Samstag, 1. Juli 2023

Armstrong, Nancy M.: Kee - Der lange Marsch der Navajo

Die Navajo, oder Diné finden sich hier auf unserem Blog schon mehrfach. Das nun hier vor mir liegende Kinderbuch erzählt von einigen Jahren dieses nordamerikanischen indigenen Volkes, die schmerzhaft in die Geschichte der Navajos eingegangen sind, trotz eines einigermaßen glücklichen Endes.

Kee ist der Sohn von Strong Man und Gentle Woman, der mit der Großmutter Wise Woman und der kleinen Schwester Hasba. Noch gehören Raubzüge, bei denen Jagdbeute und Pferde und Schafe das Ziel sind zu den Gewohnheiten der Männer. Auch Strong Man geht dieser "Arbeit" nach, der kleine Kee will ihm dabei später nacheifern. 

Die amerikanische Regierung beschloss nun, die Navajos "umzusiedeln" und 300 Meilen weiter östlich in eine Reservation zu bringen. Damit beauftragte sie einen bekannten Armeeoffizier namens Kit Carson.

Nach dem Ende des amerikanischen Bürgerkrieges kam es dazu und 1863/64 erfolgte diese zwangsweise Umsiedlung aus Arizona nach New Mexico. 8000 Navajos begaben sich auf den Langen Marsch von Fort Defiance nach Fort Sumner.


Monument Valley (Navajo Land) / Karte des Langen Marsches /
Illustration von Memorial Fort Sumner
Bildquellen: wikipedia (siehe unten)

Davon erzählt dieses Buch, welches einige Besonderheiten aufweist. Weniger besonders ist dabei die Geschichte selbst. Kee, dessen Vater versteckt zurück bleibt, muss nun auf dem Marsch und dann im kärglichen Lager bei Fort Sumner  für Großmutter, Mutter und Schwester sorgen. Dabei wird ein Army-Captain auf den Jungen aufmerksam und vertraut ihm die Pflege seines Pferdes an. Auch ein anderer Soldat fällt "indianerfreundlich" auf und steckt dem Jungen manchmal Lebensmittel zu. In dem unwirtlichen Landstrich wird die Maisernte durch Käfer mehrfach vernichtet, zudem rauben Comanchen auch Schafe und Pferde der "reservierten" Navajo. 

Kee freundet sich dann mit Jeff, dem aufgeschlossenen Sohn des Captains an, er lehrt ihn reiten und lernt selber schwimmen. Im Jahre 1968 dürfen die Navajos in ihr Land zurück kehren. Dort trifft die Familie auch den Vater wieder.

Die Autorin, Nancy M. Armstrong, wanderte 1910 aus England in die USA (Utah) aus. Die hier vor uns liegende Geschichte ist also älter.  Für das Kinderbuch verzichtete die Autorin mit dem großen Interesse für die indianischen Völker auf die grausamen Begebenheiten auf dem Langen Marsch, denn der in einer Katastrophe, bei der ein Viertel der Navajos ums Leben kam. Laut wikipedia hat General Sherman nach einer Untersuchung des Falls nicht unerheblichen Anteil daran, dass die Navajos wieder in ihr heiliges Land zurück kehren können. All das passiert, bevor die Indianerkriege in den folgenden 70er Jahren ihren Höhepunkt erreichen.

Armstrong erzählt hier durchaus eine proamerikanische Geschichte, eine Geschichte von Freundschaft und Aussöhnung. Das Buch wurde durch einen Bildungsrat für indianische Angelegenheiten, dem Menschen verschiedenster Völker angehören und der sich der Ausbildung von Lehrern widmet sowie Material bereitstellt, ausgewählt, der Rinehart-Verlag hat es für diesen publiziert. 

Die Geschichte zeigt kindgerecht, wie schwer das Leben der deportierten Navajo war, wobei es auf Grausamkeiten verzichtet. Aber die Tod von Tieren, dass sie von Schafen, Ziegen leben müssen, wird deutlich. Die Raubzüge der Eltern werden, einst Tradition, werden als Unrecht und nicht mehr zeitgemäß gekennzeichnet. Vor uns hier liegt kein Abenteuerkinderbuch.



ausgewählte Illustrationen im Buch


Das hier im Traumfängerverlag herausgekommene Buch ist ein besonderes Beispiel für dessen Engagement  auch indianische Autoren zu übersetzen und zu verlegen. Zudem ist der kindgerechte Text mit ansprechenden Illustrationen (Paulette Livers Lambert) versehen. Dem Verlag wurde auf dieses Buch, von dem wir momentan nicht wissen, wann es genau entstand, durch die Übersetzerin Ursula Maria Ewald aufmerksam gemacht. Übrigens hat auch Kerstin Groeper mit übersetzt.

* * *




Der erwähnte Kit Carson ist einer der amerikanischen Westernhelden. Von ihm erzählte Dietmar Kuegler. Der Offizier sah seine Teilnahme an den Indianerkriegen als Pflicht an, als Indianeragent versuchte er, die die Indianer ordentlich zu versorgen, verschiedene Stammesführer vertrauten ihm. Kritisch wird ihm genau dieser Krieg gegen die Diné angelastet, die Katastrophe steht im Widerspruch zu seinen Haltungen und Auffassungen. Dietmar Kueglers Ich ziehe mit den Adlern habe ich hier bereits besprochen. 

Eine besondere Würdigung erfuhren die Windtalkers, Navajos, deren Sprache so schon kompliziert ist, codierten nach einem kaum durchschaubaren System die Funksprüche der US-Armee im 2. Weltkrieg, insbesondere im Krieg gegen Japan. Die Rezension zu Stephen Macks Sachbuch Es musste getan werden, ebenfalls im Traumfängerverlag erschienen, findet sich hier.

Ebenfalls erzählen Brita Rose Billert in Magie Yellow Cloud - Das verkaufte Herz und Ulrich Wißmann in Tanz mit Schlangen, beides sind eher Kriminalromane von den Navajos. Auch diese Bücher wurden im Traumfängerverlag verlegt, weshalb ich diesen Beitrag hier mal als (unbezahlte) Werbung kennzeichnen sollte, zumal ich mich bei Kerstin Groeper für das Rezensionsexemplar bedanken muss.


© Der Bücherjunge



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