Ein amerikanischer Held
Wer war Kit Carson?
Nie von dem gehört. Oder doch? Vielleicht indirekt? Die in den letzten Jahren
intensiver gewordene Beschäftigung mit den nativen Völkern Nordamerikas führte zu
Bekanntschaften und Kontakten die mich das Thema nicht mehr
aus den Augen werden verlieren lassen.
Dietmar Kügler [1]
ist der Leiter des Verlages für
Amerikanistik. Den Verlag
kannte ich bereits, auch wenn ich das Angebot bisher nicht nutzte. Auf ihn aufmerksam
wurde ich durch die Autorin Brita
Rose-Billert, die mir erzählte, dass Herr Kügler auch als
Reiseleiter im Mittleren Westen der USA tätig ist und dass er geführte
Reisen auch durch die Gegend um die Black Hills, Rapid City, den Badlands und
andere „indianische“ Gegenden führt. Aus ich dazu über Facebook einmal
nachfragte, bestätigte er mir dies und etwas später wurde ich so auf eine neue
Publikation aufmerksam, die soeben erst im genannten Verlag erschienen ist: Ich ziehe mit den Adlern – Kit Carson – ein amerikanischer Held.
Auf meiner Indianerseite finden sich hauptsächlich Rezensionen
zu Romanen zum Thema Plainsindianer. Mehrfach aber auch verwies ich auf eine
US-amerikanische Miniserie mit dem Namen Into the West,
deren Gesamtproduktion unter der Leitung von Steven Spielberg stand. In dieser
reist ein junger Mann, der das Abenteuer sucht, ca. 1825 in den Westen und
erlebt die Erschließung dessen mit. Der erste Teil der Serie
erzählt die Geschichte der Erschließung von Wegen über die Rocky Mountains bis ins
damals noch mexikanische Kalifornien.
Das Leben des mit 59 verstorbenen Kit Carson erzählt Kuegler
auf 173 Seiten in einem schmalen Heft.
„Als 17jähriger zog er über den Santa Fe Trail. Als 19jähriger lebte er als Pelzjäger in der Wildnis der Rocky Mountains. Mit Anfang 30 wies er den großen Planwagentrecks den Weg zum Pacific. Er konnte nicht lesen und nicht schreiben, aber er sprach acht Sprachen. Im Laufe seines Lebens war er mit zwei Indianerinnen und einer Mexikanerin verheiratet und lebte die multiethnische Kultur des amerikanischen Südwestens.“ [3]
Die sogenannten Pioniere oder Frontiers (Grenzer) lebten
noch im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts eher im Einklang mit den Stämmen im
mittleren Westen. Sie arrangierten sich mit ihnen und kämpften auch gegen diese,
wenn sie angegriffen wurden. Das eigentliche amerikanische Leben fand im Osten
und im Nordosten der USA statt, ein Leben zwischen von Sklaven bearbeiteten Plantagen
für Baumwolle und Reis im „aristokratischen“ Südosten und zunehmender
Industrialisierung im Nordosten. Man denkt gelegentlich an einen Daniel Boone (1734 –
1820), der allerdings bis Kentucky vordrang, Carson reiste von Kentucky aus in
den Westen und ritt auch unter John C. Frémont zum Beispiel auf dem California Trail.[4]
Abb 1 |
Die in den mittleren Westen vordringenden Männer waren gezwungen sich mit den Stämmen zu arrangieren. So kamen die Indianer mit bisher unbekannten Waffen und Gegenständen wie Kochtöpfen, Werkzeugen und sicher auch Alkohol in Berührung. Kit Carson war zwar der Auffassung, dass die „weiße“ Kultur der „indianischen“ überlegen wäre, fand aber auch, dass die indianischen Stämme als Menschen zu respektieren waren. So handelte er auch in seinen Funktionen als Indianeragent im Regierungsauftrag oder als Offizier der US-Armee, der es bis zum Brevet Brigadier General brachte. Als solcher wurde er auch gegen verschiedene Stämme eingesetzt, erklärte aber auch, dass das beispielhafte Massaker am Sand Creek (1864) gegen die Cheyenne unter Black Kettle ein Verbrechen sondergleichen war.
„Wenn ich an diesen Hundsfot Chivington und seine Meute bei Sand Creek denke! Wann hat man jemals davon gehört, dass Christenmenschen so etwas tun können. Die armen Indianer hatten unsere Flagge gehisst, die alten Stars und Stripes, die wir alle lieben und verehren. Und man hatte ihnen in Denver gesagt, dass sie sich sicher fühlen können, solange diese Flagge über ihnen weht… Dieser verdammte Schurke und seine Männer [haben] Frauen niedergeschossen und das Gehirn aus unschuldigen kleinen Kindern herausgeschlagen haben… Und sie nennen sich ‚zivilisierte‘ Menschen, Christen – und die Indianer sind ‚Wilde‘?“ [6]
Abb 2 |
Kritisch wird sein Kampf gegen die Diné (Navajo) angesehen. Jedoch dürfte die Darstellung eines "brutalen Vernichtungskrieg[es], bei dem er systematisch die Felder und die Nahrungsgrundlagen der Diné zerstörte." im Kontext seiner Auffassungen und seiner Haltung mindestens übertrieben sein. [8]
Dietmar Kügler erzählt darüber, dass die US-Amerikaner eigentümlich mit ihren historisch bedeutsamen Personen umgehen: Sie heben sie in den Himmel und lassen sie bei Schwächen gleich wieder fallen. So ging es auch Kit Carson gleich mehrfach. [9]
Als Kit Carson im Jahr 1959 starb, vier Wochen nach seiner Frau, hinterließ
er sieben Kinder, für die zu sorgen seine letzten Gedanken bestimmten. [10]
* * *
Abb 3 |
Kügler schrieb bereits über 60 Bücher und über 2000 Artikel.
Das Buch über Kit Carson ist nicht das Erste über einen der sogenannten
Mountain Men, bekannt wurde das Buch Begrabt mein Herz in der Prärie – Jim Bridger, Mountain Man.
Auf der Webseite des Verlages für Amerikanistik, der sich
als Fachverlag für indianische und amerikanische Geschichte versteht, findet
man Sachliteratur über die Indianerkriege, die Pionier- und Militärgeschichte
und eine ganze Reihe Standartwerke. Interessierte Leser werden bestimmt schnell
fündig.
► DNB / Verlag für Amerikanistik / Wyk auf Foehr 2016 / ISBN: 978-3-89510-140-3 / 173 S.
© Bücherjunge (01.07.2023)
- Abbildungen & Quellen:
- Abb 1: Published by The American News Company - Gemeinfrei - https://de.wikipedia.org/wiki/Kit_Carson#/media/File:Fighting_Trapper,_or_Kit_Carson_to_the_Rescue.jpg
- Abb 2: unbekannter Fotograf - Kit Carson 1860, Bild aus deem 19. Jahrhundert - Gemenfrei . https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Kit_Carson,_about_1860.jpg
- Abb 3: Maik Schultheis (Fotograf) / Verlag für Amerikanistik - Verlag für Amerikanistik/Tatanka Press - Gemeinfrei - https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/c/ca/DietmKiel2011AA.jpg
- Quellen:
- [1] Meist Dietmar Kuegler, auf der Verlagswebseite Kügler
- [2] Siehe Kügler, Dietmar: Ich ziehe mit den Adlern, 2016, Seite 13.
- [3] Zitiert aus Ebenda, Buckrückseite
- [4] Zu Fremont siehe auch die erwähnte Serie Into the West
- [5] vgl. Seite „Kit Carson“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 25. September 2016, 00:41 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Kit_Carson&oldid=158196544 (Abgerufen: 25. September 2016, 07:48 UTC)
- [6] Kit Carson 1866 zu General Rusling, in Kügler, Seite 4 -Auf dieses „Gefecht“ geht auch die Serie Into the West ein.
- [7] vgl. Kügler, 2016, Seite 149
- [8] vgl. Wikipediartikel - Fußnote 5
- [9] Vgl. Ebenda, Seite 9/10
- [10] Vgl. Kügler, Seite 155 ff
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Durch das Kommentieren eines Beitrags auf dieser Seite, werden automatisch über Blogger (Google) personenbezogene Daten, wie E-Mail und IP-Adresse, erhoben. Weitere Informationen findest Du in unserer Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google. Mit dem Abschicken eines Kommentars stimmst Du der Datenschutzerklärung zu.
Um die Übertragung der Daten so gering wie möglich zu halten, ist es möglich, auch anonym zu kommentieren.