Samstag, 29. Juni 2013

Berling, Peter: Die Nacht von Jesi

Die Geburt des Stauferkaisers

Rezension zu Peter Berling: DIE NACHT VON JESI

(zuerst veröffentlicht bei buchgesichter.de am 04.08.2010)

Ja, Peter BERLING ist schon ein Autor, der nichts auslässt, wenn es um die Zeit des Mittelalter oder der Kreuzzüge geht. In diesem Buch, das 1996 heraus kam, geht es um Kaiser Friedrich II. von Hohenstaufen. Das ist der, dessen Hof in Sizilien als tolerant und den Wissenschaften in Morgen- und Abendland aufgeschlossen gegenüberstand. Es ist auch der, der als Barbarossa im Kyffhäuser sitzt und darauf wartet, wieder geweckt zu werden, als Retter der Menschheit und ein wahrhaftes Kaisertum zu errichten. Den ► Rotbart, daher Barbarossa, hatte allerdings dessen Großvater. Über beider Bedeutung streiten sich die Gelehrten.


Jesi (Mittelitalien)
Der ► zweite Friedrich soll in ► Jesi geboren sein, einer kleinen Stadt in
Mittelitalien, in der unter anderem eine der ersten Ausgaben der ► GÖTTLICHEN KOMÖDIE von ► Dante Alighieri gedruckt wurde.
Seine Mutter war schon um die vierzig Jahre alt, daher wurden an der rechtmäßigen Geburt Zweifel laut. Viele Kardinäle und Bischöfe sollen zugegen gewesen sein um die Geburt in einem Zelt auf dem Marktplatz in Jesi zu bezeugen. Angeblich wurde das Kind einer Metzgers der Kaiserin, eine Normannenprinzessin von Sizilien, untergeschoben.

Diese Geschichte greift Berling auf und lässt eine Theatergruppe ein Stück (Operette, Theater, Komödie in einem) inszenieren. Da viele Leute, Geldgeber, Stadtrat, vermutlich die Mafia auf die eine oder andere Weise davon profitieren wollen, geht natürlich eine Menge schief. Außerdem ist die bunt zusammen gewürfelte Truppe nicht homogen. Der Produzent ist fett und sexbesessen, der Regisseur ist schwul, die Darstellerin der Kaiserin eine Diva, die der Metzgerfrau eine Einheimische. Das Kind entstammt einer bosnischen Flüchtlingsfamilie. Das Geld ist immer alle, die Kostüme verspäten sich. Das Ganze wird von zwielichtigen Gestalten gefilmt und in Spionageform von anderen Figuren seltsam beeinflusst. Die einheimischen wollen natürlich auch was davon haben und bemühen sich unterschiedlich um Einstellung des Stückes oder Aufführung oder wollen selbst Rollen darin haben. Eigentlich wird jedes Theater- und Filmklischee bedient. Berling muss das ja kennen, er arbeitete schon mit Fassbinder und Kinski und spielte auch in DER NAME DER ROSE.

Doch dann häufen sich die Unfälle und es geschieht ein Mord. Das Stück nähert sich der dunklen Geschichte immer mehr an. Wird es am Ende aufgeführt? Wer wird der Gewinner sein?

Klappentext: "…Schon bald kollidiert die gewaltige, geheimnisvoll-leidenschaftliche Welt des Mittelalters mit unserer auf- und abgeklärten Zeit, und das Ensemble entrückt mehr und mehr der Wirklichkeit. Schlägt da der Fluch durch, der auf dem glanzvollen Geschlecht der Staufer lastet?"

Es ist ein buntes Kaleidoskop, das der Autor hier vorlegte. Seine Faszination für das Mittelalter und die Staufer kommt ganz deutlich zum tragen. Den (Film-) Laien bringt das Buch zum Kopfschütteln und auch mal zum Lachen. wirkliche Geschichtskenntnisse braucht er nicht. Es reicht völlig aus, einmal oder zweimal ► wikipedia.de zu bemühen.

zum Autor 
Deutsche Nationalbibliothek

PS: Das Buch habe ich beim sogeannten Osterwichteln erhalten. Es stand in der Liste "Möchte ich lesen". Das Wichteln ist eine immer mal wiederkehrende Aktion unter Buchgesichtern. Da bedanke ich mich doch mal bei einem Buchgsicht namens Lila73.


© KaratekaDD

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