Sonntag, 14. August 2022

Adamah, Georg: Dein Land in Schutt und Asche

2025. Bürgerkrieg in Deutschland. Wer da wirklich gegen wen kämpft und warum ist nicht ganz ersichtlich. Hier ist mal von Reichsbürgern die Rede, aber die Ziele der Kriegsparteien und überhaupt die Politik sind anscheinend nicht wichtig für diesen hier vor uns liegenden Roman, ein Rezensionsexemplar von Georg Adamah. Vielen Dank schon hier für dieses Buch. 

Zunächst diskutieren Ismael und Hannah die Möglichkeiten ihrer kleinen Familie zu der noch Tochter Leonie gehört. Hannah will, dass sie nach Nordafrika auswandern. NORDAFRIKA? Doch Ismael hat da noch eine andere Beziehung...

Und dann ist da noch Elia, ein Penner, denn Fähigkeiten sich erst noch herausstellen müssen. Dann ist Hannah weg und Ismael van Wyden schließt sich mit diesem Elia einer mit Schwertern und Schusswaffen ausgerüsteten Gruppe an, die vom HAUPTMANN geführt wird. Sie marschieren durch ein nahezu menschenleeres Europa, allerdings auch konsequent die meisten Ortschaften und Städte meidend. Es fliegen keine oder kaum Flugzeuge. Sie überqueren dabei seltsamerweise keine Autobahnen, treffen auf Nonnen, die ihnen zwar Unterkommen gewähren, dafür aber massakriert werden... Inzwischen stehen Russen und Chinesen mit ihren Streitkräften mitten in Europa.

Der Weg nach Nordafrika ist schwer und kommt den Leserinnen und Lesern vermutlich bekannt vor....

* * *


Das Buch. Der Weg Ismaels wird durch Rückblenden unterbrochen, die fünfundzwanzig Jahre zurück blicken. Erst nach und nach ist zu erkennen, dass dieser Elia und dieser Hauptmann eine gemeinsame Vergangenheit haben. Dieser Teil erscheint etwas esoterisch und hat mit Kampfkunst zu tun, der Lehrer wird Schamane genannt. Beide Stränge werden gegen Ende zusammengeführt. Auffallend war der Name der Hauptfigur: van Weyden. Humphrey van Weyden heißt der Passagier auf dem Walfänger des Wolf Larson, dem Seewolf von Jack London. Spät erkennt man dass zwischen dem Hauptmann und Ismael ein ähnliches Verhältnis entsteht. Auch Mobby Dick von Herman Melville könnte einem in den Sinn kommen bei dieser Lektüre.

Relativ langsam aber schrittweise um so intensiver beherrschen Gewalt und Brutalität das Bild. Einerseits beim Zusammentreffen mit fremden Kampfgruppen und andererseits in der Gruppe des Hauptmanns selbst, zu der später Ismaels Geliebte stößt. 

Über lange Strecken war ich hin und her gerissen, was ich da eigentlich lese. Die Geschichte mutete dystopisch an. Einen Bürgerkrieg in einem der am dicht besiedeltsten Länder Europas stelle ich mir durchaus anders vor.

So ist es das Ende, welches letztlich zurück in die Gegenwart führt. Flüchtlingslager entstehen in Italien, Millionen warten auf die Überfahrt oder den Flug vor allem nach Libyen oder Algerien. Die Stärke des Romans offenbart sich erst hier.

Das Flüchtlingsthema ist regelmäßig auf Literat-Artesque zu finden. Erst letztlich ging es um den Drachenläufer von Khaled Hosseini, oder Unser Haus, dem Himmel so nah von Shahla Ujayli. Oder, ganz wichtig, weil auch von Anne gelesen: Die Hungrigen und die Satten von Timur Vermes. Außerdem hat Anne Parden über Schiffbruch geschrieben und das Versagen der europäischen Flüchtlingspolitik. Fluchtpunkt Kritik fiel dem Bücherjungen in die Hände und, länger zurückliegend, Exodus von Leon Uris. Die letzten beiden behandeln auch einen Flüchtlingsstrom, der von Europa ausging, allerdings bereits vor rund achtzig Jahren.

Dieses Buch ist anders: Es spielt in der Zukunft und alles ist zu spät, und doch gibt es irgendwo auf der Welt noch einen Platz.

Das Lesen macht betroffen. Am Ende sitzt man sinngemäß in einem Schlauchboot über das Meer...


* * *


Das Coverbild irritiert ein wenig ob der Stahlhelme aus dem frühen 20. Jahrhundert, den die Soldaten tragen, wo doch Soldaten im Roman kaum auftreten.

Der 1964 geborene Georg Adamah arbeitet in der Politikberatung und hat Politikwissenschaften und Volkswirtschaftslehre studiert. Dies ist nach Die Sonne über dem südlichen Wendekreis, ebenfalls im Redrum-Verlag Der Autor hat neben diesem Beziehungsroman mehrere Kurzgeschichten-Bücher veröffentlicht.




© Bücherjunge



4 Kommentare:

  1. Ganz herzlichen Dank dafür, dass Du Dir die Zeit für mein Buch genommen hast.

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  2. Ging schneller, als ich dies vorhatte. Vielen Dank für das Buch. Grüße vom Dresdner Bücherjungen

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  3. Ähm, verwirrt ich bin. Bürgerkrieg mit russischen und chinesischen Streitkräften? Uwe und Dystopie? Flüchtlingswelle mal andersherum? Ehrlich gesagt ist die Realität gerade schon dermaßen verrückt und bedrohlich, da reizen mich solche Szenarien nicht.

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    1. Ich war ja etwas skeptisch. Aber das Ende fand ich dann überzeugend. Und die Idee mit dem Seewolf. Der Bücherjunge.

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