Arne Jysch hat mit Winken und Lächeln bei Carlsen eine graphic novel herausgebracht, die sich mit einem ernsten und im Zeichen des Krieges im Osten Europas auch aktuellem Thema beschäftigt. Hierbei spielt es keine Rolle, dass das Buch bereits 2014 heraus kam. Der langjährige Bundeswehreinsatz im Rahmen der International Security Assistance Force – ISAF – dauerte von 2002 bis 2014. Am 14. Januar 2002 patrouillierten erstmals deutsche Soldaten in Kabul. Die letzten 254 Soldaten der Mission Resolute Support kehrten am 30. Juni 2021 aus Afghanistan nach Deutschland zurück. Eine etwas kleiner Mission war die UNAMA - United Nations Assistance Mission in Afghanistan. Deren Unterstützung afghanischer Behörden mit Blick auf Menschenrechte, Rechtsstaatlichkeit und Gleichberechtigung kann man auch nur letztlich glücklos nennen.
Deutsche Soldaten sind gefallen in Afghanistan. |
Die Geschichte. Die Hauptfiguren der Geschichte sind Hauptmann Chris Menger und Hauptfeldwebel Marco. Eben erst haben sie einen Anschlag auf einen Konvoi überlebt und sollen nun wieder raus. Marco bittet seinen Freund Chris ihn wieder mitzunehmen. Zu ihrer Truppe stößt die Fotojournalistin Anni. Mit ihr fliegt der Trupp ins Land und besucht ein afghanisches Dorf. Anni setzt sich kurz ab und sitzt mit einer afghanischen Familie in deren Hütte. Dies verzögert den Rückflug und der endet mit einer Havarie des Hubschraubers. Ein weiterer Soldat kommt dabei ums Leben.
Fotoreporterin an Bord des Helis |
Eine Gruppe Afghanen nehmen die Deutschen mit in ihr Dorf um sie vor weiteren Taliban-Angriffen zu schützen. Doch da gibt es einen weiteren Angriff, bei dem Marco entführt wird...
Chris, dessen Ehe in die Brüche geht, versucht auf eigene Faust in zu finden und zu retten.
* * *
Das Buch. Arne Jysch zeigt mit dieser durchaus spannenden Geschichte das Dilemma des Einsatzes. Die Sympathien liegen bei den Soldaten, der Einsatz selbst wird aber ziemlich schnell in Frage gestellt. Der Titel zeigt dies, denn er bedeutet hier, dass die deutschen Soldatinnen und Soldaten nur „lächeln und winken“ dürfen, ihr politischer Auftrag lautet zwar für die alliierten Streitkräfte aufzuklären aber eben nicht an aktiven Kampfhandlungen gegen die Taliban teilzunehmen. Im Buch sagen die Soldaten, dass die anderen Nationen eher den Kopf schütteln über die Deutschen.
Der erste Teil ist aus meiner unerfahrenen Sicht realistisch dargestellt, ob ein Hauptmann der BW aber auf eigenen Faust auf die Suche nach seinem Kameraden geht erscheint mir eher der Spannung geschuldet.
Die graphic novel wirkt wie ein verfilmbares Storyboard, Stoff, aus dem Filme gemacht werden könnten. Mit „Das Kommando“ ist schon mal ein kritischer deutscher Film zum Thema KSK – Kommando Spezialkräfte – entstanden, in dem ein Kommandosoldat sich im Einsatz für eine Befehlsverweigerung entscheidet, um ein Opfer in letzter Minute zu retten. An diese Geschichte wurde ich beim Lesen und Betrachten des Buches erinnert.
Die Bilder sind deutlich und anschaulich, ob in der Totale oder im Detail. An was ich mich nicht gewöhnen kann, ist die comicübliche Beschreibung wenn es kracht, wummst, explodiert, aber eine Lösung weiß ich nun auch nicht anzubieten.
Man sollte sich gelegentlich erinnern. Mit dem Hintergrund des überstürzten Abzuges nach zwanzig Jahren aus Afghanistan und dem Zustand, den das Land nun durch die an der Macht befindlichen Taliban zeigt, möchte man gar nicht darüber nachdenken, was passiert, wenn die Welt den Krieg zwischen Russland und der Ukraine nicht in den Griff bekommt, also Russland nicht stoppen kann vor einer weltweiten Katastrophe. Dabei ist mir durchaus bewusst, dass dies nicht unbedingt vergleichbar ist.
Arne Jysch hat eine überschaubare, aber breite Quellenliste angefügt. Gleich zu Beginn erwähnt er die Bücher Operation Kundus – mein zweiter Einsatz in Afghanistan und Endstation Kabul - als deutscher Soldat in Afghanistan von dem Fallschirmjäger Achim Wohlgethan. Diese las ich vor der Entstehung des Blogs und das Archiv zeigt, dass ich von den Augenzeugenberichten ziemlich entsetzt war. Dies ist nicht gleichermaßen so, aber noch einmal: Erinnern wir uns lieber und überlegen dreimal, wohin wir unsere Soldaten entsenden.Die Widersprüche der Bundeswehreinsätze hat Arne Jysch anschaulich dargestellt. So erinnern die handelnden Soldaten auch an den Fall des Oberst Klein, dessen angeforderter Luftangriff durch die US Air Force zum Tod von Zivilisten führte.
* * *
In dem Fall: definitiv nichts für mich. Die anonyme Anne...
AntwortenLöschen