Als Onkel Willi stirbt, stehen der Drittel-Life-Crisis geplagte Lorenz
und seine drei Tanten vor einer Herausforderung. Willi wollte immer in
seinem Geburtsland Montenegro begraben werden. Doch da für eine
regelkonforme Überführung der Leiche das Geld fehlt, begibt man sich
kurzerhand auf eine illegale Fahrt im Fiat Panda von Wien bis auf den
Balkan. Auf der Reise finden die abenteuerlichen Geschichten der Familie
Prischinger auf kunstvolle Weise zueinander. Mirl, die älteste
Schwester, musste nach dem Krieg früh Verantwortung übernehmen und
wollte nur weg vom Land. Wetti interessierte sich bereits als Kind mehr
für Tiere als für Menschen. Und Hedi zerbrach fast an einem
Schicksalsschlag, kurz bevor sie Willi traf. Doch stets waren die drei
Schwestern füreinander da. (Klappentext)
- Herausgeber
: Argon Verlag; 1. Edition (27. März 2019)
- Sprache
:
Deutsch
- Sprecher : Cornelius Obonya
- Ausgabe : Ungekürzte Ausgabe, 13 Stunden und 39 Minuten
- ISBN-10 : 3839817188
- ISBN-13
:
978-3839817186
Immer wieder gibt es sie, die (Hör-)Bücher, die schreien: ich will unbedingt zu dir! Und die dann nach zufriedenstellendem Kauf doch immer wieder auf dem SuB herunterrutschen, bis sie womöglich ein wenig in Vergessenheit geraten. Mit diesem Hörbuch ging es mir defintiv so, wie ich zu meiner Schande gestehen muss. Doch im Rahmen einer Challenge passte der Titel einfach zu gut, so dass ich nun endlich zugriff. Wie mir der Roman letztlich gefallen hat, könnt Ihr hier nachlesen:
IM FIAT PANDA RICHTUNG BALKAN...
Seit seinem Erscheinen war ich neugierig auf diesen Roman, und
endlich kam ich dazu, ihn in der ungekürzten Hörbuchversion (13 Stunden
und 39 Minuten) kennenzulernen. Um es gleich vorwegzunehmen: Cornelius
Obonya ist für den Vortrag dieses Romans die ideale Besetzung. Er
rettete mit seiner der ruhigen Erzählung entsprechend getragenen
Vortragsweise in atmosphärischem österreichischem Akzent den vierten
Stern meiner Bewertung, die allein für die Geschichte selbst sonst wohl
nur mittelmäßig ausgefallen wäre.
Erst nach über einem Drittel des Romans hatte ich das Gefühl, langsam
in der Geschichte anzukommen. Das lag zum einen an dem zu Beginn
eingeführten Charakter des etwa dreißigjährigen Lorenz, der gerade
mehrfach in einer Lebenskrise steckt und dabei als recht unsympathisches
selbstmitleidig-jammerndes Weichei rüberkommt. Zum anderen gibt es in
dem Roman zahlreiche Wechsel zwischen dem Erzählstrang in der Gegenwart
und Rückblenden in die Vergangenheit verschiedener Personen, wodurch es
gerade zu Beginn etwas unübersichtlich wirkte und kein Handlungsstrang
so recht bei mir ankommen wollte.
Erst als Onkel Willi tatsächlich stirbt (etwa nach der Hälfte des
Buches) und der skurrile Roadtrip Form annimmt, verzahnen sich die
verschiedenen Erzählstränge in Vergangenheit und Gegenwart zunehmend
kunstvoll ineinander, so dass die Erzählung insgesamt geschmeidiger
wirkt. Mit leisem Humor und Herzenswärme erzählt Vea Kaiser von drei
ungleichen Schwestern, die ein Geheimnis wahren, von glücklichen und
tragischen Zufällen und davon, wie die Seelen der Verstorbenen (die
Manen) die Lebenden auf Trab halten.
Gefallen haben mir die wie nebenbei eingestreuten
gesellschaftskritischen Elmente wie offener und unterschwelliger
Rassismus oder auch das Gebaren der Politik, weder platt noch belehrend,
aber doch deutlich präsent. Die lebendigen Dialoge (ich wiederhole mich
gern: herausragend gelesen von Cornelius Obonya) und die
Situationskomik gerade auf der 1029 Kilometer langen Reise Richtung
Balkan mit der tiefgefrorenen Leiche auf dem Beifahrersitz haben mich
ebenfalls gut unterhalten können.
Insgesamt war die komplexe, liebevoll erzählte Familiengeschichte in
authentischem Dialekt sehr angenehm zu hören, das Ende berührend und
einen Ausblick bietend auf das Leben nach dem Roadtrip. Alles in allem
trotz des holprigen Starts ein schönes Hörerlebnis...
© Parden
Vea Kaiser, geboren 1988, studiert Altgriechisch in Wien. Ihr Debütroman
"Blasmusikpop" wurde 2013 als bestes deutschsprachiges Debüt auf dem
internationalen Festival du Premier Roman in Chambéry vorgestellt und
für den aspekte-Preis nominiert. 2014 war sie Writer-in-Residence an der
Bowling Green State University und wurde zur österreichischen Autorin
des Jahres gewählt. Im Jahr 2015 erschien ihr zweiter Roman
"Makarionissi", der in Deutschland und Österreich zum Bestseller wurde
und von der Stiftung Ravensburger Verlag die Auszeichnung »Bester
Familienroman« erhielt.
(Quelle: Argon Verlag)
Nach Theaterjahren am Volkstheater Wien und der Schaubühne in Berlin ist
Cornelius Obonya seit 2000 Ensemblemitglied des Burgtheaters in Wien.
Zudem ist er ein beliebter Film- und Fernsehschauspieler, der seine
volle Stimme auch in einigen Hörbüchern eingesetzt hat.
(Quelle: Argon Verlag)
Welch Glück, dass es die Challenges gibt ;)
AntwortenLöschenEben. Sag ich ja. ;)
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