Ich habe mich sehr gefreut, dass ich hier ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen habe, das auch nicht lange aufs Gelesenwerden warten musste. Ob sich die Lektüre gelohnt hat? Lest selbst:
Als Svea mitten im Abitur die Schule wechseln und zu ihrer großen Schwester in eine Wohngemeinschaft ziehen muss, ist sie zunächst wenig begeistert. Doch schnell stellt sie fest, dass ihr neues Leben gar nicht so schrecklich wie befürchtet ist. Jona, einer ihrer neuen Mitbewohner, hat Riesenpotenzial, ein bester Freund zu werden, und Nik, der sich auf der Straße durchschlägt, sorgt ebenfalls für reichlich Chaos an Sveas Gefühlsfront. Aber sowohl Jona als auch Nik haben Geheimnisse, die die Freundschaft der drei auf eine harte Probe stellen …
Mit Sarkasmus und (Galgen-)Humor, Freundschaft und Liebe versuchen Svea, Jona und Nik gemeinsam ihren Platz im Leben zu finden und erkennen, dass Erwachsenwerden nicht von alleine passiert, Akzeptanz ein Geschenk ist, Vertrauen dagegen manchmal harte Arbeit, und dass Familie nicht nur aus Blutsverwandtschaft besteht.
(Klappentext Amazon.de)
- Format: Kindle Edition
- Dateigröße: 4029 KB
- Seitenzahl der Print-Ausgabe: 323 Seiten
- Gleichzeitige Verwendung von Geräten: Keine Einschränkung
- Verlag: Angelwing Verlag; Auflage: 1 (31. August 2018)
- Verkauf durch: Amazon Media EU S.à r.l.
- Sprache: Deutsch
- ASIN: B07GTPVMQZ
WORAUS SIND HELDEN GEMACHT?
Superhelden - Quelle: Pixabay |
Zugegeben war ich doch ziemlich gespannt, ob dieses neue
Werk aus der Feder Nadine Erdmanns mithalten könnte mit ihrer
CyberWorld-Reihe, die mich nun immerhin schon auch mit dem sechsten Band
begeistern konnte. Doch die Skepsis war unbegründet - so viel schon
einmal vorweg. Auch dieses Buch konnte mich auf ganzer Linie
überzeugen...
Er
lachte leise und schüttelte den Kopf. "Du bist wirklich schräg." - "Zu
schräg, um mich wiederzusehen?" - Er musste grinsen und schüttelte
wieder den Kopf. "Nein. Dein Schräg ist ziemlich okay..."
Erzählt
wird die Geschichte aus der Ich-Perspektive der 17jährigen Svea, die
ein direkter, offener und unbekümmerter Charakter ist. Derzeit hat sie
allerdings einiges wegzustecken. Ihre Mutter hat beschlossen, ihre Zelte
in Deutschland abzubrechen und als Ärztin nach Afrika zu gehen, um sich
mit Kollegen der Ebola-Epidemie entgegenzustellen. Ein Jahr vor dem
Abitur nur semioptimal, wie Svea findet, denn nun muss sie nicht nur in
eine andere Stadt ziehen, sondern auch noch einmal die Schule wechseln.
Und, naja, ihre Mutter vermisst sie obendrein auch ganz schön.
Zum
Glück fängt sie ihre ältere Schwester auf, die dafür gesorgt hat, dass
in ihrer WG noch ein Plätzchen für Svea frei ist. Und die Mitbewohner
scheinen auch sehr nett zu sein - allen voran der ebenfalls 17jährige
Jona, mit dem Svea sich gleich auf einer Wellenlänge fühlt. Als sie kurz
darauf Nik begegnet, der auf der Straße lebt und sich anfangs sehr
zugeknöpft gibt, erwacht das Interesse des jungen Mädchens. Sie lässt
nicht locker und schafft es, dass Nik sie und Jona nicht mehr komplett
abblockt. Doch er hat seine Geheimnisse, die die sich anbanhnende
Freundschaft erheblich gefährden. Und selbst Jona versteckt mehr als gut
für ihn ist. Werden die drei dennoch einen Weg durch die Hindernisse
aufeinander zu finden?
"Du
bist nicht kaputt", sagte ich leise an sein Ohr (...) "Erinnerst du
dich an das Zitat von Heimigway, das wir so toll fanden? 'Die Welt
zerbricht jeden, aber nachher sind viele an den zerbrochenen Stellen
viel stärker als zuvor.' Und das stimmt. Du bist nicht kaputt. Nur ein
bisschen angeknackst. Aber das heilt, versprochen, und genau das macht dich dann unglaublich stark."
Wer
schon einmal ein Buch von Nadine Erdmann gelesen hat, der weiß: da geht
es nie nur um ein Thema. So ist es auch hier. Dass Svea sich erst
einmal an ihre veränderte Lebenssituation gewöhnen muss, ist schon ein
großer Schritt für die 17Jährige. Der Stress vor dem Abitur ist auch
nicht gerade klein, und die Gedanken an die Zukunft danach alles andere
als ausgereift. Doch ist es gar nicht Svea, die sich hier im Mittelpunkt
sieht, sondern es sind vor allem die beiden Jungen, von denen sie
berichtet: von ihren beiden wahren Helden, Jona und Nik, die beide ein
großes Päckchen zu tragen haben.
Ohne zu viel verraten zu wollen, entsteht dadurch ein ganzer Mix an Themen: Erwachsenwerden
ist hier natürlich ein wichtiger Punkt, verantwortliches Handeln,
Gefühle und Sorgen, Vergangenheit und Perspektiven, eigene Erwartungen
und die von anderen, Geborgenheit und Verletzungen, Freundschaft, Mut
und Vertrauen - und noch einiges mehr, das zu benennen an dieser Stelle
zu viel vorwegnehmen würde... Trotz der Themenvielfalt erscheint die
Erzählung jedoch nie überfrachtet, alles fügt sich sinnvoll ineinander
und ergibt letztlich ein großes Ganzes.
"Perfekt gibt es nicht und ich verstehe nicht, warum trotzdem immer noch so viele Leute dem hinterherrennen. Die Zauberwörter heißen Akzeptanz und Kompromiss."
Akzeptanz
und Kompromiss - das leben Svea und ihre Freunde ebenso wie die
Mitglieder der WG. Dabei gibt es nicht immer nur
Friede-Freude-Eierkuchen, sondern durchaus auch viele Probleme und
diskussionswürdige Themen. Es fallen deutliche Worte wo es nötig ist,
aber es geht nie unter die Gürtellinie und bleibt bei aller Kritik immer
respektvoll. Zynisch geht es dabei manchmal zu, vor allem wenn die
Gäule mit Svea durchgehen, aber das tut beim Lesen einfach nur gut, denn
das Gegenüber hätte da vielleicht auch noch etwas ganz anderes
verdient. Svea hält mit ihrer Meinung eben nicht hinterm Berg, doch wen
sie einmal in ihr Herz gelassen hat - für den kämpft sie wie eine Löwin.
Es
ist einmal mehr die Gesamtmischung, die absolut stimmig ist. Die
glaubwürdigen Charaktere, die so gezeichnet sind, dass man denkt, man
kennt sie irgendwie selbst - und würde sie auch gerne kennen. Die
lebendigen Diskussionen, der wohlwollende und warmherzige Umgang
miteinander, wobei sich jeder auf den anderen verlassen kann - ohne dass
es unglaubwürdig wirkt. Der flüssige Schreibstil, der einen unmerklich
immer weiter durch die Seiten zieht. Der Mix aus oft sehr ernsten
Themen, Dingen, die Jugendliche eben beschäftigen, Gefühlsverwirrungen
und einer ordentlichen Portion Humor ist einfach gelungen.
Auch
wenn ich keinesfalls mehr zur eigentlichen Zielgruppe gehöre, konnte
mich das Jugendbuch begeistern. Die unerwartet ernsten Themen geben dem
Leser etwas zum Nachdenken, die zu lösenden Probleme halten die Spannung
hoch, überraschende Wendungen sorgen teilweise für Schnappatmung und
auch ansonsten wird hier die gesamte Klaviatur der Gefühle bedient. So
habe ich beim Lesen laut gelacht, hätte zwischendurch gerne jemanden
verhauen und musste auch einige Male gewaltig schlucken.
Das
einzige Manko dieses Romans ist: es handelt sich um einen Einzelband.
Keine Fortsetzung in Aussicht, und so muss ich Svea, Jona und Nik nun
ziehen lassen. Doch die Autorin scheint den Dreien ihre Zukunft
zuzutrauen. Und so halte ich es nun eben auch. (Und freue mich auf
hoffentlich bald mehr Lesestoff von Nadine Erdmann...)
© Parden
Nadine Erdmann schreibt über sich selbst:
Ich wuchs in einem Haus voller Bücher und Musik auf und seit ich denken kann, liebe ich Geschichten. Selbst welche zu schreiben, war aber lange Zeit nur eine fixe Idee, denn die Schriftstellerei gilt als brotlose Kunst und so musste zunächst ein anständiger Beruf her.
Da ich mit Kindern und Jugendlichen arbeiten
wollte, studierte ich Lehramt, verbrachte einen Teil meines Studiums in
London und unterrichtete als German Language Teacher an einer kleinen
Privatschule in Dublin. Zurück in Deutschland wurde ich Studienrätin für
Deutsch und Englisch und arbeitete an einem Gymnasium und einer
Gesamtschule in NRW. Der anständige Beruf war mir damit sicher, aber mein Herz hing mehr und mehr daran, Geschichten zu schreiben...
► übernommen von der Homepage der Autorin
So bleibt diese Sparte hier erhalten...
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