Samstag, 16. September 2023

Hill, Melissa C. & Stapor, Anja: Tristan Mortalis

Nachdem sich Michael alias Tristan, Alice, Claire, Bene und Damian in der Theater-AG angefreundet haben, feiern sie gemeinsam ihren Schulabschluss. Danach trennen sich ihre Wege. Damian und Claire studieren, Bene gondelt als Animateur auf einem Kreuzfahrtschiff durch die Welt und Alice hat eine Ausbildung zur Malerin begonnen. Nur von Tristan weiß niemand etwas Genaueres. Als im Moor nahe ihrer Heimat eine Leiche gefunden wird, die Michaels Tristan-Kostüm trägt, ahnen die vier, dass ihr Freund die Partynacht nicht überlebt hat. Sie sind fest entschlossen, das Rätsel um Tristans Tod zu lüften. Doch schon bald stellt sich heraus: Er war nicht der Einzige mit einem Geheimnis. (Verlagsbeschreibung)
 
DNB / Dressler / 2023 / ISBN: 978-3751301039 / 368 Seiten








Diesen Jugendthriller (Altersempfehlung des Verlags: ab 14 Jahre) bekam ich durch NetGalley zur Verfügung gestellt, was mich sehr gefreut hat. Gereizt hat mich hier v.a. das Setting: die Moorlandschaft, genauer gesagt: das schwimmende Moor.  Sollte eine:r unserer Leser:innen hier im Blog das Buch ebenfalls gelesen haben, wüsste ich gerne, wie das Ende empfunden und bewertet wurde. Dazu gehen die Meinungen jedenfalls sehr auseinander. Mehr kann ich hier natürlich nicht verraten, weil es ein dicker Spoiler wäre. Aber interessieren würde es mich halt. Wie mir das Ende und auch alles andere gefallen hat, könnt Ihr hier nachlesen:
 

 

















DAS SCHWIMMENDE MOOR...


Nachdem eine Leiche im schwimmenden Moor am Jadebusen gefunden wird, glaubt jeder sofort an eine Sensation. Doch rasch stellt sich heraus, dass die Leiche nicht wie angenommen mehrere Jahrhunderte lang im Moor lag, sondern erst wenige Monate. Zudem hat sie ein Kostüm an, das einigen jungen Leuten nur zu bekannt vorkommt. Es ist das Kostüm von Michael, der vor dem Abitur den Tristan in der Theater-AG der Schule gespielt hat. Statt wie geplant auf Weltreise zu gehen, lag er offenbar all die Monate tot im kalten Schlick, und gibt nun nicht nur der Polizei viele Rätsel auf.

Als seine ehemaligen Schulfreund:innen und Theaterkolleg:innen von Tristans Tod erfahren, kehren sie alle in ihre Heimatstadt zurück, die sie bis auf Alice für Studium, Musikkarriere oder die Arbeit auf einem Kreuzfahrtschiff gleich nach dem Abitur verlassen haben. Alice, Claire, Bene und Damian sind es auch, die die Polizei über die Identität der Moorleiche aufklären. Doch dabei wollen sie es nicht bewenden lassen. Sie sind entschlossen herauszufinden, was damals mit Tristan geschah - offenbar am Tag ihrer feucht-fröhlichen Abifeier im Strandhaus von Claires Familie. Was sie nicht ahnen: jede:r von ihnen birgt selbst ein Geheimnis, das tunlichst nicht an die Öffentlichkeit geraten sollte...

Sehr unterschiedlichen Charaktere bilden die Clique um die damalige Theater-AG:

  • Die toughe und selbstbewusste Claire aus gutem Hause, die zielstrebig ihre berufliche Karriere als Juristin angeht;
  • die schüchterne und zurückhaltende Alice, die es nicht in die weite Welt zieht, sondern die es sich nach ihrer Arbeit als Azubi in einem Malerbetrieb gern in ihrem Lieblingssessel mit einem Buch bequem macht;
  • der rebellische und oberflächliche Damian, der eher seine Band und seinen Jack Daniel's im Kopf hat als sein Studium;
  • der feinfühlige und herzliche Bene, der stets die richtigen Worte findet und auch als Animateur auf dem Kreuzfahrtschiff gut ankommt;
  • und schließlich Michael alias Tristan, der in einem Waisenhaus aufwuchs und der sehr ernsthaft und oftmals leicht melancholisch wirkte, aber von allen gemocht wurde. Und der nun unfreiwillig im Mittelpunkt polizeilicher wie privater Ermittlungen steht.

Erzählt wird hier aus ständig wechselnden Perspektiven, was das Bild um die Geschehnisse am Tag der Abifeier allmählich abrundet, aber auch ein LIcht auf die Charaktere der Gegenwart trifft. Die Kapitel der einzelnen Charaktere umfassen dabei meist nur wenige Seiten, was für viel Abwechslung sorgt und kaum Längen zulässt. Man erhält kaum Einblicke in die polizeiliche Ermittlungsarbeit und erfährt nur so viel wie die jeweilgen Charaktere, so dass man die Überlegungen und Spekulationen der vier Freund:innen verfolgt, als stehe man gleich daneben.

Die Spannung entsteht zunächst aus der Frage, woran Tristan gestorben ist und schließlich aus dem Rätsel, was genau geschah. Dabei erweisen sich vermeintliche Erkenntnisse jedoch oft nicht lange als korrekt, weil immer mehr Geheimnisse gelüftet werden, die sich als bedeutsam für den Todesfall erweisen. Das waren mir zuletzt doch 1-2 Schleifen zu viel, das wirkte auf mich dann doch zunehmend konstruiert. Während einige Entwicklungen oder Hintergründe recht vorhersehbar waren, bietet gerade das Ende eine handfeste Überraschung. Eine, bei der jede:r Leser:in für sich werten muss, was er/sie davon hält - diskussionswürdig ist das Ende allemal. Mir hat es letztlich gefallen, auch wenn ich weiß, dass das wohl nicht so sein sollte...

Alles in allem ein über weite Strecken düsterer Jugendthriller, der flott zu lesen ist und der mich gut unterhalten hat.


© Parden













Melissa Hill wurde 1990 in Gunzenhausen, Mittelfranken geboren. Schon kurz vor dem Abi veröffentlichte sie ihren ersten Jugendroman unter ihrem Mädchennamen Melissa C. Feurer. Während ihres Studiums in Würzburg (Grundschullehramt mit Hauptfach Germanistik) folgten weitere Veröffentlichungen und die Auszeichnung ihres Romanprojekts „Die Fischerkinder“ mit dem C. S. Lewis-Preis. Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in einem kleinen Ort in Mittelfranken und unterrichtet und schreibt abwechselnd. (Quelle: Verlagsgruppe Oetinger)



Anja Stapor wurde 1991 in Gunzenhausen, Mittelfranken, geboren. Sie studierte Germanistik und Geschichte in Würzburg und schrieb nebenbei den ersten Krimi unter ihrem Mädchennamen Anja Mäderer. Als aktives Mitglied bei den Mörderischen Schwestern, einem Verein deutschsprachiger Krimiautorinnen, besucht sie gerne kriminelle Fortbildungen. Aktuell schmiedet sie neue Mordpläne, während sie mit ihrem kleinen Sohn auf dem Friedhof spielt. (Quelle: Verlagsgruppe Oetinger)



1 Kommentar:

  1. Das würde mich nun auch interessieren, warum die Meinungen auseinander gehen.
    Buchige Grüße, liebe Anne.

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