Sonntag, 1. Mai 2022

Kaiser, Irmi: Unkrautgenuss & Wildpflanzenküche

Lokal und saisonal heißt das Gebot der Stunde: Und da liegt es im wahrsten Sinne des Wortes nahe, auf die jungen Wilden vor unserer Haustüre zu setzen. Dass das sogenannte Unkraut auch ganz hervorragend schmeckt, zeigt uns Irmi Kaiser auf eindrucksvolle Weise – zum Beispiel, wenn sie damit die herrlichsten Festmenüs für jede Jahreszeit auf den Tisch zaubert. So ganz nebenbei verrät sie uns, was in den Pflanzen und Kräutern alles drinnensteckt, wie wir diese am besten pflücken und verarbeiten und wie wir damit gesund bleiben und uns wohlfühlen. (Klappentext)
 
  • Herausgeber ‏ : ‎ Kneipp Verlag in Verlagsgruppe Styria GmbH & Co. KG; 1. Edition (1. April 2022)
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
  • Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 176 Seiten
  • ISBN-10 ‏ : ‎ 3708808142
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3708808147
 




In den letzten Jahren ist Wandern immer mehr zu einem weiteren Hobby von mir geworden, und natürlich bin ich da immer auf der Suche nach schönen naturbelassenen Strecken. Mit dabei ist stets der Fotoapparat, mit dem ich besonders schöne Motive versuche festzuhalten, und zahllose "Unkräuter", gerade wenn sie blühen, sind mir da auch schon vor die Linse gekommen. Teilweise habe ich diese auch gepflückt und mit nach Hause genommen, um z.B. einen bunten Salat zu bereichern. So richtig viel ist mir aber zur Verwendung der sog. Wildkräuter noch nicht eingefallen. Deshalb habe ich mich sehr gefreut, dass ich nun bei Lovelybooks an einer Leserunde zu diesem Buch teilnehmen konnte. Ob das Buch meine Erwartungen nun auch erfüllt hat, könnt Ihr hier nachlesen:
























UNKRAUT AB AUF DEN TISCH!


© Parden

Wie beschreibt man eigentlich ein Sachbuch? Da geht es wohl kaum um Spannungskurven, ausgefeilte Charaktere und einen glaubwürdigen Plot. Sondern um die Art der Wissensvermittlung, den Inhalt, die Aufmachung, die Vielseitigkeit. Oder wie? Vielleicht doch auch darüber, wie das Leseerleben war? Ich versuche es einfach mal...

© Parden
Vor mir liegt ein handfestes Hardcover-Buch in frischem Grün mit aufgedruckten Wildkräutern und in typischer Schulbuchgröße (das war so meine Assoziation, wer es genauer wissen will: ca. 25 x 19,5 cm). Schon das erste Durchblättern offenbart: einen freundlichen Eindruck bietet auch das Innere, was nicht zuletzt an der reichlichen Bebilderung liegt. Zahllose Fotos sorgen dafür, dass man sich vieles sofort vorstellen kann, ergänzt durch liebevoll gestaltete Skizzen. Auf einen Blick ist zu ahnen: da hat sich jemand mit der Gestaltung sehr viel Mühe gegeben. Alles in allem wirkt die Aufmachung sehr edel.

© Parden
Die Präsentation der einzelnen Wilkräuter erscheint sehr strukturiert und durchdacht. Nach einem Vorwort und einigen allgemeinen Informationen zum Thema (u.a. Sammeln, Pflücken, Inhaltsstoffe) werden die einzelnen Pflanzen nach Jahreszeit sortiert präsentiert. Möchte man einige der Rezepte umsetzen, erleichtert das schon eine zeitliche Einordnung, wann die Kräuter überhaupt wachsen.  

  • Frühling: Gundermann/Gundelrebe, Gänseblümchen, Veilchen, Giersch, Waldsauerklee, Brennnessel, Löwenzahn, Taubnessel, Waldmeister
  • Sommer: Schwarzer Holunder, Beifuß, Johanniskraut, Gartenrose/Wilde Rose, Taglilie, Rotklee, Nachtkerze, Frauenmantel, Schafgarbe
  • Herbst: Springkraut, Goldrute, Stockrose, Vogelbeere, Weißdorn, Kapuzinerkresse, Schlehdorn, Hagebutte, Mispel
  • Winter: Quitte, Nelkenwurz, Topinambur, Fichte und Tanne, Vogelmiere, Hasel, Schwarze und Rote Johannisbeere, behaartes Schaumkraut  

 
© Parden
Wer wie ich bei der zeitlichen Einordnung der ein oder anderen Pflanze stutzt, dem sei gesagt: es kommt darauf an, welchen Teil der Pflanze man verwendet. So geht es z.B. bei der Johannisbeere nicht um die Beeren selbst, die sicher auch lecker und gehaltvoll sind, sondern diesmal um die Knospen. Und die gibt es eben im Winter, genauer: von Januar bis März. Die Informationen über die für die vorgestellten Rezepte verwendeten Pflanzenteile (Blüten, Blätter, Samen, Wurzeln, Stiele, Knospen, Triebe, Früchte, Sprossen, Nadeln, Kätzchen, Rinde oder die ganze Pflanze) finden sich gleich zu Beginn jeweils bei der Einführung einer Pflanze.

© Parden
Bei jeder neuen Pflanze wird zunächst alles Wissenswerte darüber auf einer Seite vorgestellt: die Erntezeit, die Erkennungsmerkmale, alles über das Sammeln und Verarbeiten und Eigenschaften aus der Volksmedizin (so ist beispielsweise der Rotklee blutreinigend, entzündungshemmend, harntreibend, krampflösend, östrogenausgleichend). Gleich darauf folgen Rezeptvorschläge (in der Regel ohne kompliziert zu beschaffende Zutaten) - sowohl zum Verzehr geeignete Rezeptideen als auch zur Anwendung als Naturkosmetik. Am Ende einer Jahreszeit stellt die Autorin dann jeweils noch ein Festmenü vor, bestehend aus einer Vorspeise, einer Hauptspeise und einem Dessert, manchmal auch noch mit einem Aperitif vorweg. Das dürfte dann wohl ein Anreiz für Fortgeschrittene sein...

Am Ende gibt es dann noch ein Kräuterverzeichnis sowie Register zu den Rezepten und den Naturkosmetikvorschlägen. Das erleichtert das Suchen bzw. verschafft noch eine andere Möglichkeit des Zugangs zum Buch außer es von vorn nach hinten durchzuschauen.

© Parden
Mir hat dieses Buch über Wildkräuter wirklich sehr gut gefallen und ich bin nun sehr motiviert, das ein oder andere Rezept auszuprobieren. Vielleicht nicht gleich eines der Festmenüs, aber auf den "Linsensalat Augenschön mit Gänseblümchen-Marinade", das "Nessel-Risotto" und den "Waldmeister-Rhabarber-Auflauf" bin ich jetzt schon neugierig geworden. Nun muss ich nur noch passende Sammelstellen finden - ohne Dünger am Feldrand, Hundepipi oder Ablagerungen von Autoabgasen. Ich bin gespannt!

Ein edel aufgemachtes Buch randvoll mit Wissenswertem um Wildkräuter und mit innovativen Rezeptideen, reich bebildert, interessant und schön. Macht Lust aufs Ausprobieren!


© Parden

























Irmi Kaiser hat im oberösterreichischen Mühlviertel alles, was für ihr naturverbundenes Leben wichtig ist. Die Kräuterpädagogin, akademische Expertin für Arznei- und Wildpflanzen sowie Fachfrau für grüne Kosmetik zaubert aus allem, was vor der Haustür und auf den Wiesen und Bäumen rundherum wächst, selbstkreierte Speisen. Die Rezepte für ihr Buch sind beim Sammeln der Zutaten in der Natur und während ihrer Kurse entstanden.




1 Kommentar:

  1. Guten Appetit. Sachbücher sind schon ungewöhnlich bei dir. Grüße vom Bücherjungen

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