Frankfurt an einem nasskalten Novemberabend: Eine nackte, mit
seltsamen Wunden übersäte Frauenleiche treibt im Main.
Kriminalhauptkommissar Joachim Fuchs und seine neue Kollegin, die junge
Fallanalystin Lara Schuhmann, stehen vor einem Rätsel. Nach der
Obduktion sind sie überzeugt, dass sie es mit einem perfiden
Serienmörder zu tun haben. Als Fuchs während der Ermittlungen der Zeugin
Sophia näherkommt, wird er wegen Befangenheit von dem Fall abgezogen.
Auf eigene Faust ermittelt er weiter – und setzt damit eine
folgenschwere Ereigniskette in Gang …
- Taschenbuch: 608 Seiten
- Verlag: Blanvalet Taschenbuch Verlag; Auflage: Erstmals im TB (16. März 2020)
- Sprache: Deutsch
- ISBN-10: 3734107350
- ISBN-13: 978-3734107351
- Reihe: Joachim Fuchs & Lara Schuhmann (Bd. 1)
Der Auftakt der neuen Thriller-Reihe konnte mich leider nicht ganz überzeugen. Trotz spannendem Plot wirkt die
Polizeiarbeit nämlich oft dilettantisch, von medizinischen Sachverhalten hat der
Autor offenkundig mehr Ahnung... Schön war es allerdings, diesen Roman im Rahmen
einer Leserunde bei Whatchareadin zu lesen und die Eindrücke der anderen
Leser*innen mit den eigenen zu vergleichen. Dem Blandvalet Verlag danke
ich an dieser Stelle für die Bereitstellung eines Leseexemplars!
ADERLASS...
Hintergrundbild: Pixabay |
Für sein Debüt hat der Autor Frederic Hecker einen spannenden Plot
gewählt. KHK Joachim Fuchs und seine Kollegin Lara Schuhmann, die junge
Fallanalystin, sind sich bereits nach der zweiten Frauenleiche sicher:
sie suchen einen Serienmörder. Zwar stimmen bei den beiden Mordfällen
nicht alle Details überein, aber der brutale Aderlass sowie einige
andere Aspekte des Modus Operandi lassen für sie keinen anderen Schluss
zu.
Die Suche nach dem Täter sowie nach dessen Motiv nimmt dabei jedoch
nur langsam an Fahrt auf. Hier komme ich dann auch gleich zu dem für
mich größten Schwachpunkt des Thrillers: der Polizeiarbeit. Der Autor
selbst ist gelernter Mediziner (Chirurg und Doktor der Rechtsmedizin)
und stellt dies hier mehrfach unter Beweis. Detailliert werden
medizinische Sachverhalte und Zusammenhänge erläutert, und gerade
Passagen, die in der Pathologie spielen, fordern dem Magen schon beim
Lesen einiges ab.
Weniger versiert dagegen wirkt die Schilderung der Ermittlungen
selbst. In den ersten zwei Dritteln des Thrillers erscheint die Arbeit
der Polizei eher stümperhaft und dilettantisch denn professionell und
gezielt. Das Kollegium ist ein Sammelsurium an Einzelkämpfern, wobei
jeder nur seine eigenen Interessen zu vertreten scheint und an
Teamarbeit keinerlei Interesse besteht. Hier hängt vieles vom Zufall ab,
ob z.B. jemand gerade auf eine gute Idee kommt, die die Ermittlungen
vorantreibt - und dann auch noch Zeit und Lust dazu hat. Ideen der
anderen werden belächelt oder ins Lächerliche gezogen, Widerstand
erfolgt stets und ständig gegen alle Vorschläge eines anderen Kollgen,
einfach aus Prinzip heraus. Das empfand ich als anstrengend, zäh und in
diesem Maße wenig vorstellbar.
Selbst die Kollegen Joachim Fuchs und Lara Schuhmann, die als
festgelegtes Team fungieren sollen, sprechen kurz nach Beginn der
Ermittlungen kaum noch miteinander. Lara stört, dass ihr Kollege sich in
eine Zeugin verguckt statt in sie; der erfahrene Ermittler ist genervt,
weil Lara sich an den Staatsanwalt ranmacht, mit dem er selbst sich
überhaupt nicht versteht. Verkorkste Konstellationen, die für mich in
diesem Thriller zu viel Raum einnehmen. Erst als Fuchs wegen
Befangenheit von dem Fall abgezogen wird, kommt Schwung in die
Ermittlungen, und auch die Kommunikation mit seiner Kollegin gelingt
allmählich wieder besser.
Der Schreibstil ist flüssig, und einige überraschende Wendungen
halten gegen Ende auch die Spannung hoch. Alles in allem ein
ambitioniertes Debüt mit einigen Schwachpunkten, wozu ich auch zähle,
dass die Presse hier gar keine Rolle spielt und den Druck auf die
Ermittler erhöht und dass gerade KHK Joachim Fuchs zwischenzeitilich in
einigen brenzligen Situationen Superkräfte zu entwickeln scheint - auch
das schießt für mich ein wenig übers Ziel hinaus.
Obgleich mich das Debüt noch nicht ganz überzeugen konnte, bin ich
neugierig, wie sich die Charaktere im kommenden Fall entwickeln werden
und welche Aufgaben dann vor ihnen liegen mögen. Ich warte daher
gespannt auf Band 2...
© Parden
Frederic Hecker wurde 1980 in Offenbach am Main geboren. Er studierte
Medizin in Frankfurt und hat nach seiner Promotion im Institut für
Rechtsmedizin zwei chirurgische Facharztbezeichnungen erlangt. Heute
lebt er mit seiner Frau und ihren beiden Hunden in Hannover, wo er als
Plastischer Chirurg tätig ist. Seine Freizeit widmet er dem Schreiben.
Sein Debüt »Totenblass« ist ein Thriller mit medizinischem Hintergrund
rund um das Ermittlerpaar Lara Schuhmann und Joachim Fuchs. (Quelle: Blanvalet Verlag)
Es ist halt so: Das Bild von Polizisten ist vielschichtig. Das von Bild. welches Autoren von diesen haben, oft klischeehaft. In Kürze gehe ich darauf noch mal ein. Wenn ein Rechtsanwalt Thriller schreibt.
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