- Herausgeber : Knaur TB; 1. Edition (2. November 2015)
- Sprache : Deutsch
- Taschenbuch : 352 Seiten
- ISBN-10 : 3426515504
- ISBN-13 : 978-3426515501
HÄTTE POTENTIAL GEHABT...
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Für Milena war es stets das Tanzen, das sie erfüllte und von dem sie glaubte, dass sie nie darauf verzichten könnte. Doch mit Mitte 30 war ihre Karriere aus gesundheitlichen Gründen plötzilch von einem Tag auf den anderen vorbei. Seither steht Milena vor dem Nichts. Es gibt nichts, das ihren Tagen Halt gibt, sie hat keine andere Ausbildung als das Tanzen, keinen Job in Sicht, und der einzige regelmäßige Termin ist der hoffnungslose Gang zum Arbeitsamt. Und nun hat sie ihre Miete seit Monaten nicht gezahlt und droht deshalb auch noch auf der Straße zu landen.
Das ist die Ausgangssituation des Romans, und dann lernt Milena zufällig Alfons kennen, der versucht, ein Saalflugzeug von einer Münchner Brücke aus fliegen zu lassen. Milena hat die Befürchtung, dass Alfons einer der zahlreichen Selbstmordkandidaten sein könnte, die jährlich von dieser Brücke in den Tod springen. Deshalb spricht sie ihn an und begleitet ihn schließlich nach Hause, nur um ganz sicher zu gehen. So kommt sie erstmals zum Regenbogenhaus und lernt auch einige der anderen Bewohner:innen kennen. Bewohner:innen einer offenen Wohngruppe für psychisch Erkrankte, die allein nicht in der Welt zurechtkommen.
Das Kennenlernen und Aufeinanderzugehen Milenas und der Bewohner:innen sowie des Personals, v.a. des Psychiaters Phil, der das Regenbogenhaus einst gegründet hat, nimmt schließlich einen Großteil des Romans ein. Zwischenmenschliche Verstrickungen spielen hierbei ebenso eine Rolle wie die Besonderheiten einzelner psychischer Erkrankungen und Milenas persönliche Entwicklung. Denn auch Milena hat einige Probleme, die sie schon viel zu lange zu verdrängen versucht hat. So kann ein zukunftgerichtetes Leben nicht wirklich funktionieren.
Die Botschaft des Romans ist rasch klar. Toleranz und Offenheit gegenüber psychischen Erkrankungen und Abbau von Vorurteilen, dazu der Appell, im eigenen Leben aufzuräumen und alte Themen zu bearbeiten und zu einem wie auch immer gearteten Ende zu bringen, damit dann endlich freier Platz ist, um unbelastet in die Zukunft zu schauen. Sich selbst und andere so akzeptieren, wie man nun einmal ist. Diese Botschaften begrüße ich durchaus, und das zeigt auch auf, welches Potential dieser Roman gehabt hätte. Hätte.
Was aber hat mich gestört? Zum einen war hier vieles nicht glaubwürdig (häufiges Ignorieren der Schweigepflicht, die Psychologin ordnet in einer Krise eine Spritze an, was eigentlich nur der Psychiater darf, vieles wirkt eher wie Küchenpsychologie denn professionell u.a.m.). Und zum anderen wirkte der Hauptcharakter auf mich trotz seiner allmählichen Entwicklung durchgehend und unerträglich unsympathisch. Milena bezieht alles gegen sich, pampt ständig rum, überreagiert, badet in Selbstmitleid, lehnt die Zusammenarbeit mit dem Fachpersonal ab, als sie ohne Ausbildung tanztherapeutische Stunden geben will, wirkt egozentrisch, arrogant und überheblich, hat dabei das Unglück für sich gepachtet - ach, ich höre lieber auf. Weshalb Milena hier gleich zweimal eine Liebe begegnet, erschließt sich mir jedenfalls nicht.
Für mich war das ein Möchtegern-Lebensklug-Roman mit besagten und erkennbaren Botschaften, die thematisch jedoch sehr schwach umgesetzt wurden und dadurch wie Plattitüden wirken. Wirklich schade!
© Parden
Dein "Planlesen" führt in letzter Zeit zu gelegentlichen "Missgriffen"...
AntwortenLöschenLiebe Grüße, der Bücherjunge
Stimmt leider. Aber auch zu tollen Büchern... Man kann eben nicht immer Glück haben.
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