Mittwoch, 16. Oktober 2019

Lost Places - Teil 1

Verlorene Plätze oder verlorene Orte.

Sie reizen Fotografen, Schriftsteller Videografen zu allerlei. Manchmal auch entstehen in diesen große Filme. Zunächst allerdings war es ein Potsdamer Autor namens Tim Pieper, der mich auf solche verlorenen Orte aufmerksam machte. Dies geschah in seinem Roman Kalte Havel. Ein Verbrechen geschieht an einem Ort, der einstmals weltberühmt gewesen ist. Die Beelitzer Heilstätten habe ich nach der Romanlektüre besucht.




Die Arbeiter-Lungen-Heilstätten oder auch Beelitz-Heilstätten wurden zwischen 1898 und 1930 errichtet. Gerade zu Beginn des 20. Jahrhunderts grassierte in der Reichshauptstadt Berlin die Schwindsucht, von der besonders die arme Arbeiterbevölkerung betroffen war. Robert Koch hatte die Tuberkel-Bazillen auch in Berlin entdeckt, nun wollte man die Tuberkulose offensiv bekämpfen und baute mehrere Kliniken in diesem großen Waldgebiet südlich Berlins.






Kurze Wege von den Krankenzimmern zu den Behandlungen und sonnige Balkone für die Liegekuren gehörten zu dem modernen Konzept der Architekten. Ich habe mal gelesen, dass die Patienten öfter alles versuchten, um ihren Aufenthalt zu verlängern. Die Parks und Pavillons luden zum spazieren gehen ein, von der alten Pracht ist noch manches zu sehen.




Die verfallenen Kliniken, boten und bieten viele Versteckmöglichkeiten und so sind Verbrechen durchaus möglich. Tim Pieper hat das nicht einfach erfunden:

"1991 geschah 800 Meter von den Heilstätten entfernt ein Doppelmord. Die 34-jährige Ehefrau eines russischen Arztes der Klinik und deren drei Monate altes Baby wurden von dem als Rosa Riese bekannt gewordenen Serienmörder Wolfgang Schmidt ermordet. 2008 ermordete ein Fotograf, der die Heilstätten als Hintergrundkulisse nutzte, ein Fotomodell, das er im Internet kennengelernt hatte. 2011 erhängte sich ein Obdachloser, der zuvor mehrere Jahre auf dem Gelände der Beelitzer Heilstätten lebte, in einem der Gebäude" (wikipedia)

Das ehemalige, teils von Bomben am Ende des 2. Weltkrieges zerstörte Lazarett wurde als solches auch von der Roten Armee verwendet, wie man schnell an diesem Denkmal erkennt. Vieles erscheint auf den ersten Blick noch in Ordnung, betritt man die Gebäude durch die schönen Schwenktüren, kann es passieren, dass man dann diese von Schutt belegten Treppen hinaufsteigt.




So steht man zwischen Licht und Schatten, verfallenen und teils in Stand gesetzten Gebäudeteilen. Für manches gibt es inzwischen einen Plan, anderes wurde für Filme wie Operation Walküre oder Der Pianist.




Es sind gerade diese Spiele zwischen Licht und Schatten, zwischen Verfall und Erhaltung. Illusion und Tatsachen, die zu Fototouren einladen. Nicht weit entfernt gibt es einen Baumwipfelpfad, auf dem man nicht nur die einheimische Fauna gut erklärt bekommt, sondern auch die Giebel, Dächer und Türme der langgestreckten Klinikgebäude als eindrucksvolle Motive vor Augen hat.




#lostplaces #lostplacesgermany #verloreneorte #abandonedplaces und so weiter heißen die Hashtags, die Fotografen benutzen, deren Kick manchmal darin besteht, abgesperrte Gebäude- und Geländeteile zu besuchen und auf diversen social-media Plattformen nicht zu verraten, wo sie gerade waren. Insider-Rätsel. Die hier verwendeten Bilder stammen von einer bezahlten Fototour im Herbst 2016 und die Auswahl ist schwer.

Lost Places Teil 2 wird folgen.

© Bücherjunge


1 Kommentar:

  1. Ein sehr schöner Beitrag, Uwe. Durch Bücher auf Spurensuche zu geraten, ist nicht das Schlechteste... :)

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