Samstag, 7. September 2019

Sander, Gregor: Alles richtig gemacht

Es gibt Romane, da denkt man angesichts der geringen Seitenzahl: ein kurzes Vergnügen. Manche entpuppen sich dann aber als etwas ganz anderes - so erging es mir diesmal wieder. Trotz des überschaubaren Umfangs war es für mich ein eher zähes Leseerlebnis, und ich glaube ganz bestimmt: ich gehöre nicht zur richtigen Zielgruppe.

Da es anderen Lesern in der Lesegruppe bei Whatchareadin teilweise ähnlich, manchen aber komplett anders erging, kann ich wohl behaupten: das Buch polarisiert. Weshalb das so ist, wird hoffentlich im Folgenden deutlich:





Inhalt: (Quelle: Penguin Verlag)

Ein funkelnd-wunderbarer Roman über die frühen und späteren Jahre des wiedervereinten Deutschland und eine helle Feier der Freundschaft.

Thomas und Daniel kommen aus Rostock und sind noch jung, als es mit der DDR zu Ende geht, aber alt genug, um sich von der aufregenden neuen Zeit mitreißen zu lassen. Die ungleichen Freunde ziehen nach Berlin, das Leben scheint eine einzige Party. Doch irgendwann verschwindet Daniel. Als er Jahre später wieder auftaucht, wird Thomas' inzwischen bürgerliche Rechtsanwaltsexistenz gerade gewaltig durchgeschüttelt: Seine Frau ist weg und hat die beiden Töchter mitgenommen. Hat Daniel etwas damit zu tun, und wer hat hier überhaupt etwas richtig gemacht?











ÜBER FREUNSCHAFT UND MEHR...

Rostock (Quelle: Pixabay)
Eigentlich kann Thomas, 50, mit seinem Leben ganz zufrieden sein. Er arbeitet als Strafverteidiger, vertritt Scheinselbständige wie Scheinislamisten. Doch dann verschwindet seine Frau und nimmt die beiden Töchter mit - und Thomas weiß nicht recht, warum.

Dafür ist der seit Jahren  spurlos verschwundene Daniel plötzlich wieder da, sein bester Freund aus Rostocker Kindertagen. Mit ihm teilt Thomas eine wilde Jugend an der Ostsee und anarchische Jahre in Berlin unmittelbar nach dem Mauerfall. Schon damals war Thomas der Angepasste, Daniel der coole Draufgänger. Nach einer krummen Sache und Schwierigkeiten mit der Polizei machte sich Daniel mit Thomas' Pass aus dem Staub - doch weshalb taucht er jetzt wieder auf?

Der Roman - ausschließlich erzählt aus der Ich-Perspektive von Rechtsanwalt Thomas - wirft den Leser gleich in eine Handlung mit vielen Fragezeichen. Weshalb sind Thomsas' Frau und seine Töchter spurlos verschwunden? Was war der Grund für das damalige Verschwinden Daniels und wehshalb taucht er nun wieder auf? Was wird sich in Thomas' Leben dadurch verändern? Wieso ist dieser überhaupt Rechtsanwalt geworden - die Pläne sahen ursprünglich ganz anders aus?

Natürlich machen diese Fragen neugierig auf die Antworten - und waren letztlich der Grund, weshalb ich hier überhaupt bei der Stange blieb. Die zwischen Gegenwart und Erinnerungen hin und her pendelnde Erzählung selbst nämlich vermochte mich über weite Strecken nicht zu fesseln. Der Schreibstil ist zwar überwiegend recht locker gehalten, doch wirken die Schilderungen ausgesprochen distanziert, wodurch auch die Charaktere selbst für mich unnahbar blieben. Die Ereignisse wurden mit einer inneren Gleichgültigkeit präsentiert, die sich auch auf mich als Leser übertrug - und solche Leseerlebnisse schätze ich nicht sonderlich.

Hinzu kam, dass ich mit vielen der angerissenen Ereignisse aus der Vergangenheit im Grunde nichts anfangen konnte: Ereignisse, die überwiegend in der ehemaligen DDR eine Rolle spielten oder aber im letztlich vereinten Berlin. Ich selbst bin im tiefsten Westen aufgewachsen und kenne die Zeit vor und nach der Wende nur punktuell aus den Medien. Insofern 'klingelte' bei den Erzählungen aus der Vergangenheit bei mir auch nichts - und wenn da sehr ins Detail gegangen wurde, langweilte ich mich bei dem ein oder anderen Kapitel auch richtiggehend.

Glücklicherweise zogen die Spannung und die Geschwindigkeit der Handlung im letzten Viertel des Romans etwas an. Auch wenn hier plötzlich doch etwas viele Themen Einzug hielten, konnte mich das Ende - wenn auch offen gehalten - mit dem Roman ein wenig versöhnen. Vermutlich haben Leser mit eigenem ostdeutschen und berlinerischen geschichtlichen Hintergrund einen größeren Bezug zu dieser Erzählung.

Alles in allem also leider ein Roman, der mich nicht traf, der mir über weite Strecken gleichgültig blieb und der in mir kaum etwas auslöste. Das hätte ich mir anders gewünscht...


© Parden











Produktinformation: (Quelle: Amazon.de)
  • Gebundene Ausgabe: 240 Seiten
  • Verlag: Penguin Verlag (19. August 2019)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 332860667X
  • ISBN-13: 978-3328606673




Informationen zum Autor: (Quelle: Penguin Verlag)

Gregor Sander, geboren 1968 in Schwerin, lebt als freier Autor in Berlin. Für seine Romane und Erzählungen wurde er mehrfach ausgezeichnet. Sein Romandebüt »Abwesend« war für den Deutschen Buchpreis nominiert, die Verfilmung seines Romans »Was gewesen wäre« kommt im Herbst 2019 in die Kinos.

2 Kommentare:

  1. Liebe Anne, das Thema scheint wieder in Mode zu kommen, ist aber immer noch schwierig umzusetzen.
    Viele Grüße aus NZ

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  2. Irgendwie wurde da für dich nicht ALLES RICHTIG GEMACHT

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