Cover und Klappentext sprachen mich bei diesem Buch an - erst während des Lesens wurde ich gewahr, dass es sich auch bei diesem Krimi mal wieder um eine Reihe handelt - glücklicherweise habe ich immerhin den ersten Band erwischt.
Letztens erkannte jemand ganz richtig, dass jemand, der viel liest, natürlich immer auch wieder Bücher dabei hat, die sich als Fehlgriff herausstellen. Nun - diesmal war es mal wieder so weit. Weshalb? Lest selbst:
Inhalt: (Quelle: Verlagsgruppe Droemer Knaur)
April, 2015: In Wiener Pflegeheimen werden zwei Bewohner innerhalb
weniger Tage auf die gleiche Weise getötet. Privatdetektiv Falco Brunner
nimmt die Ermittlungen auf. Was sich auf den ersten Blick als ein
»Pflegeskandal à la Lainz« darstellt, führt den suspendierten
Expolizisten in die Vergangenheit der Wiener Kinderheime – insbesondere
des Heimes am Wilhelminenberg. In den Mittelpunkt von Falcos
Ermittlungen rücken die Missbrauchsskandale der 60er-Jahre. Ehemalige
Betroffene leiden bis heute unter den Folgen und haben verschiedene Wege
gefunden, ihre Kindheitstraumata zu verarbeiten. Falco kämpft gegen
eine Mauer des Schweigens. Seine Ermittlungen führen ihn in höchste
Kreise. Der Preis der Gerechtigkeit ist ein hoher …
UNSYMPATHSICHES PERSONAL...
Geheimnisse... (Quelle: Pixabay) |
Wieder einmal ein Reihenbeginn - und damit der erste Fall
für den Wiener Privatdetektiv Falco Brunner. Besonderes Kennzeichen: er
hat Star Wars Figuren auf seinem Schreibtisch stehen - Darth Vader
findet sich da ebenso wie Anakin Skywalker. Eine
ganz andere Geschichte? Das sah der Autor offenbar anders, denn ständig
verglich er das Leben des Detektivs oder auch das anderer Charaktere in
dem Krimi mit einer der beiden Figuren aus der berühmten Serie: entweder
man steht auf der hellen Seite oder man entscheidet sich für die
dunkle. Womit ich schon beim ersten Punkt bin, der mich hier massiv
störte - ein- oder zweimal lasse ich mir solche Bilder gefallen. Werden
sie aber dauerhaft genutzt, nutzen sie sich eben auch ab - und öden
irgendwann an.
Falco
Brunner ist ein eher trauriger und v.a. auch unsympathischer Charakter.
Gerade kämpft er noch mit den letzten Ausläufern einer
Leukämie-Erkrankung und muss sich damit abfinden, dass sich seine Frau
von ihm getrennt hat - nachdem er sie etliche Male mit anderen Frauen
betrogen hatte, was eines Tages ans Licht kam. Warum auch immer, verhält
sich seine Ex-Frau ihm gegenüber stets fair, und die beiden Kinder
kommen regelmäßig an den Wochenenden zu ihm.
Schwer
erträglich findet Falco allerdings die Vorstellung, dass sein
ehemaliger Freund und Ex-Kollege bei der Polizei nun eine Beziehung zu
seiner Ex-Frau pflegt. Auch sonst verbindet ihn mit dem Nebenbuhler
nichts mehr - zu viel ist in der Vergangenheit vorgefallen. Treffen die
beiden aufeinander, fliegen deswegen gerne auch mal die Fäuste. Klingt
kindisch? Eben. Falco hat seine Emotionen nicht im Griff, und es
scheint, als ob er irgendwie in der Pubertät stecken geblieben wäre.
Auch die Äußerungen, die er - immerhin gleichberechtigt allen gegenüber -
tätigt, erscheinen oft wenig erwachsen und immer zumindest latent verächtlich
oder aggressiv. Gleichzeitig schießen dem Ermittler zwischendurch immer
wieder depressive Gedanken durch den Kopf, die auf mich jedoch einfach
nur weinerlich wirkten.
Doch
nun zum Fall selbst - und hier bekomme ich irgendwie keinen roten Faden
rein. Es gibt eine dunkle Vergangenheit (üble Vorkommnisse in
Kinderheimen, die Kirche ist natürlich auch darin verstrickt, aber auch
hochrangige Politiker aller Couleur, und an einer Aufklärung der
damaligen Geschehnisse ist deshalb auch niemand ineressiert - sollte es
einer wagen, wird er schon sehen, was er davon hat). Es gibt eine
undurchsichtige Gegenwart (zwei Tote in verschiedenen Altersheimen, die
auf dieselbe grausame Art zu Tode kamen, offensichtlich jemanden, der
sich rächen will und einen Auftrag für Falco Brunner: zu klären, was
hinter den Toten im Altersheim steckt).
Da
Falco vom Polizeidienst suspendiert wurde und Geld verdienen muss,
nimmt er den Auftrag an. Dabei steht er immer wieder in Konkurrenz zu
den Ermittlungen der Polizei - und damit zu denen seines ehemaligen
Freundes und jetztigen Widersachers. Einen besonders professionellen
Eindruck macht Falco in seiner Rolle als Privatdetektiv jedenfalls nicht
- und immer wieder setzt er statt seines Kopfes die Fäuste ein, muss
auch gelegentlich etwas einstecken.
Bei
den Ermittlungen tauchen zahllose Personen und Orte auf - die Personen oft noch mit
den Partnern, die eigentlich nichts mit alldem zu tun haben und noch zusätzlich für Verwirrung (beim Lesen) sorgen.
Der Fall entwickelt sich überaus zäh, Fortschritte sind oftmals dem
Zufall geschuldet oder weil sich ein Hinweis unübersehbar aufdrängt.
Schlussendlich wird der Fall auch noch überaus persönlich für Falco, was
für mich dann endgültig ins Unglaubwürdige abdriftete. Bis zum Ende
habe ich nicht verstanden (abgesehen vom 'Dramaturgischen'), was das
auch noch sollte.
Das
Thema Kindesmissbrauch wurde hier zudem derart klischeehaft bedient,
dass es für mich an BILD-Zeitungs-Niveau gemahnte. Tätergruppe:
klischeehaft (s.o.). Opfergruppe: alle mit gewaltigem und lebenslangem
psychischen Knacks, im Grunde kaum in der Lage, selbständig ein Leben zu
führen. Aufklärungsmoral: klischeehaft = Null. Hier gibt es nichts
Subtiles, hier wurde ein problembehaftetes Thema reißerisch
ausgeschlachtet, der Leser in einen Sumpf gestoßen, aus dem er sich nur mühsam
wieder befreien kann.
Und
letztendlich bin ich einfach nur froh, dass der Krimi jetzt ein Ende
hat - die Auflösung übrigens ziemlich unglaubwürdig und hauruckmäßig in
meinen Augen, und manche Zusammenhänge wurden mir bis zum Schluss nicht
wirklich deutlich. Hier musste ich mich immer wieder zum Weiterlesen
zwingen, denn irgendwann und irgendwo erwartete ich ein Aha - leider
vergeblich.
Es
mag sein, dass Falco Brunner im Laufe der Reihe dazu lernt und sich
auch charaktermäßig weiterentwickelt. Es sei ihm (und dem Leser)
gegönnt. Ich allerdings werde diesem Privatermittler wohl keine zweite
Chance mehr geben...
© Parden
Produktinformation: (Quelle: Amazon.de)
- Taschenbuch: 292 Seiten
- Verlag: Knaur TB (2. Mai 2017)
- Sprache: Deutsch
- ISBN-10: 3426216345
- ISBN-13: 978-3426216347
- Reihe: Falco Brunner (Bd. 1)
Informationen zum Autor: (Quelle: Verlagsgruppe Droemer Knaur)
Michael Seitz, Jahrgang 1976, hat seine Kindheit und Jugend in
München und im ländlichen Niederbayern verbracht. Schon als Kind wollte
er Schriftsteller werden und hielt an diesem Traum fest. Der Autor lebt
seit 2005 in Wien. Er schreibt vorwiegend historische Romane und
Gegenwartskrimis. Das ostbayerische Literaturmagazin Lichttung schrieb
über seine Krimi-Reihe rund um den kauzig-sympathischen Ermittler Falco
Brunner: "Michael Seitz hat mit Falco Brunner einen Protagonisten
geschaffen, in dessen Gefühlswelt sich der Leser gut hineinversetzen
kann, mit dem er mitleiden und dessen Gefühle und Handlungen er
nachvollziehen kann ..." (Ausgabe 01/2019). Seitz genießt es, mit seiner
Frau und seinen beiden Kindern durch Wien zu flanieren und in
Buchgeschäften zu schmökern. Die Familie besitzt einen Kater namens
»Mizzi«. Seitz wird von der Literaturagentin Lianne Kolf vertreten. »Man
muss schon verrückt sein, wenn man Schriftsteller werden will!«, so
Seitz’ Lebensmotto.
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