint, Ewa erkannt zu haben. Damian ist ebenso überzeugt davon, doch da
die Polizei ihnen keinen Glauben schenkt, beauftragt Damians Freund
schließlich eine Privatdetektei mit Nachforschungen. Kassandra Reimann,
die Ehefrau des Besitzers der Detektei, trittt mit Damian in Kontakt und
hält ihn über die Ermittlungen auf dem Laufenden. Doch als Damians
Freund ermordet wird und er selbst unter Mordverdacht gerät, spitzt sich
die Lage zu...
Und dann zerstört ein kurzer Moment das ganze Leben. Und das was davon bleibt, wird zu einem einzigen langen Versuch zu vergessen...
Erzählt wird dieser Thriller abschnittsweise wechselnd aus der Perspektive von Damian und der von Kassandra Reimann, jeweils in der Ich-Perspektive. Dabei tappt der Hörer gemeinsam mit Damian über lange Zeit gehörig im Dunkeln und wird immer wieder auf eine falsche Fährte geführt - und Kassandra gibt nur genau so viel preis, wie sie es für richtig hält, und das kann gehörig in die Irre führen. Gesprochen werden die beiden Charaktere dem langsamen Erzähltempo angemessen von Matthias Koeberlin und Vera Teltz.
Auf
der Spur des Bildes von Ewa erkennt Damian zunehmend, dass er diese
Frau wohl nicht wirklich gut gekannt hat. Einige Aspekte ihres Lebens
hat sie komplett vor ihm geheimgehalten - bitter, aber Damian ist
entschlossen, auf Ewas Spur zu bleiben. Und Kassandra hütet selbst
einige Geheimnisse - eines davon ist ihr überaus gewalttätiger Ehemann,
was sie allabendlich zu spüren bekommt.
Gerade dieses Thema hat mir wirklich zu schaffen gemacht. Remigiusz
Mróz schildert viele Szenen der häuslichen Gewalt derart bildhaft und
detailliert, das ich etliche Male die CD anhalten musste und erst zu
einem späteren Zeitpunkt weiterhören konnte. Obschon thrillererfahren
und durchaus nicht zimperlich, was brutale Szenen anbelangt, ging mir
das Hörerlebnis hier doch stellenweise zu weit und zu intensiv.
Kassandra
jedenfalls kocht hier durchaus ihr eigenes Süppchen und sorgt dadurch
für die ein oder andere Überraschung. Damian gerät in der Geschichte in
mehrfacher Hinsicht zum Bauernopfer und steht letztlich als liebenswerter
Trottel dar, der einigen Leuten als tumbe Schachfigur gelegen kommt.
Dabei kann er einem schon leid tun, doch ist er als Charakter trotz der
Ich-Perspektive so distanziert gezeichnet, dass ich ihm gegenüber recht
gleichgültig blieb.
Auch
Kassandra, obschon ständiges Opfer ihres Mannes, war mir nicht wirklich
sympathisch. Mir fehlt ehrlich gesagt auch jedes Verständnis für solch
eine kranke Beziehung, in der letztlich niemand die eigentlich logischen
Konsequenzen zieht und die Trennung sucht.
Zwar
sorgte der Autor gerade gegen Ende immer wieder für einige
überraschende Wendungen, doch letztendlich überwog bei mir die
Erleichterung, als die Geschichte (gekürzt, 523 Minuten) endlich ein Ende fand.
Ein Thriller voller brutaler Szenen mit unsympathischen Charakteren und einigen Längen. Leider nicht das erhoffte Hörerlebnis...
© Parden
Produktinformation: (Quelle: Amazon.de)
- Audio CD
- Verlag: Der Audio Verlag (24. Mai 2019)
- Sprache: Deutsch
- Übersetzung:
- ISBN-10: 3742410032
- ISBN-13: 978-3742410030
Informationen zum Autor: (Quelle: Rowohlt Verlag)
Remigiusz Mróz, geboren 1987, hat einen Ph.D. in Jura und gab seine
Anwaltskarriere auf, um sich ganz dem Schreiben zu widmen. Mit gerade
mal 30 Jahren hat er bereits 25 Bücher veröffentlicht, darunter eine
Justizthrillerreihe, die sich allein in Polen über 1,5 Millionen Mal
verkauft hat und die für das Fernsehen verfilmt wird. In Polen ist jedes
seiner Bücher auf Platz 1 der Bestsellerliste.
Vielleicht wurde die Geschichte durch die Kürzung sinngemäß auf die Gewalt "reduziert"? - Schwierig scheint es zu sein, wenn man zwei Geschichten auf einmal erzählen will.
AntwortenLöschenOb mich die ungekürzte Version hätte überzeugen können? Ich weiß nicht. Im Wesentlichen wäre die Geschichte ja aufs Selbe hinausgelaufen.
Löschen