Mittwoch, 13. Juli 2022

Albrecht, Thomas W.: Die besondere Kraft der achtsamen Sprache

Wie wir reden, bestimmt unser Leben.

Wie wir reden, bestimmt unser Leben. So unterschreibt Thomas W. Albrecht sein Buch. Der Experte für Rhetorik und Kommunikation mit „einem speziellen Blick auf die Kunst der Rede als Ausdruck von Kultur und Wertehaltungen" behandelt in diesem Buch den Spagat von klarer, bestimmter Formulierung bei freundlicher Begegnung.

Wer hat das nicht schon erlebt: Voller Überzeugung vertreten wir unsere Ansichten, bemühen uns dabei sachlich zu bleiben, trotz anhaltender Skepsis der „Gegenseite“, doch es wird nichts, man dringt nicht durch. Woran liegt das? Es liegt an der Art wie wir sprechen und was wir sagen. Dringen wir nicht durch, fühlen wir uns nach Rede und Gegenrede selbst unwohl. Ist das ein Teufekskreis?

Wie wir reden, meint der Autor, bestimmt unser ganzes Leben. Es beginnt bei den eigenen Gedanken...

Zum Inhalt. Was ist Sprache? Dies fragt der Autor fast schon zu Beginn. Mit vielen beispielhaften Fragestellungen zeigt Albrecht auf, wie man sein Gegenüber besser verstehen kann, wenn seine Aussage zum Beispiel ungenau erscheint. 


Weiter geht er auf nonverbale Signale ein. Er zeigt auf, dass Menschen verschiedene Aufnahmepräverenzen aufweisen (visuell, auditiv, kinästhetisch, auditiv-digital. Im Anschluss spricht er das weit bekannte Vier-Ohren-Modell (Friedrich Schulz von Thun) an, nachdem eine Nachricht eine Sachebene, eine Apell- und Beziehungsebene hat und eine Selbstoffenbarung des Senders beinhaltet.

Albrecht verfolgt das Ziel, mit achtsamer Sprache eine Kongruenz zwischen verbalen und nonverbalen Verhalten und Aussagen herzustellen werden, eine Einheit von Aussage und Handeln. Als Beispiel zieht er die aktuelle Auseinandersetzung von Impfgegnern und Impfbefürwortern heran. 

Hier wird es aber kompliziert, denn wenn auch die Akzeptanz unterschiedlicher Auffassungen auf der Grundlage unterschiedlicher Zielstellung bezüglich Covid-19, hilft, Auseinandersetzungen sachlich und zugewandt zu führen, so lässt der Autor den Umgang mit den extremen Gegensätzen vermissen. Was macht man, wenn Argumente vollständig verpuffen? Wenn Sachlichkeit, aber auch Ironie und gegebenenfalls Sarkasmus in Beleidigungen und vollständiger  Ablehnung enden? 

Albrechts Vorschläge zur gegenseitigen Kommunikation blenden dabei bisweilen aus, das diese auch vom bestwilligen Sender unter bestimmten Umständen nicht fortgesetzt werden kann. Gerade das Thema Covid-19 führt in vielen Kommunikationsversuchen zu Erfolglosigkeit.

Der Autor bietet allerdings auch Techniken an, zu achtsamer Sprache zu finden. Neben dem Erinnern ist dies zum Beispiel das Visualisieren. Dabei geht es um Zukunftsvorstellungen, auch Fantasien und Träume gehören dazu. 

Jedoch behauptet er hierbei, dass das Visualisieren einer perfekten Technik im Sport, ihr Idealzustand, durch mentales Training erreicht werden kann, wodurch ein automatisierter Ablauf im Wettkampf erreicht werden kann. Dies sind so Aussagen, die schwer nachzuvollziehen sind. Mentales Training kann den Focus auf den Wettkampf richten, Ablenkungen vermeiden. Die Vorstellung der idealen Technik, zum Beispiel beim Stabhochsprung, kann dabei helfen, doch liegt der Schwerpunkt auf der mentalen Einstimmung. Der Körper muss die Technik bereits beherrschen, auch die, die dem Ideal am nächsten kommt.

Im weiteren behandelt Albrecht dann Themen wie Kommunikation unter Stress, Kommunikation unter Druck von außen, Kommunikation auf Beziehungsebene und erläutert dann, wie man sich selbst „einkriegt“. Es geht um Haltung, Engagement, Gefühle, Grenzen, Klarheit und mehr. 



pixabay - So wird´s nichts ;)

Das Buch. Viele der angesprochenen Aspekte sind interessant, förmlich erhellend, andere erscheinen auch mal unverständlich. Was weniger bis keine Beachtung findet, ist Kommunikation und Sprache in hierarchischen Verhältnissen. Zwar schreibt der Verfasser vom „stressmachenden Chef“ und von Kommunikation  mit Partnern, Freunden, Nachbarn. Dort aber, wo achtsame Sprache einerseits eskalierend wirken kann und muss, aber gleichzeitig Maßnahmen gegen die „Gesprächspartner“ umgesetzt werden müssen (Bürger – Polizei, Staatsanwaltschaft, Amt, Feuerwehr), zeigt Albrecht keine Lösungsansätze. 

Vielleicht ist das etwas viel verlangt und würde das Thema in so einem Buch sprengen, vielleicht müsste es von Kommunikationswissenschaftlern mit entsprechendem Fachbezug bearbeitet werden.

Es geht um das gesprochene Wort. Das geschriebene und das auf Social Media Kanälen verwendete ist hier nicht Gegenstand, obwohl es sicher notwendig ist, es zu untersuchen.

Zuletzt wäre das Buch trotz einiger kritisch betrachteter Aspekte zu empfehlen.

* * *



Fotocredit: Picture People
Thomas Wilhelm Albrecht ist international renommierter Speaker, Coach und Mentor.
Nach dem Diplomstudium für Elektrotechnik und mehr als zehnjähriger Erfahrung als Führungskraft eines Großkonzerns sowie in StartUps wandte er sich als selbstständiger Unternehmer den Themen Kultur- und Wertewandel in Unternehmen und Gesellschaft zu. Er absolvierte regelmäßig Ausbildungen in den USA und in Europa, ist international zertifizierter Trainer gemäß dem American Board of NLP sowie international zertifizierter Hypnose-Trainer gemäß dem American Board of Hypnotherapy. (Weiter hier...)


Vielen Dank für das Rezensionsexemplar.


© Der Bücherjunge

2 Kommentare:

  1. Solche Bücher funktionieren meist, um Abläufe im Allgemeinen zu verdeutlichen - bei spezielleren Angelegenheiten versagen sie eher, so meine Erfahrung.

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    1. Das ist eine passende Einschätzung. Grüsse vom Bücherjungen.

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