Donnerstag, 21. Mai 2020

Hecker, Frederic: Totenblass

Frankfurt an einem nasskalten Novemberabend: Eine nackte, mit seltsamen Wunden übersäte Frauenleiche treibt im Main. Kriminalhauptkommissar Joachim Fuchs und seine neue Kollegin, die junge Fallanalystin Lara Schuhmann, stehen vor einem Rätsel. Nach der Obduktion sind sie überzeugt, dass sie es mit einem perfiden Serienmörder zu tun haben. Als Fuchs während der Ermittlungen der Zeugin Sophia näherkommt, wird er wegen Befangenheit von dem Fall abgezogen. Auf eigene Faust ermittelt er weiter – und setzt damit eine folgenschwere Ereigniskette in Gang …  
  • Taschenbuch: 608 Seiten
  • Verlag: Blanvalet Taschenbuch Verlag; Auflage: Erstmals im TB (16. März 2020)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3734107350
  • ISBN-13: 978-3734107351
  • Reihe: Joachim Fuchs & Lara Schuhmann (Bd. 1)


Der Auftakt der neuen Thriller-Reihe konnte mich leider nicht ganz überzeugen. Trotz spannendem Plot wirkt die Polizeiarbeit nämlich oft dilettantisch, von medizinischen Sachverhalten hat der Autor offenkundig mehr Ahnung... Schön war es allerdings, diesen Roman im Rahmen einer Leserunde bei Whatchareadin zu lesen und die Eindrücke der anderen Leser*innen mit den eigenen zu vergleichen. Dem Blandvalet Verlag danke ich an dieser Stelle für die Bereitstellung eines Leseexemplars!






  



 ADERLASS...


Hintergrundbild: Pixabay

Für sein Debüt hat der Autor Frederic Hecker einen spannenden Plot gewählt. KHK Joachim Fuchs und seine Kollegin Lara Schuhmann, die junge Fallanalystin, sind sich bereits nach der zweiten Frauenleiche sicher: sie suchen einen Serienmörder. Zwar stimmen bei den beiden Mordfällen nicht alle Details überein, aber der brutale Aderlass sowie einige andere Aspekte des Modus Operandi lassen für sie keinen anderen Schluss zu.

Die Suche nach dem Täter sowie nach dessen Motiv nimmt dabei jedoch nur langsam an Fahrt auf. Hier komme ich dann auch gleich zu dem für mich größten Schwachpunkt des Thrillers: der Polizeiarbeit. Der Autor selbst ist gelernter Mediziner (Chirurg und Doktor der Rechtsmedizin) und stellt dies hier mehrfach unter Beweis. Detailliert werden medizinische Sachverhalte und Zusammenhänge erläutert, und gerade Passagen, die in der Pathologie spielen, fordern dem Magen schon beim Lesen einiges ab.

Weniger versiert dagegen wirkt die Schilderung der Ermittlungen selbst. In den ersten zwei Dritteln des Thrillers erscheint die Arbeit der Polizei eher stümperhaft und dilettantisch denn professionell und gezielt. Das Kollegium ist ein Sammelsurium an Einzelkämpfern, wobei jeder nur seine eigenen Interessen zu vertreten scheint und an Teamarbeit keinerlei Interesse besteht. Hier hängt vieles vom Zufall ab, ob z.B. jemand gerade auf eine gute Idee kommt, die die Ermittlungen vorantreibt - und dann auch noch Zeit und Lust dazu hat. Ideen der anderen werden belächelt oder ins Lächerliche gezogen, Widerstand erfolgt stets und ständig gegen alle Vorschläge eines anderen Kollgen, einfach aus Prinzip heraus. Das empfand ich als anstrengend, zäh und in diesem Maße wenig vorstellbar.

Selbst die Kollegen Joachim Fuchs und Lara Schuhmann, die als festgelegtes Team fungieren sollen, sprechen kurz nach Beginn der Ermittlungen kaum noch miteinander. Lara stört, dass ihr Kollege sich in eine Zeugin verguckt statt in sie; der erfahrene Ermittler ist genervt, weil Lara sich an den Staatsanwalt ranmacht, mit dem er selbst sich überhaupt nicht versteht. Verkorkste Konstellationen, die für mich in diesem Thriller zu viel Raum einnehmen. Erst als Fuchs wegen Befangenheit von dem Fall abgezogen wird, kommt Schwung in die Ermittlungen, und auch die Kommunikation mit seiner Kollegin gelingt allmählich wieder besser. 

Der Schreibstil ist flüssig, und einige überraschende Wendungen halten gegen Ende auch die Spannung hoch. Alles in allem ein ambitioniertes Debüt mit einigen Schwachpunkten, wozu ich auch zähle, dass die Presse hier gar keine Rolle spielt und den Druck auf die Ermittler erhöht und dass gerade KHK Joachim Fuchs zwischenzeitilich in einigen brenzligen Situationen Superkräfte zu entwickeln scheint - auch das schießt für mich ein wenig übers Ziel hinaus. 

Obgleich mich das Debüt noch nicht ganz überzeugen konnte, bin ich neugierig, wie sich die Charaktere im kommenden Fall entwickeln werden und welche Aufgaben dann vor ihnen liegen mögen. Ich warte daher gespannt auf Band 2...


© Parden 








Frederic Hecker wurde 1980 in Offenbach am Main geboren. Er studierte Medizin in Frankfurt und hat nach seiner Promotion im Institut für Rechtsmedizin zwei chirurgische Facharztbezeichnungen erlangt. Heute lebt er mit seiner Frau und ihren beiden Hunden in Hannover, wo er als Plastischer Chirurg tätig ist. Seine Freizeit widmet er dem Schreiben. Sein Debüt »Totenblass« ist ein Thriller mit medizinischem Hintergrund rund um das Ermittlerpaar Lara Schuhmann und Joachim Fuchs. (Quelle: Blanvalet Verlag)

1 Kommentar:

  1. Es ist halt so: Das Bild von Polizisten ist vielschichtig. Das von Bild. welches Autoren von diesen haben, oft klischeehaft. In Kürze gehe ich darauf noch mal ein. Wenn ein Rechtsanwalt Thriller schreibt.

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