Dienstag, 7. November 2023

Boie, Kirsten: Thabo, Detektiv & Gentleman Bd. 1 - Der Nashorn-Fall

 

Der wahre Gentleman ist immer ein Junge der Tat: Thabo will eines Tages ein echter Gentleman werden. Oder noch besser: ein Privatdetektiv wie im Film. Dumm nur, dass es im afrikanischen Örtchen Hlatikulu noch nie einen Kriminalfall gab. Doch dann wird im angrenzenden Safaripark ein Nashorn wegen seines kostbaren Horns ermordet. Und ausgerechnet Vusi, Thabos Onkel, gerät in Verdacht. Und weil Onkel Vusi nicht gerade ein schnelles Gehirn besitzt, liegt es an Thabo und seinen Freunden, den wahren Nashorn-Mörder aufzuspüren. - Thabo von Kirsten Boie ist ein unterhaltsamer Kinderkrimi vor exotischer Kulisse. (Verlagsbeschreibung)
 
 
DNB / Verlagsgruppe Oetinger/ 2016 / ISBN 978-3-7891-2033-6 / 304 Seiten
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Was soll ich sagen? Wieder war es besagte Jahreschallenge, die mich zu einem Buch greifen ließ - diesmal zu einem Kinderbuch, das im kleinen Königreich Eswatini spielt. Wo? Ähm, nie gehört. Doch bekannte virtuelle Suchmaschinen verrieten mir, dass ich die Umbenennung von Swasiland 2018 wohl nicht mitbekommen hatte. So was. Wieder was gelernt. Kirsten Boie ist ja eine rennomierte Kinderbuchautorin, und da kann man kaum etwas verkehrt machen, wenn man zu einem ihrer Bücher greift. Oder? Lest selbst:

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

IN MISS MARPLES FUSSSTAPFEN...

 

Thabo ist ein aufgeweckter Junge, und er lebt in dem kleinen Ort Hlatikulu (das liegt in dem kleinen Königreich Eswatini weit im Süden Afrikas) bei seinem Onkel Vusi, der als Ranger Touristen auf Safari-Touren durch den Lion Park fährt und dort ansonsten nach dem Rechten sieht. Ausgerechnet Onkel Vusi gerät nun aufgrund von Indizien unter Verdacht, ein Nashorn-Weibchen brutal abgeschlachtet zu haben, um das Horn an gut zahlende Interessenten zu verkaufen. Thabo weiß einfach, dass das nicht sein kann, doch sein Onkel ist im Gefängnis - und so bleibt Thabo nur noch, den wahren Täter auf eigene Faust zu ermitteln.

Glücklicherweise hat Thabo Freunde auf seiner Seite. Da wäre zum einen Sifiso, ein Junge, der mit seinen Geschwistern ganz ohne Eltern lebt und in ihrer Armut schauen muss, dass sie irgendwie von Tag zu Tag überleben. Und zum anderen wäre da Emma, ein rothaariges, grünäugiges, sommersprossiges Mädchen - und die Großnichte von Tante Agatha. Dieser Tante Agatha ist es zu verdanken, dass sich Thabo so gut mit Kriminalfällen auskennt - die Miss Marple Filme, die sie sich ständig anschauen, waren da eine gute Lehrstunde. Tante Agatha betreibt zudem ein Gästehaus für die Safari-Touristen - womöglich befindet sich der verbrecherische Wilderer gerade unter ihnen? Die Kinder halten die Augen jedenfalls offen, denn Onkel Vusi ist auf ihre Hilfe dringend angewiesen...

Einen unterhaltsamen Kinder-Krimi hat Kirsten Boie da geschrieben, und es ist dem Buch anzumerken, dass hier sorgfältig recherchiert wurde. Die örtlichen Gegebenheiten werden aus der Ich-Perspektive von Thabo sehr authentisch geschildert. In Eswatini als ehemaliger englischer Kolonie leben sowohl noch Briten als auch Afrikaner. Die Lebensbedingungen afrikanischer Kinder (oft verwaist aufgrund einer hohen Zahl von Todesfällen durch die Erkrankung an Aids, was hier im Buch allerdings nicht benannt wird) sowie auch die bildhaften Naturbeschreibungen fließen hier wie nebenher mit ein. 

Im Vordergrund steht aber natürlich der Fall um den Nashorn-Mörder, der Einfallsreichtum der Kinder, überraschende Wendungen. Nett fand ich, dass die kleinen Geschwister von Sifiso nicht nur eine ständige Plage sind, sondern letztlich entscheidend zur Aufklärung des Falls beitragen. Und dass Thabo und seine Freunde sich in der Theorie zwar für gute Detektive halten, letztlich aber merken, dass sie noch eine Menge lernen müssen. Ein durchaus spannender Fall, der zu unterhalten weiß, in dem der Humor nicht zu kurz kommt, der aber auch nachdenklich macht. 


"Die Gäste reisen schließlich durch unser Land, um Löwen zu sehen und sich zu erholen. Sie wollen nicht an traurige Dinge wie hungrige Kinder erinnert werden, man kann sie verstehen." 


Dies ist der erste Band von mittlerweile drei Folgen der Reihe um Thabo. Der Altersempfehlung des Verlags von 8-10 Jahren würde ich mich anschließen, auch wenn man womöglich nicht davon ausgehen kann, dass die Kinder der jetzigen Generation noch die alten Miss Marple Filme kennen und wissen, worauf Thabo sich da die ganze Zeit bezieht. Oder? Ich jedenfalls kenne die alten Filme durchaus, und die Verknüpfungen haben mir wie auch der Kriminalfall als solcher wirklich Spaß gemacht.

Leseempfehlung!


© Parden



 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Kirsten Boie ist eine der renommiertesten, erfolgreichsten und vielseitigsten deutschen Kinder- und Jugendbuchautorinnen. (...) Inzwischen sind von Kirsten Boie weit mehr als hundert Bücher erschienen und in zahlreiche Sprachen übersetzt worden, die von ihrer enormen literarischen Vielseitigkeit, großem Einfühlungsvermögen, vor allem aber von ihrem sozialen Engagement Zeugnis geben. Zwei Dinge sind Kirsten Boie beim Schreiben besonders wichtig: Zum einen, dass Literatur für Kinder immer auch Literatur sein sollte; zum anderen, dass darüber nicht vergessen wird, an wen sie sich richtet, dass sie also Literatur für Kinder ist (...) 2007 wurde Kirsten Boie für ihr Gesamtwerk mit dem Sonderpreis des Deutschen Jugendliteraturpreises ausgezeichnet. 2015 gründet Kirsten Boie die Möwenweg-Stiftung, um Kindern in Swasiland zu helfen. (Quelle: Verlagsgruppe Oetinger)
 
 

1 Kommentar:

  1. Ich würde schon hoffen, dass solche Bücher möglichst viele Kinder erreichen. Detektiv- und Ermittlergeschichten sind vermutlich neben Fantasyprodukten ein Genre, dass Kinder anspricht. Man denke da an die Figur Theo Boone von John Grisham oder an "Detektiv Pinky" von Gert Prokop.
    Das hier hört sich gut an und das Swasiland nun anders heißt, wusste ich auch noch nicht.

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