Dienstag, 14. Oktober 2014

Sprache und Schreibstil - eine Frage der Übersetzung oder des Originaltextes?


Quelle

Wir rezensieren schon seit etlichen Jahren Bücher und gewinnen immer noch neue Kenntnisse hinzu. Besonders freut es einen, wenn man eine Resonanz auf seine Rezension erhält - ist sie sachlich, darf sie ruhig auch einmal kritisch ausfallen, denn nur so lernt man ja hinzu.


Verblüfft war ich jedoch, als ich als Reaktion auf meine Rezension zu dem tollen Buch IN ALMAS AUGEN von Daniel Woodrell vor einigen Monaten plötzlich eine E-mail erhielt:


Vielen Dank für die lobende Besprechung von Woodrells "In Almas Augen". Sehr schön, dass Sie die Sprache des Autors erwähnen und zitieren. Ohne schulmeisterlich klingen zu wollen, aber Sie zitieren nicht den Autor, sondern den Übersetzer. (...)
Mit freundlichen Grüßen
Peter Torberg



Mein Verdacht bestätigte sich, als ich noch einmal im Buch nachschlug: Peter Torberg ist der Übersetzer von Woodrells Werk. Da saß ich nun, und fühlte mich recht ratlos. Denn bereits nach kurzem Nachdenken stellten sich doch einige dringende Fragen:



  • Was antworte ich auf die E-mail?
  • Soll ich im Text der Rezension oder in einem Kommentar dazu noch auf die Qualität der Übesetzung eingehen? Müsste ich dafür nicht zum Vergleich den Originaltext lesen?
  • Bislang habe ich stets die Qualität der Sprache, des Schreibstils etc. auf den Autor selbst bezogen, die Übersetzung habe ich v.a. dann erwähnt, wenn zu vermuten war, dass Qualitätsabstriche darauf zurückzuführen waren. Zitiere ich wirklich den Übersetzer und nicht den Autor? 





In dem Bücherfourm 'Was liest du?' habe ich diese Fragen dann einfach mal öffentlich gestellt. Weshalb sollte ich mir darüber alleine den Kopf zerbrechen? Vielleicht würden sich so Argumente finden, die mich überzeugen könnten? 
In der Tat wurde dort sehr kontrovers diskutiert, und vielen Argumenten konnte ich auch etwas abgewinnen. Was bei mir aber nicht wirklich zu einer Meinungsbildung führte, da die Argumente in beide Richtungen zielten...


Alle Wortbeiträge hier aufzuführen, würde den Rahmen sprengen. Daher beschränke ich mich auf eine Auswahl der genannten Argumente (wörtlich übernommen):



Sprache und Schreibstil sind durch den Autor vorgegeben:

  • Wie du vermutest, denke ich auch, dass man ohne den direkten Vergleich Original / Übersetzung zur Qualität gar nichts sagen kann. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass der Übersetzer komplett frei wählt. Klar, Redewendungen sollten nicht wörtlich, sondern sinngemäß übersetzt werden etc. Aber bei einem finnischen Buch (mein erstes) gab es sowohl in Teil 1 als auch in den weiteren Teilen immer ein spezielles Wort, was ich so noch nicht in deutschen Büchern bemerkt hatte. Daher denke ich, dass auch das eher vom Autor als vom Übersetzer stammt.
  • Da ich keine Fremdsprachen beherrsche, kann ich nur den Text bewerten, den ich lese. Und die Idee zu diesem Text kommt definitiv vom Autor. Schließlich muss der Übersetzer auch den Sinn des Originaltextes wahren.
  •  Der Übersetzer hat natürlich immer einen gewissen Einfluss auf das Buch, denn wenn er schlecht arbeitet, geht vieles aus der originalen Geschichte verloren (Wortwitze etc.). Wenn die Vorlage aber schon mies ist, kann auch der beste Übersetzer nicht mehr viel retten.
  • Ich denke, dass allgemein der Stil des Originals genannt wird - und das ist meist insofern nicht falsch, als der Übersetzer versuchen muss, in der anderen Sprache etwas Entsprechendes zu schaffen. Ich kenne z.B. Bücher von Aharon Appelfeld, die von drei verschiedenen Übersetzern aus dem Hebräischen übersetzt wurden - und dennoch gibt es einen irgendwie durchgehenden Stil, den man vermutlich dem Autor zuweisen kann.
  • Prinzipiell sollte der Übersetzer sich dem Stil des Autors anpassen, d.h. ihn so gut wie möglich rüberbringen. Keineswegs soll er einen eigenen Stil kreieren, er ist ja nicht der Autor ... heisst: Wenn ich einen Text "verbessere", dann sollte ich mich stillschweigend in meine Ecke setzen und höchstens grinsen, wenn Leser sich lobend äussert. (...) Also würde ich so etwas ähnliches auch schreiben: Dass ich eventuellen Frust verstehe, aber dass es keineswegs Sache des Lesers ist, Übersetzung und Original aufzudröseln.
  • Für mich ist ein guter Übersetzer jemand, der einen Text sinngemäß und in vergleichbarem Stil in eine andere Sprache übersetzt. Er sollte da nicht zu sehr seinen eigenen Stil einfließen lassen - das verfälscht nur. Deswegen zitiere ich (vor allem, wenn es um den Inhalt geht) auch immer den Autor, nicht den Übersetzer. Das Buch "gehört" immer noch zuallererst dem Autor!
  • Ich denke, etwas von den Gedanken und Empfindungen des Übersetzers ist immer mit in der Übersetzung, deshalb finde ich es auch schön, wenn er im Klappentext erwähnt wird, so wie es ja auch immer häufiger geschieht. Allerdings bleibt das Buch das Werk des Autors, deshalb wäre von seiten eines Übersetzers auch Zurückhaltung nicht schlecht. Wenn er einen Anspruch auf die Sprache erhebt, könnte er ja auch selbst ein Buch schreiben und bekäme dann Rezensionen nur für sich.


    Sprache und Schreibstil sind durch den Übersetzer vorgegeben:

  • Ich habe dazu vor kurzem ein Interview mit Umberto Eco gehört, der sich viel mit "seinen" Übersetzern zusammensetzt und bespricht. Er äußerte dabei auch, daß es ja nicht um wörtliche Übersetzung geht, sondern um eine sinnhafte. Als Beispiel nannte er einen in der Originalsprache derben Witz, der in der Übersetzung halt entsprechend ersetzt werden kann durch einen sprachtypischen, der die Derbheit auch ausdrückt.
  • Ich denke mal, es macht die Qualität eines Übersetzers aus, den Stil des Autors in eine andere Sprache zu transportieren und da bleibt halt einfach ein gewisser Raum für Interpretationen offen. Setzt man zwei Übersetzer unabhängig an ein Buch, wird am Ende nie 1:1 das Gleiche heraus kommen.
  • Ein sprachlich anspruchsvolles Buch muss (oder sollte) auch entsprechend anspruchsvoll übersetzt werden. Das ist kein leichter Job. In dem Sinne ist es durchaus nachvollziehbar, wenn ein Übersetzer sich mehr oder weniger hintergangen fühlt, wenn alle nur das Schreibtalent des Autors loben.
  • Ein Übersetzer mag zwar nichts völlig eigenes erschaffen, durch seine Arbeit am Werk erschafft er dennoch etwas neues. Es liegt in seinem Ermessen Begriffe einer Sprache mit Begriffen einer anderen zu übersetzen. Und vielleicht sind es am Ende Begriffe, die der Autor nicht verwendet hätte, wenn er die Sprache beherrschen würde. 


Das soll an dieser Stelle reichen, um zu verdeutlichen, dass es mehr als eine Meinung zu diesem Thema gibt. In dem Forum wurde teilweise heiß diskutiert, auch nicht immer nur sachlich, aber dies sei nur am Rande bemerkt.
Letztlich musste ich eine Entscheidung treffen, und ich beschloss schließlich, Peter Torberg auf seine Einlassung folgendermaßen zu antworten:






Sehr geehrter Herr Torberg,

vor einer Woche erreichte mich sehr überraschend Ihre Nachricht (...)


Ich habe mich sehr darüber gefreut, dass der Übersetzer dieses schönen Buches sich mit mir in Verbindung gesetzt hat, dafür schon einmal herzlichen Dank. Darüber hinaus fühlte ich mich allerdings mit Ihrer Aussage zunächst doch überfordert. Natürlich erlebt man die Lektüre eines ursprünglich anderssprachigen Buches nur dann als gelungen, wenn der Übersetzer talentiert ist und er den Charakter des Buches gekonnt in eine andere Sprache zu übertragen vermag. Und natürlich ist auch klar, dass ein Buch nicht wortwörtlich 1:1 übersetzt werden kann, aber die Erzählung selbst, der Verlauf der Geschichte, die Charaktere und auch die Art der Sprache sind doch wohl vorgegeben?

Da ich mir jedoch unsicher war, ob ich nicht vielleicht einen Denkfehler begehe oder Tatsachen übersehe, war ich so frei, und habe diesen Ihren Einwurf in einem Bücherforum als Diskussionsbeitrag eingestellt. Über 50 Beiträge sind hierzu bisher eingegangen, und so viel sei verraten: es wurde sehr kontrovers diskutiert. Vieles konnte ich nachvollziehen - mit dem Effekt, dass ich mir immer noch keine eindeutige Meinung gebildet habe. Daher habe ich nun beschlossen, den betreffenden Abschnitt in der Rezension zu ändern und neutraler auf die Sprache des Buches einzugehen:

'Abgesehen von der geschickten Verschachtelung der Szenen, die stets nur einen winzigen Ausschnitt beleuchten, genug, um eine Ahnung zu erhaschen, zu wenig, um wirklich etwas zu fassen zu bekommen, ist es die Sprache Woodrells, die mir außerordentlich gut gefallen hat. Mit wenigen Sätzen, rasch skizzierten Bildern, vermochte es der Schriftsteller, mich mitten in eine Szene zu katapultieren:'

Daraus wurde nun:

'Abgesehen von der geschickten Verschachtelung der Szenen, die stets nur einen winzigen Ausschnitt beleuchten, genug, um eine Ahnung zu erhaschen, zu wenig, um wirklich etwas zu fassen zu bekommen, ist es die Sprache der Erzählung, die mir außerordentlich gut gefallen hat. Mit wenigen Sätzen, rasch skizzierten Bildern, gelang es bereits, mich mitten in eine Szene zu katapultieren:'

Außerdem habe ich oben unter dem Klappentext nun den Namen des Übersetzers hinzugefügt - was ich ab sofort wohl bei jedem im Blog vorgestellten Buch tun werde, das nicht ursprünglich auf Deutsch geschrieben wurde. (...) 

Ihr Einverständnis vorausgesetzt würde ich darüber hinaus auch in naher Zukunft einen eigenen Blogbeitrag diesem Thema widmen und dabei auch die Diskussion aus dem Bücherforum zumindest auszugsweise hinzufügen. Immerhin handelt es sich um einen nicht unerheblichen Aspekt, dem man als "Normal-Leser" (ohne Studium der Literaturwissenschaften o.ä.) vielleicht nicht genug Aufmerksamkeit schenkt...

Mit einem herzlichen Dank für die Denkanstöße verbleibe ich

mit freundlichem Gruß

Anne Parden




Peter Torberg
Und dann gab es auch noch eine sehr nette Antwort von Peter Torberg, mit der ich sehr gut leben kann...

Vielen Dank für Ihre sehr klare, sehr ausführliche Antwort. Ich bin gern, sehr gern bei allen Diskussion dabei! Bitte halten Sie mich auf dem Laufenden.

Ich habe mich sehr gefreut über die schöne Besprechung.

Mein Punkt war eigentlich recht einfach: Viele Rezensenten, ob Zeitung, Fernsehen, Netz, besprechen ein Buch, als hätten Sie das Original gelesen, und vergessen dabei ganz, dass sie ja die deutsche Übertragung gelesen haben! Wie ein Dirigent mal schneller, mal langsamer, mal anders betont ein Stück intepretieren kann, so kann dies auch der/die Übersetzer/in. Es kann also durchaus passieren, dass das Original recht einfach daherkommt, die Übersetzung aber eine Ader findet, die den Leser in DIESER EINEN SPRACHE ganz anders anspricht. Vorgabe ja, aber die Umsetzung ist der entscheidende Punkt. (Unter uns Pastorentöchtern: es gibt Fälle von verhunzten Originalen, die in der Übersetzung durchaus zum Erfolg wurden ... man kann also viel machen)

Ganz nebenbei: Es ist ja wirklich so, Sie haben meine Worte gelesen, nicht die von Woodrell. Es ist übrigens nach dem Urheberrecht Pflicht für die Verleger und die Rezensenten in den Medien, den Übersetzer zu nennen, so wie man ja auch den Fotogafen, den Dirigenten, den Solisten nennt. Meine Worte sollen dem Original natürlich so nah wie möglich kommen und den Grundton wiedergeben, doch wie ich es drehe und wende: die deutsche Fassung schreibt der Übersetzer, die Übersetzerin. Dass dies dem Leser nicht auffällt, ist ja schon mal ein gutes Zeichen. Aber die Kritiker des Buchs (und in diesem Falle auch Sie) dürfen diesen einen Schritt nicht außer acht lassen. Schadet ja auch nicht! Ich weiß das ja aus meinem eigenen Lesen: Ob Original oder Übersetzung. Ist mir doch egal: Hauptsache, die Geschichte, die Schreibweise packt mich.

Nennt die Übersetzer! Wir sind wichtig! Und das schon seit Jahrhunderten! Es gibt wohl kaum noch auf der Welt eine so hohe Schule des Übersetzens wie ins Deutsche, wie man ja im Kino jeden Abend hören kann (manchmal gut, manchmal weniger ....) gedubbed wird ja kaum irgendwo auf der Welt. Untertitelt vielleicht noch. Und wir Ü's achten sogar möglichst auf die Lippenbewegung! Schönes Beispiel: Peter Sellers (Magnum PI) im Original und auf dt. ... ach herrje ...

mit bestem Gruß

Ihr PT


Seit diesem E-mail-Wechsel habe ich es m.E. nicht mehr versäumt, stets auch den Übersetzer mit anzugeben, wenn es sich nicht um ein deutschsprachiges Buch im Original handelt.

Und wie haltet Ihr das?



© Parden

10 Kommentare:

  1. Sehr interessantes Thema, das mich ebenfalls schon mehrfach beschäftigt hat, zu dem ich mir aber auch keine eindeutige Antwort/Meinung bilden konnte.

    Herr Torberg hat natürlich insofern Recht, dass eine Übersetzung einen Text sehr beeinflusst. In Fällen, in denen ich ein Buch im Original und der Übersetzung gelesen habe, ist mir hin und wieder schon aufgefallen, wie unterschiedlich ich die Stilistik wahrnehme. Jodi Picoults Bücher lese ich beispielsweise am liebsten im Original, nachdem mir aufgefallen ist, dass ich die Sprache in den deutschen Übersetzungen oftmals zu simpel und weniger, ja, atmosphärisch empfand (falls man das so sagen kann ;) ). Auch fiel mir bei Romanen, die in den Südstaaten der USA spielen, auf, dass der typische Slang, der nicht selten auch Klassenunterschiede deutlich macht, im Deutschen oftmals verloren geht. Von daher würde ich schon sagen, dass die Arbeit des Übersetzers entscheiden dazu beiträgt, wie ein Buch aufgenommen wird.

    Aber grundsätzlich denke ich, dass der Autor mit seinem Stil schon die Basis legt und sich Übersetzer an dessen Stil halten/ orientieren. In der Praxis mag das allerdings durchaus nicht immer der Fall sein.

    In diesem Zusammenhang erinnere ich mich gerade an die Übersetzungen von Victor Hugos Werken. Auf einer englischsprachigen Website fand ich vor einer Weile Auszüge aus verschiedenen Übersetzungen zu "Les Miserables" und war doch überrascht, wie stark die Unterschiede in der Wortwahl waren: Da gab es sehr melodische Übersetzungen, aber auch welche, die stocksteif ausfielen und bei denen ich das Lesen vermutlich schnell aufgeben würde.

    Ich kann daher beide Standpunkte verstehen und glaube, dass man über dieses Thema wohl ewig diskutieren kann. Es ist auf jeden Fall sehr interessant, nun einmal die Perspektive eines Übersetzers zu erfahren und ich habe auch dazugelernt: Dass in Rezensionen auch der/die Übersetzer/-in zu nennen ist, war mir bislang nicht klar, da ich das selbst im professionellen Feuilleton selten vorfinde und sogar in journalistischen Seminaren, die ich während meines Studiums besuchte, dieser Punkt nie von den Dozenten erwähnt wurde. Für die Zukunft werde ich das im Hinterkopf behalten und entsprechend berücksichtigen.

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    1. Schön, Deine Antwort hier zu finden, Kathrin. Ich kann mich Deiner Argumentation nur anschließen, und auch für mich war es neu, dass in Rezensionen auch der Übersetzer genannt werden muss. Wie gesagt: dies handhabe ich so auch seit dem E-mail-Wechsel mit Herrn Torberg.

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  2. Nun ja, ich schließ mich auf jedenfall der Auffassung an, dass der Übersetzer genannt werden sollte. Es ist ja schließlich eine Mammutarbeit, die er das geleistet hat und am Erfolg eines Buches ist er maßgeblich beteiligt.
    Da ich nicht vorhabe, von vornherein den gleichen Roman in verschiedenen Übersetzungen zu lesen, was ja z.B. bei DER HERR DER RINGE immer wieder diskutiert wird, wird es aber dabei bleiben, dass ich Stil und Form, die Idee des Stoffes, die Spannung, die Charaktere der Figuren nur einem zuschreiben werde: Dem Autor.

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    1. Ich versuche mich seit der Diskussion da einfach neutraler auszudrücken, d.h. ich schreibe den Stil keinem im Speziellen zu, sondern lasse das eher offen. Damit kann ich ja nur auf der sicheren Seite liegen... :)

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  3. Also, ich gebe zu, mich mit dem Thema noch nicht ernsthaft auseinander gesetzt habe. Ich wage mal einen Vergleich: Höre ich (klassische) Musik, dann höre ich immer die Interpretation des ausführenden Künstlers. Solche Interpretationen können qualitativ äußerst unterschiedlich sein und/oder bestimmte Aspekte des gespielten Stückes unterschiedlich betonen. Dennoch höre ich immer zunächst das Musikstück, d.h. also den Komponisten. Der/die ausführende(n) Musiker bzw. auch der Dirigent bestimmen n i c h t , ob die Musik (das Werk) mich begeistert, denn sie liefern ja nur eine mehr oder weniger gute Interpretation. Ich weiß, Vergleiche hinken. Vielleicht sollte man das Ganze auch nicht ganz so eng sehen: Ohne gute Schriftsteller gäbe es keine guten Bücher, und ohne Übersetzer keine guten Übersetzungen. Also sollte man beide nennen. In einem aber stimme ich Uwe zu: Wenn ich lese, dann lese ich in erster Linie den Autor und erst in zweiter Linie den Übersetzer!

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    1. Wäre das klassische Musikstück nicht mehr erkennbar, dann war der "Übersetzer" schuld. ;)
      Ich habe mir bewusst Vivaldis VIER JAHRSZEITEN von Anne Sophie Mutter, Nigel Kennedy und David Garrett angehört. Wirklich es klingt jedes ein wenig anders. Man spricht da auch von den unterschiedlichen Kadenzen der Musiker. Ich finde nach wie vor alle Aufnahmen gut, der Kennedy hatte aber zum Beispiel die schönste Version vom WINTER.
      So könnte man stundenlang weiter diskutieren.

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    2. Ich nehme als Konsequenz aus der Diskussion auch nur mit, seither immer auch den Übersetzer zu nennen. So kommt jeder zu seinem Recht...

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  4. Ein schwieriges Thema, vor allem, weil die Intentionen unterschiedlich sind: Dir ging es um das Buch und darum, dem Leser ein Gefühl für die Sprache zu vermitteln. Der Übersetzen wollte darauf aufmerksam machen, dass Übersetzer zuwenig geachtet werden. Dafür bist du aus meiner Sicht die falsche Adresse. Natürlich ist der Hinweis, den Übersetzer zu nennen wichtig und in unserer Kultur ist das nicht so verbreitet. Das ist aber nicht deine Schuld.

    Eine Lösung wäre, dass man den Beruf mehr in den Vordergrund rückt. Du kannst ihn fragen, ob er beim nächsten Mal für ein Interview zur Verfügung steht und etwas über die ARbeit an der Übersetzung erzählt.

    Die Frage, in welchem Maße man alle Beteiligten eines Werkes notiert und vor allem abwägt, welchen Anteil sie am Ergebnis habne, ist schwer. Bei einer Rede denkt z.B. jeder nur an den Politiker, weniger an den Redeschreiber. Bei Filmen erscheint meistens nur ein Hinweis auf das Synchronstudio (auch wenn man versucht, die Synchronsprecher mehr in den Vordergrund zu rücken - woher das wohl kommt?). Und welchen Anteil haben Cutter bei einem Film? Meistens werden zwar alle Positionen aufgeführt, werden aber nur vom Filmfreunden wahrgenommen. Für den Rest bleibt es dabei: ".... (Studio/Produktionfirma) präsentiert: Ein Film von.... (Regisseur) mit... (berühmte Schauspieler)"

    Umgekehrt ist es bei der Musik: Hier stehen die Interpreten im Vordergrund, Texter und Komponist stehen im Booklet und werden, z.B. beim Grand Prix, erwähnt. Das war es aber.

    Ich habe übrigens nur einmal in einer Rezi die Übersetzung kritisiert: Die Sprache war komisch und ich hab sie mit dem Original abgeglichen. Das tat mir leid, weil ich die Arbeit nicht herabwürdigen wollte, aber... schade :-(

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    1. Da führst du viele gute Beispiele an. Gerade beim Film sind so viele Leute beteiligt, dass es aber auch gar nicht möglich ist, alle zu erwähnen. Aber ja: Gerade die Cutter haben einen wichtigen Einfluss darauf, wie ein Film wirkt (und noch dazu ist ihre Arbeit auch extrem zeitaufwändig - an 10 Minuten Film kann man locker tage- oder gar wochenlang sitzen). Ich schreibe nebenbei für ein Musicalmagazin und wir haben dort auch die Richtlinie, dass wir versuchen, alle Mitwirkenden in der Besprechung zu erwähnen. Manchmal ist das - zugegebenermaßen - nicht gerade einfach, bspw. wenn jemand nur eine sehr kleine Rolle hatte, Kostümassistenz ist oder bei Inszenierungen mit Kindern die Kinder pädagogisch betreut hat. Nicht immer ist ja für den Rezipienten (also Zuschauer, Leser, Hörer) ersichtlich, wie stark der Einflus eines Mitwirkenden ist. Die Arbeit von Lektoren zum Beispiel trägt doch auch maßgeblich dazu bei, dass wir einen Text exakt so in den Händen halten, wie wir es tun - und dennoch wird auch ihre Arbeit kaum separat durch Erwähnung gewürdigt. ... Ich glaube, hier kann man noch unzählige weitere Beispiele nennen.

      Deine Idee eines Interviews mit Peter Torberg (oder auch anderen Übersetzern) finde ich übrigens toll - ich denke, das würde auch helfen, die Arbeit der Übersetzer besser einschätzen und würdigen zu können.

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    2. Evy, da mit der Musik stimmt nur bedingt. Wenn ein Interpretin wie Anna Netrebko eine Arie aus Verdi´s Opern singt, dann singt zwar DIE Netrebko, aber sie singt VERDI. Und wenn Poul McCartney mal das zeitliche gesegnet hat und andere singen seine Lieder, wird man sich an den Urheber wohl durchaus erinnern. Glaube ich jedenfalls.

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