Erneut ein Roman, den ich mit freundlicher Unterstützung des Verlags im Rahmen einer Leserunde bei Whatchareadin lesen durfte - dafür meinen herzlichen Dank!
Was mich an diesem Roman reizte, war die Familiengeschichte. Die klang geheimnisvoll und nach aufregenden Entwicklungen. Ob sich meine Erwartungen erfüllt haben? Lest selbst!
Inhalt: (Quelle: Penguin Verlag)
Das erste Familientreffen nach zwei Jahren Funkstille. Maggie und Ethan
haben nach dem Krebstod der Mutter den Kontakt zum Vater abgebrochen.
Doch jetzt steht Arthur Alter vor dem finanziellen Aus, und ihm wird
schlagartig klar: Er ist auf die Hilfe seiner Kinder angewiesen. Unter
dem Vorwand, sich mit ihnen versöhnen zu wollen, lädt er sie ein. Der
eigentliche Grund: die Geschwister zu überreden, ihm das Erbe zu
überlassen, damit er das Haus, das voller Erinnerungen an das glückliche
Familienleben steckt, vor der Bank retten kann. Jeder in seiner eigenen
Welt voller Sorgen und Hoffnungen gefangen, treffen sich die drei an
einem Wochenende. Schnell stürzt die erzwungen freundliche Fassade in
sich zusammen …
HIER IST NIEMAND ALTRUIST...
Altruismus bedeutet in der Alltagssprache lt. Wikipedia
„Uneigennützigkeit, Selbstlosigkeit, durch Rücksicht auf andere
gekennzeichnete Denk- und Handlungsweise“. Nun, demnach ist tatsächlich
niemand in diesem Roman Altruist, auch wenn das Selbstbild des ein oder
anderen Charakters ihm dies womöglich vorgaukeln mag... In Wirklichkeit
kreist hier jeder um sich selbst, ist Teil seines egozentrischen
Weltbildes und versucht sich möglichst klar von den anderen abzugrenzen.
Aber der Reihe nach...
Francine ist vor zwei Jahren an Brustkrebs gestorben, und seither
haben ihre nun erwachsenen Kinder keinen Kontakt mehr zu ihrem Vater
gehabt. Dieser lädt Maggie und Ethan jedoch nun unverhofft ein, und
trotz einer gehörigen Portion Misstrauen nehmen die beiden die Einladung
an. Das Wiedertreffen in ihrem Elternhaus gestaltet sich skurril, und
beide Kinder sehen sich plötzlich mit Teilen ihrer Vergangenheit
konfrontiert, die sie vielleicht lieber vergessen hätten.
Eine Familiengeschichte blättert der junge Autor (Jg. 1991) hier vor
dem Leser auf, die durch ständige Perspektiv- und Zeitenwechsel die vier
Charaktere zunehmend plastischer erscheinen lässt. Gerade durch die
Episoden, die in der Vergangenheit spielen, werden gegenwärtige
Verhaltensweisen und Charakterzüge verständlicher. Aber - und dies ist
ein großes ABER: mit keinem einzigen Charakter wurde ich im Verlauf der
Erzählung warm - ich fand sie alle gleichsam verstörend, samt und
sonders gestört und voller Doppelmoral.
Während der gesamten Lektüre rätselte ich zudem über die Aussage des
Romans. Eine gesellschaftskritische Satire mit dem Schwerpunkt jüdischer
Gesichtspunkte? Womöglich, aber vielleicht muss man Amerikaner sein und
dazu noch dem Judentum angehören, um dies in seinem ganzen Umfang
wirklich würdigen zu können. Tatsächlich stelle ich immer wieder fest,
dass ich mit amerikanischer Literatur oft wenig anfangen kann, sicher
auch, weil ich nicht alle Andeutungen verstehe oder von Bedeutung finde.
Bis auf einige recht ausschweifende Passagen mit einer enormen
Auflistung von Fremdwörtern gefiel mir der Schreibstil sehr gut. Die
Erzählung ließ sich leicht lesen, es stellte sich bei mir auch kein
Widerwille gegen die Geschichte ein, aber eben auch keine Begeisterung.
Verwirrung war bei mir wohl das vordergründige Gefühl.
Sowohl den Charakteren als auch der Entwicklung der Geschichte
gegenüber blieb ich über weite Strecken relativ gleichgültig. Das Ende
dann fand ich zudem zu 'weich gespült' - viel zu harmonisch und damit
angesichts der vorherigen Geschehnisse auch unglaubwürdig. Irgendwie
eine schräge Story.
Alles in allem ein bemühtes Debüt mit einigen interessanten Ansätzen, das mich jedoch leider nicht wirklich überzeugen konnte.
© Parden
Produktinformation: (Quelle: Amazon.de)
- Gebundene Ausgabe: 400 Seiten
- Verlag: Penguin Verlag (23. September 2019)
- Sprache: Deutsch
- Übersetzung: Thomas Gunkel
- ISBN-10: 3328600248
- ISBN-13: 978-3328600244
- Originaltitel: The Altruists
Informationen zum Autor: (Quelle: Verlagsgruppe Randomhouse)
Andrew Ridker, 1991 geboren, zählt zu den jungen Stars der
US-amerikanischen Literatur. Er hat nach seinem Studium in St. Louis und
Oxford in einem Verlag gearbeitet und nebenbei Erzählungen und Artikel
veröffentlicht, u.a. in den Zeitschriften The New York Times Magazine,
The Paris Review, The Boston Review und The Believer. Gerade einmal 25
Jahre alt, begeisterte Andrew Ridker mit seinem Debütroman »Die
Altruisten« Lektorinnen und Lektoren in aller Welt, sodass sich die
Rechte lange vor Erscheinen in rund 20 Länder verkauften.
Liebe Anne, momentan gefallen wohl dir nicht alle Bücher so sehr, da ist meine Wahl vielleicht etwas ergiebiger?
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